Barbaras Auswärtsspiel

15.4.2010


Noch bin ich nicht weg, war aber mal eben in Südtirol.

Komische Vögel in Südtirol

Nachdem der Adler erfolgreich in Südtirol wieder angesiedelt wurde, ich selber habe einen am blauen Himmel gesehen, wurden auch andere komische Vögel auf den steilen Hängen am Sellastock gesichtet:

AUS_E01_01
roter Boarding Papagei


AUS_E01_02
Flyfrog

AUS_E01_03
abgehobener Paradiesvogel


Augenzeugenberichten nach sind diese seltenen Vögel alles andere als scheu. Sie zeigen sich gern wo viele Menschen sind, lassen sich mit allerlei Leckereien füttern und verlieren dabei jegliche Hemmungen. Merken sie, dass sie beobachtet werden, führen sie einen interspeziellen Balztanz mit heftigem Imponiergehabe auf.


22.4.2010


Noch bin ich nicht weg, war aber mal eben in Wertheim.

Was ist das für ein blau?

AUS_E02_01


Richtig! Das ist der Himmel überm Frankfurter Kreuz, kein einziges Flugzeug weit und breit, wo sich sonst Massen im Landeanflug befinden und wenn man genau hinhört, absolute Stille...

Wie so vieles kann man das Flugverbot aus mehreren Perspektiven betrachten. In meinem Fall (siehe Foto) einfach von unten, die Anwohner an den Einflugschneisen können mal wieder mit offenen Fenstern schlafen und sich beim Frühstück im Garten unterhalten ohne sich anzuschreien, aber Reisende, die aufs Fliegen angewiesen sind, müssen halt mal bleiben, wo sie gerade sind. Das sind alles einzelne Schicksale. Wirklich leid tun mir die Fluggesellschaften, denn es ist deren täglich Brot Flugzeuge fliegen zu lassen und nun fällt deren einzige Einnahmequelle einfach aus.

Und Island ist noch nicht einmal vernünftig versichert. Jeder Autofahrer oder Hundehalter weiß, dass er eine gute Haftpflichtversicherung braucht. Halte ich mir nun einen potentiell gefährlichen Vulkan als Statussymbol, sollte auch der Versicherungsschutz stimmen. Ich fordere für vulkanhaltende Staaten eine gute Vulkanhalterhaftplicht, die sowohl Lavabrand an Fremdeigentum, wie auch einfache Zerstörung durch Lavafluss, aber eben auch Beeinträchtigungen des Flugverkehrs durch massive Rauchentwicklung abdeckt. Kleine Länder oder solche, die ihre Vulkane an Landesgrenzen halten, sollten zusätzlich einen Explosionsschutz in betracht ziehen, da bei einer heftigen Eruption wie bei dem Mount St. Helens vor 30 Jahren auch mit Beschädigungen von Nachbarländern zu rechnen wäre.

vorher: AUS_E03_01 während: AUS_E03_02

nachher:
AUS_E03_03

Und für Vulkanhalter am Meer sollte es eine zusätzliche Tsunamiversicherung geben. Natürlich sollten die Versicherungsgebühren Leistungs- und Ausbruchabhängig sein. Oldtimer, wie es sie in der Eifel gibt, können ähnlich den Cabrios bei Autos saisonale Haftpflicht beantragen, aktive Vulkane sind durchgehend versichert, abhängig von Größe, Ausbruchsrate und Potenz.


29.4.2010

Noch bin ich nicht weg, aber auch nicht mehr so richtig da.

Losgelöst

Eigentlich hatte ich vor, als ich mich entschied mit Nobbi nach Amerika zu gehen, körperlich mit ihm zu gehen, im Herzen aber in Aachen zu bleiben. Also genauso wie man das macht, wenn man in Urlaub fährt. Mal wegfahren, gucken und wieder kommen. Statt Koffer zu packen, packt man einen großen Container und wenn der Urlaub vorbei ist, hat man was Tolles erlebt, sich erholt, nette Fotos und vielleicht sogar seinen Horizont erweitert.  
Aber ich merke gerade, dass das so nicht ganz funktioniert. Natürlich komme ich wieder, mein Herz hängt an Aachen und den Menschen die ich hier kenne und liebe, aber schon jetzt befinde ich mich in einem Prozess der Lösung.
Vielleicht ist das Selbstschutz, damit es nicht so weh tut, vor allem ist es aber der Beginn, sich dem Neuen zu öffnen, Platz zu machen in meinem Inneren für Neues. Als ich anfing meine Schubladen auszumisten und Dinge weg zu schmeißen wurde mir klar, dass das nicht nur mit Materiellem funktioniert. Ich habe nie das Feng-Shui Buch gelesen, aber wahrscheinlich ist das damit gemeint…

AUS_E04_01

da ich Probleme mit der Bandscheibe habe, ist Samuel hier in der Luft zu sehen
Foto:
http://www.bboyju.de.vu

Die Vorbereitung für unseren Umzug hat begonnen: Haus vermieten, ausmisten, Renovierung vorbereiten, Haus in Amerika suchen, Papierkram erledigen etc… Ich bin emotional abgesprungen, aber noch nicht wieder gelandet .
Es ist ein interessantes Gefühl, zusammengesetzt aus Neugier, Überforderung, Hoffnung, Angst, Freude, Glück, Trauer und Liebe, ganz viel Liebe…Was daraus wird, wenn ich wieder auf dem Boden aufkomme weiß ich noch nicht, aber ich freu mich drauf…

 

 
5.5.2010

Noch bin ich nicht weg, aber ich bin mal eben in Silicon Valley.
Silicon Valley 1

Letzter Bus nach San Franzisko

Als in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Goldrausch in Kalifornien begann und San Franzisko sich von einer kleinen Stadt mit hauptsächlich spanischer Bevölkerung in eine Großstadt mit überwiegend aus Irland stammenden Einwohnern entwickelte, war das Reisen noch ein richtiges Abenteuer.

Wochenlang war man mit dem Schiff nach New York unterwegs und dann wurde es erst richtig beschwerlich. Üblich war es, sich einem Treck anzuschließen, der mit vielen Kutschen gen Westen zog. Heute beträgt die reine Fahrzeit mit dem Auto von New York nach San Francisco einen Tag und 23 Stunden. Allerdings sind inzwischen die Straßen ausgebaut, es gibt keine Indianer mehr, die einen aufhalten und wenn man Glück hat, kommt man durch, ohne von Banditen überfallen zu werden. Das war vor 150 Jahren noch ganz anders. Eigentlich ist es erstaunlich, dass doch so viele überhaupt im Westen angekommen sind.

Wir reisen heute viel unbeschwerter, buchen einen Flug, fahren mit dem Taxi von Vaals in aller Herrgottsfrühe nach Aachen zum Bahnhof, bummeln dann mit einer Regionalbahn bis nach Köln, um dann die Strecke von dort bis nach Frankfurt im ICE in nur einer Stunde zurück zu legen. Unfassbar! Wenn alles glatt läuft, ist man dann nicht mal 11 Stunden später in San Francisco.

Wenn alles glatt läuft!!!

Bis Frankfurt lief alles glatt, wirklich glatt. Sogar zum Boarding waren wir rechtzeitig, da ich nicht die Ruhe hatte, in der Lounge noch einen Kaffee zu trinken. So saßen wir also zeitig im Flieger und warteten auf den Abflug. Der verzögerte sich zunächst, da offenbar zwei Koffer zu viel an Board waren, bzw. deren Begleiter noch nicht zum Boarding erschienen waren, da sie höchstwahrscheinlich noch einen Kaffee in der Lounge trinken mussten.

Nach langen Minuten des Wartens waren aber dann endlich alle da, nur Losfliegen konnten wir doch nicht.

Der Kapitän meldete sich und entschuldigte sich dafür, dass wohl eine Kontrolllampe defekt sei, die die Schließung der Ladeklappe melden sollte. Techniker würden sich kümmern. Ich sah einen solchen Techniker, der von hinter dem Flugzeug kam und einem anderen Techniker mit den Händen etwa 20 cm Breite zeigte, was ich so interpretierte, dass die Ladeklappe noch 20 cm aufsteht.
Es dauerte eine Weile bis der Kapitän sich noch einmal meldete und erklärte, dass es doch mehr als ein Lampendefekt sei, und das Ladeklappenschloss gebrochen sei. Wir könnten also mit dieser Maschine nicht fliegen. 4 Stunden verbrachten wir nun in einem kaputten Flugzeug, durften nicht aussteigen, bekamen aber zum Trost Wasser und Saft. Und dann war er da:

Der letzte Bus nach San Francisco

AUS_E05_01


Wir hatten also richtig Glück, dass wir den letzten Bus noch bekamen. Klar kamen wir nicht ganz so früh an, wie wir wollten, aber wir kamen an.

Und ich bin wirklich beeindruckt.

AUS_E05_02


Es sieht hier aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Ein bisschen wie in der Toskana, aber es gibt nicht ganz so viele Italiener, dafür etwas mehr Amerikaner, Asiaten, Inder und Mexikaner.

Wir fahren dekadent in einem weißen Chrysler Cabrio durch die Hügel, genießen den sommerlichen Frühling und schauen uns ein Haus nach dem anderen an. Was für eine Welt.

Our american dream!


AUS_E05_03 AUS_E05_04

Darüber schreibe ich das nächste mal…



11.5.2010


Noch bin ich nicht weg, aber ich war mal eben in Silicon Valley.
Silicon Valley 2

House-hunting

Der Mensch ist ein Jäger, genau wie der Bär, der Adler, der Hai oder die Schlange. Alle Jäger haben das eine gemeinsam: sie machen Beute.
Doch wie sie das tun und was sie jagen ist höchst unterschiedlich.

Da gibt es die sportlichen Einzelkämpfer, die mit hoher Geschwindigkeit und dem Überraschungseffekt arbeiten, wie das Chamäleon, dass seine Zunge in einem Tempo einsetzt, was mit dem menschlichen Auge kaum wahrzunehmen ist.

AUS_E06_01


Dann die kraftvollen Jäger, wie Bär oder Tiger, nicht ganz so schnell aber körperlich dem Opfer weit überlegen. Jäger mit bescheideneren Körpern können List und Strategie anwenden, um erfolgreich zu sein. Der Trichterspinne half die Evolution durch die Fähigkeit interessante Netze zu bauen und der Komodovaran hat Zeit, er wartet einfach, bis sein Opfer durch einen Biss von ihm langsam an Blutvergiftung stirbt, da sein Speichel so viele Bakterien enthält.

Eine große Kunst ist die Jagd im Rudel. Hier hat die Evolution nicht einem einzelnem Individuum besonders herausragende Fähigkeiten gegeben, sondern viel mehr die Voraussetzung der innerartlichen Kommunikation und die soziale Intelligenz gemeinsam ans Ziel zu gelangen. Wölfe, Löwen und auch der Mensch wären wahrscheinlich wenig erfolgreich, wenn sie auf sich alleine gestellt wären.

Früher jagte der Mensch in Gruppen ausschließlich um das Überleben seiner Art zu sichern und Nahrung zu beschaffen. Dass muss er inzwischen nicht mehr, da er in Supermärkten durch Sammeln von Nahrung viel leichter ans Ziel kommt. Aber das Jagen steckt in seinen Genen. So sucht er sich Ersatz, indem er Schnäppchen, Autogramme oder sogar Schürzen jagt, wobei bei diesen Ersatzjagden es sich ausschließlich um Solitärjagd handelt.

Der Amerikaner geht auf Häuserjagt. Eine ganz besondere Form der Jagd im Rudel. In der Regel jagen Männchen und Weibchen gemeinsam, um aber besonders erfolgreich zu sein, holen sie sich Hilfe von einem sehr erfahren Jäger, dem Legionärsjäger. Bei Erfolg darf er gar nicht mit im Haus wohnen, er wird nur dafür bezahlt, dass er seine Fähigkeiten verleiht.
Nun denkt der Europäer, wie einfach, ein Haus läuft ja nicht weg, aber so einfach ist das gar nicht. Da man weder mit Pfeil und Bogen noch mit Netzen Erfolg hätte.

Die Jagd beginnt mit dem Aufspüren geeigneter Beute.


AUS_E06_02 AUS_E06_03
ungeeignete Objekte, da in falscher Lage oder extrem schlechten Zustandes von Innen


Das ist in der Regel die Aufgabe des Weibchens und des erfahrenen Legionärsjäger. Sind einige Objekte in der engeren Wahl, wird die Beute eingekreist und gut bewaffnet geht die Gruppe los. Das Weibchen trägt alle Waffen der Frau: Charme, Naivität, gutes Aussehen, um eventuelle Männchen zu bezirzen und einen Fotoapparat. Das Männchen ist mit Intelligenz, den richtigen Fragen und Geld bewaffnet. Der hinzugezogene Legionär hat die Erfahrung, wann, wie und mit welchen Mitteln zugeschlagen wird und außerdem spricht er die Sprache der Opfer fließend. Die Opfer sind bei der Häuserjagd nicht etwa die Beute selbst, sondern deren Beschützer oder Eigentümer.

AUS_E06_04

geeignetes Beuteobjekt(hinten) mit Beschützer(links) und Männchen auf der Jagd(rechts)

Beschützer und Eigentümer bieten Beute an, manchmal zu unverschämten Preisen, in unmöglichen Lagen oder in katastrophalen Zuständen. Die Gruppe der Jäger läuft durch das Objekt, bedankt sich und geht wieder. Ist aber ein Objekt dabei, das geeignet wäre, sind die Rollen genau verteilt.
Das Weibchen gibt entzückende Laute von sich, geht von Zimmer zu Zimmer und zeigt großes Interesse. Das Männchen hält sich noch zurück und der Legionär stellt wichtige Fragen und testet an, ob schon andere Jäger das Objekt umkreist haben. Ist die Entscheidung gefallen, zückt das Männchen seine Waffen, stellt noch intelligentere Fragen und lockt das Opfer mit Geld. Zunächst nur mit ein wenig, damit das Opfer sich in Sicherheit wiegt, dann aber, wenn es nicht scheut, schlägt das Männchen mit Geld zu, und das Haus ist gefangen. Das Opfer zieht sich zurück, das Haus bleibt und der Legionär hat seinen Job gemacht. Weibchen und Männchen sind mit dem Jagderfolg glücklich und zufrieden, das Opfer überlebt zufrieden und wird weitere Häuser beschützen um sie genauso zu verlieren und der Legionär ist auch zufrieden. Eine Jagd ohne Tote, sogar ohne Verlierer.


AUS_E06_05 AUS_E06_06 AUS_E06_07
Am Ende sind alle zufrieden.




16.5.2010


Noch bin ich nicht weg, aber ich kann es mir inzwischen vorstellen.
Silicon Valley 3

Andere Länder andere Sitten

Stille Örtchen

Schon an dieser niedlichen Umschreibung merkt man, dass es sich auch bei uns im aufgeklärten Deutschland, um ein Tabuthema handelt. Eigentlich müsste die Überschrift einfach „Toiletten“ heißen, WCs oder noch profaner, einfach „Klo“.
Aber wer hat da denn noch Lust weiter zu lesen?

Wenn man verreist, ist die Toilette ein nicht außer Acht zu lassender Faktor, denn eine saubere, geruchsfreie Toilette erhöht unsagbar die Lebensqualität. Auch möglichst ruhig sollte sie sein, damit man sich so richtig wohl fühlen und entspannen kann. Es hat sich in den letzten Jahren viel getan in punkto öffentliche Toiletten, ihre Hygiene und die Bequemlichkeit für ihre Nutzer. Auf deutschen Autobahnen kann man teilweise komfortabler und sauberer austreten, als in den eigenen vier Wänden.

Vielgereiste Menschen können bestätigen, dass es nicht nur individuelle Unterschiede bei der Einrichtung, der Sauberkeit und dem Geruch von privaten und öffentlichen Toiletten gibt, sondern vor allem auch kulturelle Unterschiede.

Bei meinem ersten Frankreichaufenthalt überraschten mich die Franzosen mit ihren Stehklos. Kein Mensch warnte mich vorher oder gab mir womöglich Tipps, wie man so eine Toilette richtig benutzt. Es ging…irgendwann, irgendwie, aber ich habe mich nie wohl dabei gefühlt. Auch habe ich in Frankreich in einem privaten Wohnhaus eine Toilette vorgefunden, die wie ein Zugklo einfach eine Klappe zur Sickergrube hatte, ohne Knie und Wasserstand, sodass das gesamte Badezimmer nach Sickergrube roch. Ich habe mich immer gefragt, wie eine Nation eine so hohe Esskultur haben kann, und so wenig Sorgfalt auf die Entsorgen des großartigen Essens legt. Meine Frankreich-Erfahrungen liegen allerdings schon lange zurück und ich hoffe doch, dass auch die Franzosen im Toilettenbereich Fortschritte gemacht haben. Aus Japan hört man ganz eigenartige Dinge. Aber da ich selber nie da gewesen bin, kann ich auch nichts darüber schreiben.

AUS_E07_01

japanische Toilettenbedienung

Ich war gespannt, was für eine Toilettenkultur die Amerikaner haben. Ich fragte sogar Nobbi vor unserer Reise, aber für ihn gab es da nichts Besonderes zu erwähnen.

Umso mehr war ich überrascht, als ich nach dem 11 stündigen Flug plus 4 Stunden Aufenthalt im kaputten Flugzeug, also nach 15 Stunden toilettenfreier Zeit (Flugzeugtoiletten sind für mich ein nicht zu akzeptierendes Produkt. Ich habe es versucht, aber da komm ich mit meinem Verstand einfach nicht weiter…) auf dem San Francisco Airport meine erste amerikanische Toilette besuchte. Mir öffnete sich ein moderner, sauberer Waschraum, mit vielen Türen, alle sauber. Ich stubste die erste auf, aber die saubere Toilette dahinter machte einen verstopften Eindruck, da sie zur Hälfte mit Wasser gefüllt war. Die zweite auch und bei der dritten beschloss ich, dass das wohl so gehört. Beim Setzen bemerkte ich, dass sie sehr niedrig war, was mir aber egal war, ich war einfach nur froh über ein sauberes Klo.

Als ich mich wieder erhob, spülte sie vollautomatisch ab, ähnlich den Serways Toiletten auf unseren Raststätten, toll! Nur, dass sie nicht normal abspülte sondern sich mit Hochdruck leer pumpte -Hi tech! Warum nicht- um sich anschließend wieder zur Hälfte mit Wasser zu füllen.

Zunächst dachte ich, dass es sich um spezielle Flughafentoiletten handelt, bei uns findet man ja auch nur auf Raststätten sich selber reinigende Klos. Aber auch die Toilette im Hotel war zur Hälfte mit Wasser gefüllt und entleerte sich mit Hochdruck und lautem Getöse, allerdings erst nachdem man einen Hebel betätigt hat, der deutlich tiefer liegt als bei europäischen Toiletten. Ich musste mich bücken.

AUS_E07_02

typisch amerikanische Toilette

Ich frage mich, wie die vielen übergewichtigen Menschen in den USA, nach längerem Toilettenaufenthalt auf den niedrigen Toiletten da wieder hochkommen und dann noch in der Lage sind, diesen Hebel zu bedienen.
Des Weiteren fiel mir auf, dass es keine Klobürsten gab. Braucht man wohl auch nicht, wenn man eine Hochdruckspülanlage hat.

Die Toiletten in den Privathäusern, die ich aufsuchte, waren ähnlich voll gefüllt mit Wasser, pumpten sich aber nur leer, ohne Hochdruck, Klobürsten sah ich trotzdem keine, obwohl ich bezweifle, dass das wirklich reicht. Aber wie halten die Amerikaner sie so sauber? Putzt man mit der Gummihandschuhmethode, braucht man einen der bis über den Ellbogen geht, da das Wasser so hoch steht. Vielleicht kann man das in einer der Broschüren nachlesen, die man als Expat bekommt: How to clean an american water-closet?

Während meiner Recherche zu diesem Artikel fand ich noch einiges Wissenswertes: In Amerika sind Toiletten in der Regel zur Hälfte mit Wasser gefüllt, um möglichst den Geruch zu ertränken und Streifen zu vermeiden. Außerdem spritzt nichts, da alles sanft ins Wasser gleitet. Flach- und Tiefspüler wie bei uns gibt es kaum. Dennoch gibt es Klobürsten in Baumärkten zu kaufen. Bei größeren Geschäften sollte man mal zwischendurch spülen, da die Öffnung in der Toilette relativ eng ist und somit die Verstopfungsgefahr und damit die Gefahr des Überlaufens recht hoch ist. Nicht alle öffentlichen Gebäude, Geschäfte oder Restaurants haben Toiletten, da es da keine gesetzlichen Bestimmungen wie bei uns gibt. Man muss also damit rechnen, mal keine Toilette zu finden. Aber da die Toilette an sich in den USA tabu ist, muss man darauf achten, wie man sich nach ihr erkundigt. Niemals fragt man nach der Toilette, niemals!!! Das Wort toilet gibt es zwar, wird aber nicht in den Mund genommen und selbst das englische loo wird in Amerika nicht benutzt. Man muss den Ort umschreiben: bathroom, restroom, for lady’s or men, lady’s room oder men’s room und wer locker fragen möchte, fragt nach john, der amerikanische Slang-Ausdruck für Klo. Wobei ich nicht weiß, ob man fragt: Where is John? Oder vielleicht, where is the john? Ich jedenfalls wusste das alles noch nicht, als ich bei starbucks nach dem Klo gefragt habe. Natürlich fragte ich sehr höflich nach „the toilet“, wurde ganz komisch angeschaut und dachte noch, ich hätte vielleicht wieder mal irgendeinen seltsamen grammatikalischen Fehler gemacht. Das ist wahrscheinlich normal, es stehen viele interkulturelle Fettnäpfchen in Amerika herum, man tritt unbefangen hinein und merkt es nicht mal.
Ich bin nur froh, dass ich diese Kolumne schreibe und mich je nach Thema weiterbilde. Wahrscheinlich würde ich sonst jedes Mal wieder das böse Wort mit „t“ in den Mund nehmen und irgendwann des Landes verwiesen wegen: „danger to the public due to dirty language“.


21.5.2010

Noch bin ich nicht weg, war aber mal eben in Berlin. 

Pokalendspiel 

Es langweilt mich, nicht Fußball an sich, aber die Ergebnisse, die ich am Rand mitbekomme. Wer wird Meister? Bayern! Wer gewinnt den Pokal? Bayern.

AUS_E08_01

Als ich nach dem wirklich schönen Wochenende aus Berlin zurück fuhr, stand ich hinter mehreren Bremen-Fan-Artikel-Kleintransportern im Stau. Sie hatten alle den Aufkleber: „Nix ist scheißer als Platz 2“

AUS_E08_02

Genauso fühl ich mich. Mir geht es wie Bremen. Ich wollte das Doppelkopfturnier gewinnen und den rosa Micky-Maus Pokal nach Kalifornien holen und das habe ich nicht geschafft, da gegen „Hannes die Bayern“ kein Kraut gewachsen ist. Er gewinnt DAS BUCH der Dokorunde, und zwar schon zum x-ten mal, und er gewinnt das Turnier, ohne sich wirklich anzustrengen.
Dass die Bayern keiner leiden kann, die Toten Hosen Hetzlieder singen und sich alle lustig machen, ist denen doch egal. Was schert einen Sieger der Neid der anderen.


Und Hannes?

AUS_E08_03 AUS_E08_04 AUS_E08_05


Wozu braucht man Freunde, wenn man das nächste Turnier ausrichten darf? Sie kommen ja doch, bringen leckeres Essen mit und versuchen wieder und wieder selbst zu siegen. Dass das alles nur ein großer Spaß ist, ist eine Lüge, das behauptet man nur, um den Erfolg des Siegers zu schmälern. Dabei sein ist alles…papperlapapp!!! Einzig und allein zählt der Erfolg!


AUS_E08_06

Ich denke darüber nach, meine aktive Zeit zu beenden. Auf dem letzten Pokal stehe ich dreimal, auch davor hatte ich Erfolge und nun? Nur Zweite! Vielleicht sind meine besten Tage vorbei. Ich werde ins Ausland gehen, vielleicht als Berater oder Entwicklungshelfer im amerikanischen Doppelkopfsport oder als Co-kommentator im Fernsehen. Ich könnte auch die Sparte wechseln und eine Karriere als Billardspieler beginnen. Mir wird schon etwas einfallen. Über ein Comeback im Herbst denke ich nach, wenn es soweit ist.  
Meine Doppelkopfrunde werde ich im Sommer verlassen und endlich frei sein. Niemand mehr, der mich hetzt, endlich eine Karte auszuspielen, keiner mehr, der meine Soli einfach durch abreizen kaputt macht oder gute Blätter durch Soli vernichtet.

AUS_E08_07

Auch keine Gäste mehr, die durch unüberlegtes ansagen die besten Karten in Verliererblätter wandeln.
Ich werde meine Dienstagabende endlich frei gestalten können, mit Dingen die Spaß machen und vielleicht sogar kreativ sind. Auch muss ich die Himbeeren in den Haribo Coloradotüten nicht mehr mit den Bayern teilen, denn es wird überhaupt keine Coloradotüten mehr geben.
Doppelkopf werde ich gar nicht vermissen, ich ärger mich ja sowieso nur die meiste Zeit über meine Karten.
 
Die Jungs, die werden mir fehlen.


AUS_E08_08 AUS_E08_09 AUS_E08_10 AUS_E08_11 AUS_E08_12


Die Sticheleien am Rande, die Kurzgespräche wenn man sitzt und auch die tiefe Vertrautheit, über Jahre gewachsen. Die Rituale der Gruppe und die Eigenheiten jedes Einzelnen. Die Sprüche, die wir schon gar nicht mehr aussprechen, einzelne Worte genügen und jeder weiß was gemeint ist. G a n z besonders fehlen wird mir die Kommunikation zwischen den Dienstagen, die vielen kleinen mails, informativ, gruppendynamisch, satirisch…
Es ist Zeit die regionale Profiliga zu verlassen und internationale Erfahrungen zu sammeln.  
Jungs, ich danke Euch für die jahrelange Sicherheit, einmal in der Woche mehr als nur ein Kartenspieler gewesen sein zu dürfen. Sich mit Euch oder über Euch zu ärgern oder zu freuen war mir immer heilig und wichtiger, als Nachtschlaf, Elternabende oder Fernsehprogramm.
Ihr werdet mir fehlen…

Hier geht’s weiter: Packen und Abschied

oder
nach oben