Barbaras Auswärtsspiel

6.9.2011

Ich bin dann mal weg…

BBQ

Die Amerikaner lieben Abkürzungen. BBQ ist da vielleicht noch eine der Bekanntesten, obwohl ich zu meiner Schande gestehen muss, dass ich vor etwa einem Jahr nicht wusste, was es bedeutet und es bei der Einladung zu irgendeiner Veranstaltung dabei stand. Wenn man aber weiß, dass hier die Abkürzungen nicht nur aus wichtigen Anfangsbuchstaben, sondern auch aus Lautmalereien bestehen, kommt man drauf. Spricht man BBQ lautmalerisch aus, dann heißt es Bi-bi-kju, na und wenn man dann weiß, dass es eine Veranstaltung ist, die draußen stattfindet und man seine Steaks selber mitbringen soll, dann ist es klar, dass es Barbecue heißen soll.

Wir grillen auch gern, immer schon, aber wie so vieles, was wir tun, in Low-Budget-Ausführung. In Aachen hatten wir über Jahrzehnte einen 5 DM!!! Grill von der Tankstelle, den wir am Anfang des Studiums gekauft hatten, um in Aachen im Westpark zu grillen. Er begleitete uns viele Jahre, bis er eines Tages unter der Last, des zu grillenden 1000sten Bauchspecks einfach zusammenbrach. Na gut, wir brauchten Ersatz und inzwischen gab es keine 5 DM Grills mehr, da der Euro eingeführt war. Wir leisteten uns aufgrund der inzwischen angestiegenen Familiengröße einen 15-20 Euro Schwenkgrill, Low-Budget für Fortgeschrittene.

Auch dieser Grill rostete irgendwann durch, allerdings waren die Grillgäste schon unterwegs und wir mussten improvisieren. Wir retteten den Grillabend, indem wir die Holzkohlenwanne auf einen Stapel Backsteine stellten, da sie ein Bein verloren hatte und wir konnten grillen. Auf Dauer war das nichts, es war wackelig und man konnte den Grill, wenn heiße Kohlen drin waren, nicht gut verschieben, aber es hielt einen ganzen Sommer. Wir waren uns einig, dass wir vor der nächsten Grillsaison einen stabilen Grill besorgen würden.

Nobbi ist ein Bastler, ein Recykeler und er schmeißt ungern etwas weg, was man noch gebrauchen könnte. Ab und zu geht er mit dem Akkuschrauber und ein paar Ideen durch Haus, Garten, Schuppen oder Garage und es kommt etwas mehr oder weniger Anständiges dabei heraus. Gegen Ende der Saison war nicht nur der Grill kaputt, auch ein Metallgartenstuhl, war zu beklagen, ihm fehlte die Sitzfläche. Durch Sonne und Regen im Wechsel war sie verwittert und brach einfach durch. Nobbi sägte kurzerhand die Metalllehne ab, schraubte die Kohlenwanne auf die Stuhlbeine und fertig war unser neuer Grill. Ein stabiler Grill für die nächste Saison, wollte ich doch und hatte ich nun! Großartig! Dieser Grill hält auf jeden Fall bis zur nächsten Währungsreform.

Trotzdem zogen wir unseren geliebten Grill nicht mit um, denn hier oben in den Hügeln über Silicon Valley, können wir keinen Holzkohlegrill gebrauchen. Ein verirrter Funke könnte einen Waldbrand auslösen. Wir haben ihn mit unserem Haus in Vaals zusammen vermietet.

So schafften wir uns hier in Kalifornien zum ersten Mal in unserem Leben einen Non-Low-Budget-Grill an. Es musste Gas sein, und so ist es ein typischer amerikanischer Großgrill geworden, mit dem es kein Problem ist, ein großes Sommerfest zu begrillen.

Das brachte Nobbi auf die Idee, ein Grillfest für seine Abteilung zu geben. Ich war einverstanden, auch wenn ich, wenn ich ehrlich bin, nicht ganz so begeistert war, wie er. Nicht wegen der Arbeit, ich feiere gern und bereite auch gerne vor, habe endlich einen Grund mal meinen Schreibtisch aufzuräumen, was ich sonst sowieso nicht tue. Nein, eher weil ich immer so aufgeregt bin, wenn lauter fremde Leute als Gäste kommen, die nur Nobbi kennt und ich nicht. Aber er versprach mir lauter nette Leute und so war es auch…

(Wie so oft vergaß ich zu fotografieren, entschuldigt bitte, bei den Rippchen habe ich noch dran gedacht, als nachher alle Gäste da waren, habe ich’s mal wieder vergessen. Nun muss ich wenigstens niemand um Erlaubnis fragen, ob ich sein Bild veröffentlichen darf. Das ist hier nämlich so üblich!)

AUS_101_01
High-Tech-Rippchen oder besser Hai Teg Ri Pchen eine chinesische Spezialität aus Texas


Es war ein lustiger und wirklich sehr internationaler Nachmittag, ungefähr so bunt gemischt, wie eine UNO-Vollversammlung. China, Japan, USA, Philippinen, Österreich, Belgien und Deutschland waren ganz vertreten. Brasilien, Indien und Korea waren geladen, ließen sich aber entschuldigen. Mexiko war durch eine US Staatsbürgerin vertreten in deren Adern auch mexikanisches Blut fließt und Frankreich war durch einen Deutschen, der in den Niederlanden wohnt und dessen Mutter Französin ist mit dabei. Ein Chinese grillte typisch texanische Spareribs, mit selbst mitgebrachten Gewürzen und High-Tech-Fleisch-Funk-Thermometer, es gab türkischen Tzaziki, der aus russischem Joghurt mit australischem Dill in der Tube gemacht war, mit griechischen Feta gefüllte Paprika, chinesisch und japanischen Kuchen, italienisches Tiramisu, österreichische Frischkäsepaste, deren Namen ich vergessen habe, die es aber angeblich auf jeder Berghütte in Österreich gibt, chinesische Pilze, allerlei andere Spezialitäten und jede Menge belgisches Bier, das den Geschmacksvergleich zu deutschem, mexikanischem, amerikanischem, chinesischem und japanischem Bier bestehen musste.

Der Österreicher sprach mit den Belgiern holländisch, die Japaner erzählten von ihrer romantischen Mainreise in Deutschland, von Rothenburg ob der Tauber und Neuschwanstein und China bewies, dass es mehr als nur Chop Suey kochen kann und beklagte sich über die kleinen Parklücken in Paris/ Frankreich. Das Volk, das an diesem Nachmittag am zahlreichsten vertreten war, waren eindeutig die Wespen, die zu hunderten kamen, um von all den leckeren Sachen zu kosten. Alles in allem war es ein gelungener Nachmittag, das nächste Mal, wenn Nobbi seine Abteilung einlädt, kann ich mich direkt freuen, denn nun sind es ja keine Fremden mehr.

It was an international afternoon, a barbecue of cultures: BBQOC


8.9.2011

Ich bin dann mal weg…

Freebording

Amerika ist das Land der coolen Sportarten und vor allem der coolen Sportgeräte. Hier fährt man nicht nur Skateboard oder Inlineskates, nein, man setzt noch einen drauf.

Höher, schneller, weiter…

Es war im Mai, als eine illustre Gruppe von Jugendlichen in einem weißen Kleintransporter unseren Hügel belagerte. Erst traf Jonathan sie hinter dem Haus, wo er mit den Hunden spazieren ging. Sie fuhren mit ihren Skateboards den breiten, asphaltierten Weg runter, auf dem keine Autos fahren, da es ein abgesperrter Privatweg ist. Jonathan erzählte mir von ihnen und ich dachte noch, gut so, da wird wenigstens keiner überfahren, aber wie waghalsig bei der Steigung mit Skateboards zu fahren. Dann trafen sie Samuel, der dort Motorrad fuhr und fragten ihn nach guten Strecken zum downhill fahren.

Irgendwann nachmittags bellten dann die Hunde ganz fürchterlich und als ich gucken ging, stand eben dieser Kleintransporter direkt vor unserem Tor, es stiegen lauter lustig bemützte Menschen aus, die ihre Kopfbedeckungen umgehend gegen Helme tauschten. Ich fragte, ob ich ihnen irgendwie helfen könne. „No, no, everything is fine!”

Ich dachte noch, lasst Euch nicht von John erwischen, er kann Fremde auf dem Hügel nicht ausstehen und schon gar nicht, wenn sie unter 25 Jahren sind. Er ist da etwas empfindlich, was die Einhaltung des private drives angeht und Jugendlichen begegnet er grundsätzlich mit Skepsis. Ich fand es witzig, denn wenn man alle Privatstraßen auf den Hügeln hier mit den Skateboards abklappert, hat man bestimmt jede Menge Spaß…

Kurz danach, im Juni, stellte John ein neues Verkehrsschild auf, das unmissverständlich darauf hinweist, dass unsere Straße ein Privatweg ist. Schade eigentlich!

Nun kam Moritz mit der Idee, sich auch ein solches freebord anzuschaffen. Er erzählte mir, dass das wie Snowboard fahren wäre, halt nur auf Asphalt. Warum nicht? Es scheint ein kleines bisschen gefährlich zu sein, aber wenn ich mir die Fußball spielenden Freunde und ihre Verletzungen betrachte, viel schlimmer kann es auch nicht werden.

Moritz hat sich gründlich vorbereitet. Theoretisch kann er nun schon perfekt fahren, denn er hat bei You Tube alle Videos dazu gesehen. Und siehe da, was er gefunden hat: ein Video von genau den freebordern, die unseren Hügel im Mai besucht haben.

Schaut selbst: bei Sekunde 54 seht ihr, wie sie die Straße runter fahren und im Hintergrund das Metalltor, auf dem -Please Protect the Fawns- steht, und bei einer Minute und 2 Sekunden sieht man den weißen Transporter, wie er die Straße runter fährt, rechts meine Lieblingsverkehrsschilder, Hawk und Owl! Ein Stück hinter der Kurve ist unser Haus, das kann man natürlich nicht sehen, aber ich weiß, dass es da ist. Und eigentlich stehe ich da; kopfschüttelnd am Gatter, den freebordern hinter her guckend.

Watch this:



Der Rest der Aufnahmen stammt aus der Gegend hier, die Straße am Meer ist wohl bei Santa Cruz, meint Moritz, und die Aufnahmen mit den netten Häusern und Treppen stammen natürlich aus San Franzisko.

Hier noch mal zum Vergleich:

AUS_102_01
Übrigens hängt dieses Schild inzwischen nicht mehr, obwohl immer noch viele Rehkitze auf unseren Hügeln zu sehen sind und erst letzte Woche eines unten an der Straße überfahren wurde, ein Jammer.

AUS_102_02
Bild von heute, ohne Plakat, dafür etwa gleiche Perspektive wie im Video, nicht ganz, da ich mit Flipflops nicht den Hügel raufklettern wollte
.
AUS_102_03
Bild: mit Hund statt Auto, auch hier bekam ich die Perspektive nicht so hin wie im Viedeo


Take this video as a postcard in motion. Greetings from California to Germany, Belgium, Netherlands and New York…


11.9.2011

Ich bin dann mal weg…

ABC 7 News

Dass die Nachrichten sich von denen in Deutschland grundlegend unterscheiden, habe ich schon öfter erwähnt, dass amerikanische Zeichentrickserien sich genau darüber lustig machen vielleicht auch. Ich liebe sie dafür.

Ich schaue fast täglich die 9 Uhr Nachrichten. Ich möchte natürlich wissen, was in der Welt passiert. Die Welt ist klein. Da gibt es die South Bay, die East Bay (mit fast täglichen Berichten von Schussopfern aus Oakland), die North Bay, die Peninsula und San Franzisko. Wenn wirklich wichtige Dinge passieren, dann hört man auch mal was von anderswo, wie New York, Washington oder kürzlich vom Stromausfall in San Diego.

Klar ist auch mal Afghanistan oder Nordafrika Thema und von Katastrophen wird aktuell auch aus der ganzen Welt berichtet.

Lieber jedoch als die Katastrophenberichterstattung scheint den Zuschauern und Nachrichtenmachern die Panorama-Seite der Nachrichten zu sein. Es erinnert an Berichte der aktuellen Stunde aufm Dritten oder ähnlichen Lokalnachrichten in anderen Bundesländern. So werden Menschen wie du und ich interviewt und von deren Geschichten berichtet. Vielleicht ist das eine Sommerlochsache oder ein Ding in katastrophenarmen Zeiten.

In der Regel sind das natürlich Geschichten aus der Gegend hier, manchmal gehen sie aber über die Kalifornischen Grenzen heraus, berichten aus Nevada oder Arizona und sehr selten auch mal aus Übersee. Vor ein paar Tagen zum Beispiel hörte ich von der besoffenen Elchkuh in Schweden, die vergorene Äpfel gegessen hatte und der es gar nicht gut ging. Sie hing schließlich furchtbar betrunken irgendwie in einem Apfelbaum.

AUS_103_01
(Alle bider in dieser Kolumne: Google sei Dank!)


Als ich gestern Abend mit Nobbi in einem Restaurant irgendwo in der East Bay essen war (warum dort und was wir da gemacht haben, ist eine völlig andere Geschichte), hatte ich gute Sicht auf alle 4 Monitore. Es ist hier durchaus üblich, dass auch in ganz gewöhnlichen Restaurants rund um die Uhr Sport zu sehen ist. Mich lenkt das immer noch vom Essen und meinem Gegenüber ab, aber eigentlich habe ich mich daran gewöhnt. Football, Baseball und Basketball interessieren mich ja auch gar nicht. Auf drei Bildschirmen war Sport zu sehen, der vierte, der genau über Nobbi hinten an der Wand hing, zeigte immer wieder die Bilder von den einstürzenden Zwillingstürmen vor zehn Jahren und irgendwelchen Menschen die zu dem Thema interviewt wurden. Hören konnten wir das nicht, aber es lenkte mich sowohl vom Essen wie auch vom Gespräch ab. 10 Jahre 9/11…

Letztes Jahr um diese Zeit war ich in Aachen. Ich besuchte meine Mutter zum allerletzten Mal und feierte mit Freunden in Aachen Hochzeit.

Sonntags gibt es gar keine 9 Uhr Nachrichten, aber heute schon. Schaut selbst:

AUS_103_02


ABC 7 News, the story today:

Nice couple in Germany

Asian Reporter Tricia Takanoa travelled to Aachen, Germany, to speak with Rainer and Steffi, who celebrated just a year ago their marriage after a long time concubinage (wilde Ehe). She met the couple in their apartment.

AUS_103_03
Tricia Takanowa, ABC 7 News


Anmerkung der Kolumnistin: Eigentlich heißt die Reporterin von ABC7 Lisa Amin Gulezian, sie ist gar keine asiatische Reporterin, aber ihre Nase sieht genau so aus, sie spricht ebenso, wie die Karikatur aus Family Guy und ich liege jedes Mal am Boden, wenn ich Tricia oder Lisa Amin reden höre, weil ich dann entweder Lisa oder Tricia vor mir sehe.

AUS_103_04
Lisa Amin Gulezian (so lächelt sie nur auf diesem Foto, für gewöhnlich hat sie ein eher dezentes Lächeln, dass sich niemals verändert)

(Rainer und Steffi sitzen nervös auf ihrem weißen Sofa, Tricia sitz auf dem netten „fünfziger Jahre“ Sessel, das große Mikro in der Hand und lächelt in die Kamera. Oskar, der rotgetigerte Kater schleicht um die Sitzmöbel und miaut immer mal wieder.)

Asian Reporter: (Großaufnahme, die Nase ist gut zu erkennen, kein Fältchen, kein Härchen, ein Gesicht wie gemalt, sie näselt sehr beim Sprechen und betont jede Silbe ausgesprochen künstlich) How do you feel, one year later?

Man: (Tricia ist immer noch zu sehen) OK, first I want thank all people (erst jetzt schwenkt die Kamera auf ihn) who celebrate our big day with us…aham (er räuspert sich: ähem…)

Woman: (heftig nickend) Yes, yes…

Asian Reporter: (schaut in ihre Aufzeichnungen, dann wieder in die Kamera) What has been changed with the marriage after such a long time concubinage?

Man: (schaut seine Frau an, Leuchten in den Augen) Everything, it’s completely different. You know, things are going better and better.

Woman: (blickt zu Boden) We have less, ahem, you know…

Cat: (Großaufnahme, er schmust Tricias Bein entlang) Miouuu…

Man: (man hört ihn nur, immer noch Großaufnahme Kater) Yepp…

(Schwenk direkt von Kater auf Tricia, die in die Kamera schaut und seufzt) How cute!!! (…leicht lächelnd, wie die ganze Zeit)

Asian Reporter: (wieder erst der Blick in die Aufzeichnungen, dann in die Kamera, der Gesichtsausdruck bleibt immer gleich, leichtes Lächeln, nicht mehr, nicht weniger) Sorry for the indiscretion but this is the audience question: Many Americans suffer under weight problems. How many pounds have you gain since your marriage?

Woman: (lächelt und dreht ihren Oberkörper leicht zur Seite) I’m lookig great, aren’t I?

Man: (zieht den Bauch ein) Well as the saying is in German „In der Mitte? Da ist nichts in der Mitte!“ (Untertitel simultan: In the middle? There’s nothing in the middle!)

Asian Reporter: (Großaufnahme noch mal ganz nah, wirklich keine Falte) Thank you for listening and answering…

Man and Woman: (in die Kamera winkend) Greeting to our good friends in California over the TEICH (simultan Untertitel: pool)

Cat: miouuu…

Asian Reporter:…In Aachen, Germany, Tricia Takkamowa, ABC7 News (nuuus gesprochen und noch stärker genäselt als der Rest.)

(
Zurück zu den Nachrichten in San Franzisko, Dan Ashley sitzt im Studio, im Hintergrund ist die Lifeschaltung zur Bay Bridge zu sehen. Hübsch beleuchtet, wie jeden Abend)

AUS_103_05


Dan Ashley: (lockeres Lächeln, keiner trägt seinen Anzug wie er) Thank you Tricia in Europe. (dreht sich zu Spencer Christian, dem Wettermann, der neben ihm sitzt und lacht) Nice couple in Germany, Spencer, and almost no weight problems, Great!!!…Spencer Christian with the akku-weather-forecast!

(Schwenk zu Spencer, der fröhlich lachend den Morgennebel und die danach kommende Sonne ansagt)

AUS_103_06


Ganz besonders möchte ich mich bei Steffi und Rainer bedanken. Das Interview hat genau so stattgefunden. Ich habe ihre Worte ohne sie zu ändern übernommen, ich hätte das selber nicht besser machen können, Danke! Und sie gaben mir die Erlaubnis, es hier zu veröffentlichen, obwohl es sehr persönlich ist.

I had a funny afternoon with this top story. Also Greetings over the Teich!


13.9.2011

Ich bin dann mal weg…

Evel Knievel and Hobby Nobbi

Evel Knievel war ein amerikanischer Motorrad Stuntman, der in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts legendäre Sprünge machte und sich dabei immer wieder enorme Knochenbrüche zuzog. Ich kannte ihn nur als Action Figur. Mein Cousin hatte einen kleinen Plastikmann auf einem Motorrad, welches man aufziehen und über eine Rampe fahren lassen konnte, die Sprünge waren weit, sicher einige Meter. Der Höhepunkt seiner Karriere war der Flug in den Garten meiner Tante mit der vorher angebrachten Sprengladung meines Bruders (ob es ein Kracher oder doch selbst angerührtes Schwarzpulver war, weiß ich nicht und sag ich nicht. Ich musste damals wahrscheinlich schwören, dass ich niemandem etwas verrate). Einige Anläufe waren nötig, bis es krachte, aber dann knallte es ordentlich und klein Evel flog samt Motorrad in die Luft.

AUS_104_01
Bild: google sei dank! Unfassbar was man alles im Internet noch finden kann, das Bild ist doch bestimmt 35 Jahre alt, genau das Set hatte mein Cousin…


Wahrscheinlich war das der Grund, dass ich immer dachte, der echte Knievel sei bei einem Stunt gestorben. Ich habe gerade bei Wikipedia nachgelesen, dass er im Alter von 69 Jahren an Lungenversagen starb.

Dieser kleine Exkurs in die amerikanisch Actiongeschichte und meine frühe Kindheit dient lediglich als Überleitung zu der Antwort auf die Frage: Was machten Nobbi und ich am Wochenende in einem Restaurant irgendwo an der East Bay.

Nobbi mag auch Motorräder. Fleißige Leser kennen die Geschichte, dass er seine geliebte XT 500, Lord Helmchen, tragisch in Aachen zurück lassen musste, sie verschwand im Depot irgendwo in den Niederlanden. Lord Helmchens Schwester steht bei einem Freund im Lager und wird auch nicht bewegt.

Hier schaffte er sich zunächst vor fast einem Jahr eine schnuckelige Harley an, nachzulesen in „Born to be wild“ in B.Aus 2010.2. vom 3.10.2010.

Damit aber nicht genug, ich glaube, mehr habe ich noch nicht erzählt.

Als ich im Mai nach meiner Deutschlandreise zurückkam, hatte er sich eine 30 Jahre alte TT 500 gekauft, die topp in Schuss ist und sogar noch glänzt. Das ist ein off road Motorrad, ohne Zulassung für die Straße, aber im Prinzip sieht es so aus und hört es sich an wie eine XT. Nobbi behauptet, er könne es als Ersatzteillager für Lord Helmchen gut gebrauchen und sie wäre so billig gewesen, dass wir das aus der Portokasse bezahlen könnten. Na gut, mir soll es recht sein. Samuel fährt mit ihr ab und zu hinter dem Haus, trifft dabei auf fremde freeborder und kommt zu Fuß zurück, da ihm regelmäßig das Benzin aus geht und er mit dem Kanister nachfüllen muss.

Wenn’s meine Männer glücklich macht…Bitte!

Vor etwa ein paar Wochen kaufte er dann eine XT 500. Wir holten sie gemeinsam irgendwo ganz im Norden ab. Wir bauten die Sitze aus unserem Odyssey, nahmen Spanngurte mit und waren den halben Sonntag unterwegs. Schön ist sie nicht, Bremsen sind auch kaputt, aber viel muss man angeblich nicht dran tun. Ich schüttle nur meinen Kopf. Ist das wirklich nötig, frage ich mich. Man kann doch nur auf
einem Motorrad fahren. Es war schon immer so, eigentlich kauft er sich die Motorräder zum Schrauben, nicht zum Fahren, was ich natürlich gut finde, denn Schrauben ist weniger gefährlich.

Naiv, wie ich bin, dachte ich, dass es nun gut ist. Nun haben wir drei Motorräder, eines für die Straße, eines fürs Gelände und eines zum Schrauben. Reicht doch, oder?

Naiv!!!

Am Samstag machte Nobbi dann grinsend den Vorschlag, ob wir nicht einen Ausflug machen sollen, essen gehen in San Franzisko. Ich bekam leuchtende Augen, was für eine wundervolle Idee, nur er und ich, Essengehen in San Franzisko! Ich jappste auf vor Freude …, aber sein Grinsen wurde breiter und breiter. Das kenn ich schon…, er ergänzte noch: “…und dann noch ein Abstecher ein bisschen weiter…“

„Oh nein, nicht noch eins!“, war meine Reaktion. „Warum? 4? Aber dann räumst du endlich die Garage auf!“

Auf mich hört hier ja doch keiner, dann fahren wir halt noch ein Motorrad kaufen. Der Plan war Folgender: Wir fahren hier so zeitig los, dass wir den Sonnenuntergang am Meer sehen können, damit die Hunde auch noch was davon haben, gehen dann irgendwo nett essen und gegen 21.00Uhr sollten wir bei dem Menschen sein, der die Maschine verkaufte.

Wie war das? Pläne sind dazu da, über den Haufen geworfen zu werden.

Wir kamen nicht ganz so zeitig los, wie wir wollten, da Nobbi noch an Megan, seinem Mercedes schrauben musste. (Auch das ist eine andere Geschichte, ich erzähle sie erst, wenn sie zu Ende ist…da ist die Frage: Drama oder Happy End?) Als wir dann aber um 18.26 Uhr im Auto saßen, googlete ich schnell auf meinem schlauen Telefon, wann eigentlich Sonnenuntergang ist. Auweia! Schon um 19.25 Uhr. Genau eine Stunde braucht man von uns bis nach Half Moon Bay, das wird knapp, aber ist zu schaffen und sowieso, wenn Nobbi fährt.

Schon auf der Autobahn wurde uns klar, dass das mit dem Sonnenuntergang am Meer wieder nichts wird, da am Skyline Boulevard die Wolken hingen, die schon den ganzen Sommer den Himmel über dem Meer grau machten. Ich entschied den Sonnengang über den Wolken zu schauen und erst danach zum Meer zu fahren.

Es war wunderschön. Die Wolkenwelle, die sich über die Hügel schiebt, fasziniert jeden. Ich kann mich einfach nicht daran satt sehen, es ist so schön zu sehen, wie die Sonne darin untergeht, es hatte etwas ganz Besonderes. Danach fuhren wir durch die Wolken zum Meer. In den Bergen sah man die Nebelschwaden fließen und am Meer selbst war die geschlossene Wolkendecke über einem und man konnte sich gar nicht vorstellen, dass nur wenige Kilometer weiter, der Himmel blau war.

AUS_104_02
(ich muss noch ein bisschen üben, wie ich bei solchem Licht meine Kamera einstelle)

AUS_104-03
(das trifft die Lichtintensität schon besser, aber da war die Sonne dann schon weg)

Wir genossen das dunkler werdende Meer am Strand von Half Moon Bay und beschlossen, erst nach dem Motorradkauf essen zu gehen, da wir sonst in Zeitnot geraten würden.

Auch wenn ich gerne über Nobbis neues Hobby, das Motorradkaufen lästere, finde ich es eigentlich doch amüsant. Wir kommen rum und sehen Dinge, die man eigentlich gar nicht sehen will. Die Menschen, die die Kisten verkaufen, haben alle eigene Geschichten, wohnen und leben anders, als wir das hier gewohnt sind und es steht mir gar nicht zu darüber zu urteilen. Urteilen will ich auch gar nicht, aber berichten. Es gibt tatsächlich Menschen, deren Wertvorstellung grundsätzlich anders ist. Das mag sein, dass es das überall in der Welt gibt, hier in den USA fällt mir das besonders auf.

Ich habe den Namen vergessen und nenne ihn Honey, weil seine Frau ihn so nannte, sie hieß übrigens auch Honey, denn so wurde sie von ihm angesprochen. Also; das letzte Motorrad kaufte Nobbi bei Honey und Honey. Zwei ganz und gar amerikanische Amerikaner.

Honey wollte Nobbi gar nicht seine Adresse verraten, aus Angst, dass wir einfach dort hinfahren, wenn er noch nicht zu Hause ist und sein altes, kaputtes Motorrad klauen. Gut, er sagte, wir sollen die soundso Ausfahrt nehmen und an der Tankstelle warten und noch mal anrufen, er leitet uns dann zu seinem Haus. Ich hatte kurz meine Bedenken, dass wir nun an der Tankstelle überfallen werden, verwarf diesen absurden Gedanken aber, denn dann würde ich nicht eine Summe von wenigen hundert Dollar verabreden. Wenn schon Überfall, dann soll es sich auch lohnen.

Er leitete uns übers Handy zu seinem Haus. Wir mussten nur einmal noch abbiegen. Ich war beeindruckt. Vor einer offenen Garage, in der ein ganz normales Auto stand, parkten zwei von den ganz großen Pick Up Trucks. Echte 4-Türer, lange Ladefläche und alles auf Hochglanz poliert. Links und rechts daneben im rechten Winkel standen zwei alte gammelige kleinere Pick Ups, wovon der eine als Müllcontainer genutzt wurde. Es machte nicht den Anschein, als wolle man irgendwann den Sperrmüll in und um den Wagen wegbringen, vielmehr war der Müll und der Wagen eine Einheit. Dahinter sah man ein kleines etwas heruntergekommenes Haus. Zwischen Haus und Garage stand ein Wohnwagen, der in wesentlich besserem Zustand war, als das Haus. Als wir ausstiegen hörten wir fürchterliches Gebell.

Honey stand vor den glänzenden Trucks und winkte. Er gehört zu den etwas horizontal herausgeforderten Amerikanern, aber er lächelte freundlich und begrüßte uns mit seinem Namen, den ich leider vergaß. Er rief Honey und machte uns mit seiner Frau bekannt, die mich nach meinen Hunden fragte, sie hat vier Labradore.


Honey (er) holte das Motorrad und Nobbi fragte, ob es angeht. „Sure“, Honey bat Honey ihm einen Tennisschuh zu bringen, denn mit Sandalen kann er nicht kick starten. Honey brachte einen Turnschuh und das Schauspiel begann. Irgendwann nach einer gefühlten halben Stunde knatterte das Motorrad und Honey schnaufte wie nach einem 100m Sprint, er war fix und fertig. Ich saß inzwischen wieder im Auto, weil mir kalt war. Ich hoffte immer noch, dass Nobbi dieses Motorrad gar nicht will. Es verliert jede Menge Öl, da irgendetwas undicht ist, geht nur schwer an, hat keinen Ständer und ist nicht mal schön, als Ersatzteillager für die XT nicht zu gebrauchen, da es eine 600er ist. Aber Nobbi und Honey kamen mit der Maschine zum Auto, ich glaubte nicht daran, dass sie überhaupt in unser Auto passt. Sie ist wesentlich höher, als die 500er. Immer noch hoffte ich, dass wir sie nicht mitnehmen.

Honey sprach auch seine Zweifel aus. Sie probierten es, schraubten den Lenker runter und es passte. Honey war beeindruckt, meinte aber, dass wir uns vielleicht doch lieber einen Truck zu legen sollten. Beim Reinwuchten des bikes fiel Honey auf, dass ein dicker Hundehaufen am Hinterrad klebte: „Oh sorry, there’s dog poop at the wheel! I’ve got four Labs in the backyard!“ (da das Auto gut ausgelegt mit ollen Handtüchern und Plastikfolie war, war es nicht ganz so schlimm)

Ich grinste angeekelt und meinte auf Deutsch: „Teurer Haufen Scheiße!“ Und bedauerte, dass ich das nicht so spontan in Englisch sagen konnte.

AUS_104_04
(oben auf dem Hinterreifen ist das Übel zu erkennen)


Honey empfahl uns ein Steakhouse ganz in der Nähe und nach Geldübergabe und Vertragsabschluss fuhren wir essen.

Ich frage mich wirklich, was ist eigentlich Nobbys Hobby. Motorradfahren ist es nicht, er fährt ja nie. Motorrad schrauben wäre es gerne, aber er hat definitiv zu wenig Zeit. Ich glaube sein neues Hobby ist Motorrad Kaufen. Man kommt rum, kann es mit seiner Frau und ihren Hunden gemeinsam machen und wenn man sich vorstellt, was gleichwertige Fahrzeuge in Deutschland kosten, spart man auch noch jede Menge Geld.

Nobbi, if you are happy with buying old motorcycles, I will accept this. Your hobby is buying old bikes, my hobby is writing about it. So we both have fun with it.


18.9.2011

Ich bin dann mal weg…

Bark in the Park

Der Titel hört sich an, als wäre er von mir, ist er aber gar nicht. So hieß die große Veranstaltung auf die ich mich seit Monaten gefreut habe. Der Titel verrät alles. Es geht um Hunde.

Einmal im Jahr treffen sich in einem Stadtpark mitten in San Jose Hundeliebhaber zu einer Art Messe. Hundschulen, Leckerchen-bäckerein, Hundefutterläden, Accessoire-Geschäfte, die Leinen, Näpfe und Kostüme feilbieten und Tierärzte stellen sich vor. Man findet, gemusterte Kotbeutel in allen Farben der Welt, eine Blaskapelle spielt und es gibt Rucksäcke für Hunde in „Stars and Stripes“-Design zu kaufen. Auf der Bühne findet ein Kostümwettbewerb für verkleidete Hunde statt und es wird der Hund mit dem lustigsten Trick ermittelt.


AUS_105_01
Ich bin übrigens kein Freund von Kostümwettbewerben bei Hunden, trotzdem war ich beeindruckt.“ May I take a picture“, fragte ich das andere Ende der Leine dieser Prinzessin. „Sure!“ Worauf die Prinzessin sich hockte und einen riesigen Haufen machte. Ich zog spontan einen Beutel aus der Hosentasche, gab ihn dem anderen Leinenende, und in der Zwischenzeit fand sich spontan ein Glücksuchender, der mitten in den Haufen trat. Es gibt Momente im Leben, wenn man die im Fernsehen sieht, denkt man: Wer hat sich das denn ausgedacht?

AUS_105_02
Damit zu Halloween auch der vierbeinige Freund des Menschen bei trick or treat adäquat gekleidet ist.

AUS_105_03
Cupcakes für Hunde


Solche Veranstaltungen kenne ich aus Deutschland auch. Mit der Auftrittsgruppe meines Hundevereins, dem Retriever-Förder-Verein Aachen, traten wir erst letztes Jahr, kurz vor unserem Umzug in die USA, auf eben so einer Veranstaltung auf. Das war meine große Leidenschaft. Nicht diese Veranstaltungen, nein, sondern mit einer Gruppe von engagierten, hoch motivierten und durchaus fortgeschrittenen Hobby-Hundetänzern eine Performence vorzubereiten und aufzuführen, um den Menschen zu zeigen, dass man mit positiver Hundeausbildung, mehr als nur einen gut erzogene Hund haben kann. Eine Partnerschaft in der beide, Hund wie Mensch, jede Menge Freude haben.


AUS_105_04
Auftrittsgruppe des R.F.V im Mai 2010 auf der Hundemesse in der Eissporthalle-
Die lachenden Gesichter der Menschen und der Hunde sprechen für sich!


Es war nicht das erste Mal und ich verfolge mit großer Freude, dass die Gruppe fleißig und aktiv ist und auf vielen Veranstaltungen das Programm des Vereins vorstellt. Mit großer Freude und jeder Menge Sehnsucht.

Wer sich nun wundert, dass ich so wenig über meine Hundeaktivitäten hier in Amerika berichte, versteht es nun vielleicht. Es ist für mich ein trauriges Thema.

Ich habe einen Verein gefunden, aber richtig glücklich bin ich nicht. Der Sport, den sie anbieten hat ein gutes Niveau, sie haben ein vielfältiges Angebot, aber im Großen und Ganzen langweilt mich das Training. Nicht weil ich es kann, nein, auf gar keinen Fall, ich hab noch eine Menge zu lernen, nein, ich vermisse die Art und Weise, wie in unserem Verein in Aachen trainiert wird und die Gruppen selbst, den Spaß den wir alle immer hatten. Es ist nicht der Sport, der mir fehlt, es sind die Menschen.

Hier im Verein macht jeder für sich seinen Sport, bei durchaus anspruchsvollen Trainern, aber die Gruppenstruktur fehlt. Ich verstehe jetzt erst, was es bedeutet typisch deutsche Vereinsmeier zu sein. Es ist fast egal was wir tun, Hauptsache zusammen und danach vielleicht noch was trinken oder ein Ründchen mit den Hunden gehen…

Hier, im Santa Clara Dog Club, kommt man zu einer Session von sieben Terminen, nimmt an seiner Klasse teil und fährt wieder nach Hause. Es ist ein wenig ungemütlich.

Ein bisschen anders ist es bei der Gruppe der Hundetänzer. Wir treffen uns nur einmal im Monat, da unsere Trainerin von weit her kommt, aber dennoch scheint die Gruppe stabil zu sein. Es macht wirklich Spaß. Die handvoll Frauen, die teilnehmen, sind alle ausgesprochen nett, humorvoll und ich fühle mich pudelwohl. Aber eben nur einmal im Monat.

Canine freestyle nennt sich hier der Sport. Wir werden belächelt, wie so oft, weil es keiner versteht. Und nun waren wir angemeldet, um bei „Bark in the Park“ unseren Sport, den Tanz mit Hund vorzustellen. Wir hatten zwar keine gemeinsame Choreographie, aber doch eine gemeinsame Performence. Auf ein Medley von Westernmusik sollte jeder sein Können zeigen. Wir sind in Amerika, Westernmusik! Ich habe mich so sehr gefreut und dann wurde meine liebe Tanzpartnerin Ceallagh (gesprochen Kay-la) genauso läufig, dass der Höhepunkt der Hitze an eben diesem Tag sein sollte.

Ich durfte nicht mitmachen. „…Bringing a bitch in season could definitely up the aggression factor of other dogs…” so hieß es in der mail, der obersten Veranstalterin auf meine Anfrage. Na klar, das versteh ich auch. Enttäuscht war ich trotzdem. Es soll hier einfach nicht sein! Zur Generalprobe ging ich nicht, ich war frustriert.

Und dann wurde ich gefragt, ob ich nicht Filmen könnte, nun wo ich nicht auftreten könne. Mich muss man nur fragen, dann sag ich ja. OK! Und gleichzeitig kam noch die mail, wie sehr sie mich und meinen Enthusiasmus, der andere inspirieren würde, vermissen würden, sie waren nun nur noch zu dritt. Der Honig um meinen Mund geschmiert, tat gut. Ich konnte mich wieder auf Samstag freuen.

Ich kam, ohne Hunde, mit Kamera, bekam ein Cowboyhalstuch verpasst, damit man auch sieht, dass ich dazu gehöre und war fast gerührt. Eine Gruppe von Einheimischen, die finden, dass ich zu ihnen gehöre. Ein Jammer nur, dass sie sich so selten treffen.

Die erste Vorführung lief zeitgleich mit dem Kostümwettbewerb. Ich fotografierte. Sie tanzten ohne Musik, da der Kostümwettbewerb die Anlage brauchte und Zuschauer gab es auch fast keine, beim zweiten mal, eine Stunde später, waren dann doch ein paar Interessierte am Rand, die Musik lief und die Tänzer zeigten, was sie konnten.

AUS_105_05
Squaredance mit Hund


Ich hätte gerne mitgetanzt und zusammen mit Ceallagh und den sechs anderen meinen Spaß gehabt, aber vielleicht war es so viel wichtiger für mich, zu sehen, ich gehöre dazu, auch wenn ich mal nicht mittanzen kann.

I have a dream! A group that meets one time a week and works together on a common choreography.


22.9.2011

Ich bin dann mal weg…

Anmerkung der Kolumnistin: Seit der BBQ Kolumne übersetze ich meine Werke selber ins Englische. In erster Linie tue ich das, um mich intensiv mit der Sprache in einer Art und Weise auseinander zusetzen, die mir richtig Spaß macht. Außer den Newsletter Abonnenten wusste es eigentlich niemand, nur wer zufällig das Klickfeld links entdeckte: B.english 2011

„Bark in the Park“ in English habe ich dann der canine freestyle Gruppe gewidmet und mich getraut, den link zu verschicken. Ich übersetze nicht alles eins zu eins und ich ergänze für unsere Englischsprachigen Leser einiges, die ja nicht in alten Kolumnen nachlesen können. Außerdem versuche ich manches zu erklären, was für Deutsche selbstverständlich ist und die Anmerkungen sind auch nicht gleich. Eine neue Herausforderung…

Die Reaktion auf Bark in the Park war fantastisch. Marianne, eine Mittänzerin, machte mich freundlich darauf aufmerksam, dass ich doch bei der Abkürzung des Vereins noch Probleme hätte. Es muss natürlich Santa Clara Dog Trainings Club heißen. SCDTC. Ich möchte mich hier offiziell bei dem gesamten Club entschuldigen.

That was one small step for mankind…one giant leap for me.

Ich habe nicht den Mond betreten, aber das Land des Mannes, der den ersten Schritt auf den Mond gemacht hat. Für mich war das ein großer Schritt, dem Großteil der Menschheit ist es wahrscheinlich völlig egal.

AUS_106_01
Bild: google sei Dank!


Es verging ein Jahr ohne dass ich das Gefühl hatte in Sachen Integration wirklich weiter zu kommen. Ich wusste zwar, dass
ich aktiv werden muss, da Amerika nicht auf mich gewartet hat, und auch, dass alles seine Zeit braucht, aber irgendwie kam ich nicht weiter. Ich drehte mich im Kreis.

Es gab Meilensteine, immer wieder. Der erste Frisörbesuch zum Beispiel. Ich musste mich schon in Deutschland immer überwinden zum Frisör zu gehen, aber die Angst nun auch noch mit erheblichen Sprachproblemen dort hin zu müssen, war unglaublich. Es half, dass mein letzter Frisörbesuch in der alten Nachbarschaft in Vaals, als wir zu Weihnachten dort waren, zwar was Klatsch und Tratsch betraf ein voller Erfolg war, aber der Haarschnitt in einem Desaster endete, da Leon mein alter Frisör und Nachbar den Scheitel vor lauter Getratsche auf der falschen Seite zog. Schlimmer konnte es hier auch nicht werden, also traute ich mich hier endlich zum haircutter und zu meiner Überraschung klappten sowohl die Kommunikation, wie auch der Haarschnitt.

Ebensolche Meilensteine waren der Besuch der privaten Hundeschule, die Erdnussbutter zur Belohnung empfahl, die Woche mit den zwei kaputten Autos und dem Wechsel der Werkstatt, die mich über den Tisch ziehen wollte und natürlich auch der Beginn des Trainings im Santa Clara Dog Trainings Club. Auch der Besuch in Walnut Grove, das Kennen lernen von Tadd und Caroline aus Seattle bei Grandma Becky gehörte dazu, alles Meilensteine auf dem Weg in die Integration. Erfrischende Unterhaltungen oder auch Abmühen auf Englisch, aber alles in allem ein Ankommen und Eingliedern.

Trotzdem war ich nicht zufrieden. Warum? Ganz einfach, wenn ich eine Liste machen würde, wie viele Menschen ich hier in den USA über small talk hinaus kennen gelernt habe, die US Amerikaner sind, im Vergleich zu Deutschen und anderen Europäern, wäre die Bilanz erschreckend. Anders, wen würde ich zu meinem Geburtstag einladen? Mhm, da fallen mir nur Deutsche ein und Tadd und Caroline aus Seattle, aber die wohnen zu weit weg. Ich bin nicht ungeduldig, erstens kann ich auch nur mit Deutschen feiern und außerdem: Gut Ding will Weile haben. Trotzdem entwickelte sich außer dem Auffinden und Bestätigen von Klischees oder deren Widerlegung ein neues Projekt. Der Wunsch Einheimische kennen zu lernen und zwar so, dass ich, wenn ich wieder zurück nach Deutschland gehe, ähnliches Heimweh haben möchte, wie als ich herkam, nur diesmal eben andersrum.

Nun, solch ein Projekt hat man vielleicht wirr im Kopf, weiß nur nicht, wie man es umsetzen kann. Muss ich zum Glück auch gar nicht, denn solche Dinge passieren tatsächlich irgendwann von ganz alleine.

Nicht dass ich schon soweit wäre, dass ich bitterliches Heimweh bekäme, wenn ich jetzt zurück ginge, nein, aber im Moment passiert ganz viel. Die letzte Kolumne die ich schrieb und ins Englische übersetzt habe, haben nicht nur Deutsche gelesen, sondern auch die Tänzer aus der canine freestyle Gruppe und Judy die Lehrerin. Als ich die Kolumne schrieb hatte ich keine wirkliche Intention dabei, ich wollte einfach nur den Samstag und die Veranstaltung beschreiben. Wie so oft, wenn ich schreibe, ich habe eine Überschrift oder ein paar Ideen und die Muse küsst mich. Auf den Rest habe ich fasst keinen Einfluss, es passiert einfach.

Dass ich mich getraut habe, den link der Englischen Seite an die Gruppe zu schicken, ist sicherlich eine meiner besten Ideen überhaupt gewesen. Und da möchte ich noch mal auf die Überschrift kommen. Das war der gigantische Sprung: one giant leap for me!

Es war weder beabsichtigt, noch habe ich damit gerechnet, dass daraufhin so viel Reaktion kommt. Ich bekam so viele nette e-mails, herzliche e-mails und Vorschläge zu gemeinsamen Training, oder Unternehmungen nach dem Training. Da sind Menschen, die denken wie ich oder merken, da ist jemand nicht ganz glücklich und schon kommt Reaktion. Bonni und Barbara haben mich eingeladen am member-dinner teilzunehem und anschließend am member-meeting. Das Essen wäre zünftig Amerikanisch, Kleidung kalifornisch leger, das meeting eher langweilig, aber wenn ich möchte, darf ich als Gast teilnehmen.

So viele Deutsche behaupten, Amerikaner wären oberflächlich, wären immer bereit zu small talk, aber mehr auch nicht. Mit diesem Klischee möchte ich hier nun aufräumen, auch wenn ich nun noch nicht alle kennen gelernt habe. Ja, der Amerikaner den ich kennen gelernt habe, ist immer bereit zu einem freundlichen Schwätzchen und zu ein bisschen small talk, auch wenn man sich gar nicht kennt. Ein bisschen erinnert mich das an den Kölner. Der schwätzt auch gern mal mit Fremden, fragt zur Begrüßung: „Wie isset?“, Antwort: „Joot!“, wird weiter gefragt: „Un sons?“ „Och joot!“ Ähnliches hat man hier: „How is the going?“ „Thank you, everything is fine!“ Nicht ganz so wortkarg wie in Köln, aber der Inhalt ist der Gleiche.

Kaum ein Unterschied, aber wenn man nun als Deutscher ein Problem hat, einem es mal nicht so gut geht, dann sind es in der Regel doch auch nur bestehende Freunde oder Verwandte, die da sind und sich kümmern. Im Gegenteil, Fremde sind da eher abweisend.

Nun schrieb ich eine Kolumne, dass ich die Gruppenstruktur vermisse und mir mehr zusammen wünsche und es regnet förmlich Zuspruch. Menschen, die sich kümmern, mitdenken und mitfühlen oder einfach nur sagen: ja, genau, lass uns mal was gemeinsam machen! Ich kann da nichts Oberflächliches entdecken, ganz im Gegenteil.

Das erste, aber vielleicht wichtigste widerlegte Klischee!!!

Ich glaube, dass uns Deutschen der small talk und die absolute, oft überschwängliche Freundlichkeit und Bereitschaft zum Schwätzen so oberflächlich vorkommt, liegt an der Unfähigkeit Fremde erstmal herzlich und warm anzunehmen. Es ist nicht das amerikanische Gegenüber, das oberflächlich ist, sondern wir, die uns verschließen. Wir wollen niemand an uns heran lassen.

The first cliché is rebutted. The integration has begun.


7.10.2011

Ich bin dann mal weg…

Creative block

Sie küsst mich nicht, die Muse, dabei hätte ich soviel zu erzählen. Dass ich so lange nicht geschrieben habe, hat mehrer Gründe. Da ich aber schon Quengelmails bekomme und Nachfragen, was denn los sei, hier also eine kurze Kolumne ohne Musenbeteiligung.

Zunächst einmal war einfach keine Zeit. Ich war beim Club-dinner und -meeting des Santa Clara Dog Trainings Clubs, habe viele ausgesprochen nette Menschen getroffen, bin wahnsinnig warm und herzlich empfangen worden und weiß nun, dass ich sowohl den richtigen Hundeclub gefunden habe, wie auch Menschen, die mich mit ihrer herzlichen Art, ihrem Humor und ihrer Hilfsbereitschaft, davon überzeugt haben, dass es sehr wohl möglich ist, hier in den USA sein Glück zu finden. Ich hätte direkt am nächsten Tag darüber eine durch und durch positive Kolumne schreiben können, da ich sehr berührt war und ausgesprochen glücklich einen so netten Abend in rein Amerikanischer Gesellschaft verbracht zu haben. Aber ich hatte keine Zeit, mich an den Rechner zu setzen und zu schreiben.

Ich habe mich nämlich freiwillig für ein Schulprojekt gemeldet, wo es um die Anerkennung des Highschoolstatusses der Schule geht. Ich musste viele Seiten in Beamten-Englisch lesen, Fragen beantworten, die ich nicht verstand und mir dann auch noch selber welche für eine Umfrage ausdenken. Ich war völlig überfordert, habe mich dadurch gekämpft und seit langem einmal wieder richtig mit meinem Intellekt gerungen. Unfassbar, wie kompliziert man Texte gestalten kann. Wären sie auf Deutsch gewesen, hätte es auch nicht viel geholfen. Kolumnen schreiben macht mehr Spaß!

Der nächste Tag war ein Half Moon Bay Tag. Unsere Gruppe von Expatweibchen sortiert sich neu, das ist wohl das Schicksal von Expatweibchen-Gruppen. Kommen und Gehen. Zum ersten Mal war Gundula mit dabei, Verstärkung aus Aachen, auch das ist eine eigene Geschichte, ein andern Mal…

Wir fanden einen eigenartigen Fisch.

AUS_107_01


Eindeutig ein Hai (ich zog mir einen Plastikbeutel über die Hände und schaute ihm ins Maul), aber schwer mutiert. Der obere Teil der Schwanzflosse war genauso lang, wie der Rest vom Hai, vielleicht ein Fukushima-Opfer. Mich erinnerte er an die eigenartigen Fischmutationen, die bei den Simpsons in der Nähe vom Atomkraftwerk, in dem Homer arbeitet, schwimmen. Hierüber wird es keine eigene Kolumne geben, obwohl ich lustige Geschichten dazu im Kopf habe. Keine Zeit.

AUS_107_02 AUS_107_03
(Beide Bilder: google sei Dank!)


Ich holte Nobbi nach zwei Wochen Deutschland vom Flughafen ab und freute mich auf eine lange Zeit ohne Dienstreisen. Wir machten samstags einen netten Ausflug zum höchsten Berg in der Gegend, weil wir uns das Teleskop, das auf ihm steht anschauen wollten, stellten aber nach gefühlten eineinhalb Stunden Serpentinen fest, dass es wegen Renovierung geschlossen hatte. Es war trotzdem ein schöner Ausflug, ich trete ihn nicht in die Breite.

Montag wollte ich dann endlich wieder mal Schreiben, aber durch Rückenprobleme macht das Sitzen am Rechner wirklich keinen Spaß. Und dann kam der Anruf: „Barbara, ich muss nach Asien, dringend! Hol bitte meine Hose aus der Reinigung.“ Ich holte die Hose, die Nobbi dann doch zu Hause vergaß, bin weitere zwei Wochen Strohwitwe und freue mich nun auf Besuch aus Aachen. Thorsten kommt, der ähnlich viel unterwegs ist wie Nobbi. Er kommt heute Abend aus Tomsk, Sibirien, auf dem Weg nach San Diego und fliegt dann weiter nach Shang Hai. Mit Besuch im Haus schreibt sich auch nicht gut und lange sitzen kann ich immer noch nicht. Also werde ich auch nicht von dem ersten Wintersturm mit heftigem Regen und dem ersten Schnee in der Sierra berichten, viel zu früh übrigens, wie Spencer, der Wettermann, sagt und somit einer der kürzesten Sommer überhaupt in Kalifornien, da ja der letzte Regen ungewöhnlich spät im Juni fiel.

So vieles könnte ich zu all dem schreiben, stattdessen erwähne ich nur alles kurz und bitte um Geduld. Sobald ich wieder 4 Stunden am Stück sitzen kann, Ruhe habe und die schüchterne, sensible Muse sich wieder traut, schreibe ich auch wieder mehr.

Ich freue mich auf ein Wochenende mit Besuch aus Aachen, treffe mich nächste Woche zum ersten Mal mit Wendy und ihrer Hündin Molly privat und hoffe, dass ich keine Kolumne über den ersten Arztbesuch in Amerika schreiben muss, ich warte immer noch auf spontane Selbstheilung durch gezielte Eigentherapie.

If you have any questions or comments feel free and use the guestbook. Now it’s bilingual.


14.10.2011

Ich bin dann mal weg…

Anmerkung der Kolumnistin: Ich komme mit dem Schreiben nicht mehr hinterher, ich habe auch nicht den Anspruch, euch über alles zu informieren, immerhin gibt es ja auch so etwas wie eine Privatsphäre, aber ich erzähl doch so gern…

Nur kurz, Nobbi hat seinen Asienaufenthalt verlängert, zunächst um eine Woche, aber er deutete schon an, dass es mehr werden könnte. Wie gut, dass ich so viel schöne Sachen erleben darf, um mich vom Strohwitwendasein abzulenken. Meine erstes Du und Du treffen mit einer Einheimischen liegt hinter mir, es war so schön und wir habe so schön geschwätzt. Wir treffen uns nun öfter.

Ach, und der Hai ist gar nicht mutiert. Es handelt sich um einen Fuchs- oder Drescherhai. Oli sei Dank, er zeigte das Bild einem Kollegen aus dem Zoo-Aquarium, auch Britta erwähnte, dass es ein Fuchshai ist. Manchmal glaube ich lieber an meine Geschichten, als an die Realität, aber in diesem Fall bin ich froh, dass ich nun nicht völlig verstrahlt bin, sondern nur Mutter Natur sich mal wieder einen Scherz erlaubt hat. Der Hai schlägt seine Beute mit dem langen Schwanz bewusstlos.

Wikipedia: Fuchshaie

AUS_108_01
Bild: google sei dank!


Great Pumpkin

Mein Bruder hatte glaub ich alle Peanuts Comics, die es gab. Es waren kleine quadratische Bücher in orange. Meine Lieblingsgestalt war natürlich Snoopy, der Hund. Gleich nach ihm kam Linus mit der Schmusedecke, unsere Seelen sind verwandt.

AUS_108_02
(Bild: google sei dank!)


Meine Lieblingsgeschichte ist die vom Großen Kürbis. Linus glaubt an ihn, er wartet in der Halloween Nacht darauf, dass er in einem Kürbisfeld erscheint und hofft, dass er Geschenke bringt, während alle anderen Kinder von Tür zu Tür gehen. Trick or treat! Der Film ist für mich vor Jahrzehnten schon immer ein kulturelles Ereignis gewesen.

Ausschnitt aus Great Pumpkin, Peanuts:



Wir haben Mitte Oktober und Amerika bereitet sich ein weiteres Mal auf Halloween vor. In den Vorgärten stehen Kürbisse und Strohhexen, an den Mauern kleben Spinnweben und Riesenspinnen, Gespenster hängen an Hauswänden und in den Geschäften überwiegt die Farbe orange.

Once again, dachte ich. Wir sind nun schon so lange hier, dass Halloween ein alter Bekannter ist und ich nicht wie letztes Jahr völlig überrumpelt von der gruseligen Masse bin. Denkste! Es gibt noch so viel zu lernen!

Bevor ich Thorsten am Sonntag zum Flughafen bringen wollte, wollten wir mal eben kurz auf dem Weg dorthin noch nach Half Moon Bay an den Strand fahren. Mal eben! Sonntags, vor Halloween! Naiv!

Ich muss es erklären: Die Straße nach Half Moon Bay führt zunächst durch die Hügelkette, an der immer der Nebel, der vom Meer kommt, hängen bleibt. (Siehe: Evel Knievel und Nobbi Hobby, die Fotos mit dem Nebel) Es ist eine wunderschöne Strecke, vor allem, wenn mal kein Nebel ist. Die Straße windet sich und ab einem bestimmten Punkt kann man nicht mehr wenden. Diesmal blieb nicht der Nebel an den Hügeln hängen, sondern der Verkehr. Wir standen also im Stau und mussten dadurch. Nach den Hügeln unmittelbar vor Half Moon Bay selber, sind die Gärtnereien. Da ist zunächst Santa’s Christmas Tree Farm, dann gibt’s Obst, Gemüse und Schnittblumen, Metalltiere, das immer aktuell bemalte Paraden Pferd (diesmal schwarz mit gruseligen Glubschaugen, sorry kein Bild), das mich aus Aachen grüßt, und nun ist alles voller Kürbisse.


AUS_108_03

Wie berühmt Half Moon Bay’s Kürbis Felder sind, wusste ich nicht. Das weiß ich erst jetzt, nachdem wir den halben Nachmittag im Stau standen. Wir wendeten in Half Moon Bay, weil wir keine Zeit mehr für das Meer hatten. Thorsten hatte ja einen Flieger zu bekommen. Einen Tag später ging dann die Nachricht von dem großen Kürbis durch die Presse. 1700 lb, amerikanische Pfund, also 770 kg. Das ist kalifornischer Riesenkürbis-Rekord.

Great Pumpkin from Half Moon Bay


Jedes Jahr gibt es in Half Moon Bay das „Art and Pumpkin Festival“, das übrigens erst dieses Wochenende ist. Aber schon letztes Wochenende standen Hüpfburgen dort, es gibt ein Maislabyrinth und jede Menge Spaß. Vor dem Fest wird jedes Jahr der größte Kürbis der Gegend gekürt und die Menschen kommen von weit her um das alles zu bestaunen.

AUS_108_04


Gestern war wieder Half Moon Bay Tag, wie gewöhnlich spazierten wir am Strand, diesmal bei praller Sonne, zum ersten Mal in diesem Jahr bei Temperaturen über 25° und nach unserem Kaffee besuchten wir den großen Kürbis.

AUS_108_05

Das ist mit Sicherheit das beeindruckenste Gemüse, das ich je gesehen und berührt habe.

Linus, I’ve seen the Great Pumpkin with my own eyes and you were so right. He brought me presents: a beautiful day, sun and heat in Half Moon Bay and a wonderful memory of you.



20.10.2011

Ich bin dann mal weg…

Back in business

Als Nobbi mich vor fast zwei Jahre fragte (ein paar Tage vor Weihnachten 2009, so lang ist das schon her…), ob ich mit ihm nach Amerika gehe, war meine erste Reaktion ein rigoroses NEIN. Niemals! Das hatte viele Gründe, sehr viele, und einer davon war meine Liebe zu meinem Hundeverein, meiner Trainertätigkeit dort und dem Gefühl, ich kann doch mein Leben nicht einfach aufgeben, nur weil mein Mann Karriere macht.

Zu Weihnachten gab es eine heftige Diskussion mit meiner Mutter, es war unsere allerletzte Meinungsverschiedenheit. Sie war der Meinung, ich solle nicht so egoistisch sein und müsse meinem Mann folgen und ich war der Meinung, ich will von mir nichts aufgeben und warum soll man was verändern, wenn alles gut ist.

Ich änderte meine Meinung, es war ein Prozess, der etwa zwei Wochen dauerte. Das nächste halbe Jahr war voll mit Entwicklungen.

Seit ich nun hier bin, mit Einleben und Ankommen beschäftigt, erwähnte ich immer wieder mal, dass mir mein Verein fehlt. Von Bekannten hier oder Freunden aus Aachen bekam ich immer wieder den guten Vorschlag: „Dann mach doch selber Training. Biete einfach etwas an!“ EINFACH!

Tolle Idee!

EINFACH? Ich bin eine ideale Angestellte, wenn man mir sagt: „He mach mal!“ Dann mach ich! Ich bin eine miserable Selbständige, von Selbstzweifeln zerfressen und niemals den Mut, irgendein Risiko einzugehen. Ideen hab ich viele, aber ich brauche dringend jemand, der mich antreibt.

Ich beschloss also, nicht mehr weiter zu träumen und mich nur noch um meine eigenen Hunde zu kümmern. In
Bark in the Park und One small Step for Mankind ist die Geschichte nachzulesen. Wieder glücklich in einem Verein zu trainieren und endlich Menschen kennen zu lernen, die sich genauso leidenschaftlich mit Hunden beschäftigen wie ich, war für mich schon großartig genug.

Nun traf ich mich letzte Woche mit Wendy und ihrer Hündin Molly zum Spaziergang. Wendy erwähnte, dass sie gerne lernen würde, genauso mit ihrer Hündin Molly zu spielen, wie ich das tue, um sie nicht mehr nur über Leckerchen auszubilden.

„I can teach you!“

Aber nicht einfach so. Ich erklärte ihr, dass ich stolze Lind-art®-Trainerin bin und wir normalerweise Kurse geben, Team-Balance, Team-Ausbildung über Spiel und Motivation. Ich trau mich hier nur nicht, da ich so große sprachliche Probleme habe.

Daran kann man arbeiten und nun gebe ich ihr Unterricht und lerne dabei Englisch.
Gestern gab ich die allererste, hoch offizielle Team-Balance Stunde in den USA. Ich habe den Unterricht so gründlich vorbereitet und mich so ins Englische eingearbeitet, dass ich fast so frei sprechen konnte, wie ich das in Deutsch gewohnt bin. Manchmal kam ich ins Stottern, dann half mir Wendy, manchmal gab es ein Wort zu klären, aber im Großen und Ganzen lief es zu meiner Zufriedenheit. Ich hatte ganz Vergessen, wie viel Freude ich daran habe Team-Balance zu unterrichten. Wendy und Molly hatten auch ihren Spaß. Ihr Kommentar: „It’s totally different!“ Damit meinte sie die Art des Unterrichtes, mit Theorie und Hausaufgaben.

Nun plane ich eine Webseite, hoffe dass Wendy nicht meine einzige Schülerin hier bleibt und ich bald mehr Interessierte finden werde, die sich mit mir zusammen auf das Abenteuer Lind-art® USA einlassen werden.

Ein Kernsatz der mich in meiner Ausbildung zur Lind-art®-Trainerin stetig begleitete und der jeden Unterricht, den ich hielt, trug, war der Spruch von Aurelius Augustinus:

„In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“

Inside me the fire burns again, it’s a big blaze and I’m looking forward to ignite it in curious Americans.


27.10.2011

Ich bin dann mal weg…

Yeah-chaka-chaka-chaka-chak

Stellt euch vor, dass ich beim „Yeah“ meine Arme ypsilon-förmig in die Luft reiße und beim „chaka-chaka-chaka-“ die Hüften von links nach rechts und wieder nach links schwinge, beim „chak“ so hoch springe, wie ich nur kann. Warum?

Ich freu mich so und bin zu Recht erleichtert!

Moritz hat den Führerschein bestanden.

Vor fast genau 6 Monaten schrieb ich in Driving Lessons, B.Aus 2011.1, über meine erste Fahrstunde mit Moritz. Wir fuhren in einen Busch, weil uns auf unserer Spur ein Auto entgegen kam. Das machte mir die Sache nicht leichter, mit ihm am Anfang Auto zu fahren und Nobbi übernahm die ersten Fahrstunden. Ich drückte mich immer davor, wenn ich das Gefühl hatte, es ist nicht sicher. Autobahn, Serpentinen, zu viele Leute im Auto, immer wieder übernahm lieber ich das Steuer, statt ihm es zu überlassen. In den letzten Wochen aber machte er solche Fortschritte, dass ich immer mehr Vertrauen bekam und mir auch klar wurde, nun, wo Nobbi nicht hier ist,
muss ich mit ihm fahren, er muss es ja lernen. Er wurde sicher und ich bekam Vertrauen. Am Montag traute ich mich sogar, ihn morgens in die Schule fahren zu lassen. Das heißt carpool-lane. Da muss man sich im Extremfall aus dem stehenden Stau in fließenden Verkehr, der etwa 65 Meilen/Stunde fährt, einsortieren. Das ist schon für Fortgeschrittene. Ich hatte Vertrauen und fühlte mich sicher, er machte seine Sache hervorragend. Würde ich Noten vergeben wäre es eine glatte 1 gewesen.

Und trotzdem war ich genauso aufgeregt, wie bei meiner eigenen Prüfung. Es kann immer was Blödes passieren. Moritz war viel ruhiger als ich, kaum aufgeregt und hat eine wirklich gute Prüfung abgelegt. Der Kommentar des Prüfers stand schräg unter dem Prüfbogen: good driving!

Ich bin froh, froh, dass er es geschafft hat, froh, dass ich nun zwei Söhne mit Führerschein habe, und vor allem froh, dass er sich nun selber in der Gegend herumfahren kann.

Bis zu seinem 18. Geburtstag fährt er nach besonderen Regeln. Er darf nicht zwischen 23.00 Uhr und 5.00 Uhr fahren, keine mobilen Geräte wie I-pod oder Handy während der Fahrt benutzen und ohne Erwachsenen der Älter als 25 ist keine Jüngeren transportieren. Die Regeln über die Mitnahme von eigenen Geschwistern sind noch nicht ganz geklärt. Manche behaupten es ist erlaubt, manche sagen nur zur Schule mit schriftlicher Genehmigung und andere sagen gar nicht. In 6 Wochen wird er 18. Solange kann er ruhig alleine fahren.

The forth California Driving license in our family and “only” three cars, actually two, because Megan, the old Mercedes, doesn’t work anymore dependably. Maybe Nobbi should change his Hobby; not buying motorcycles but buying cars.


2.11.2011

Ich bin dann mal weg…

Ode to my Poolguy

Anmerkung der Kolumnistin: Diese Kolumne widme ich Tim, meinem Poolguy, der mich, als wir uns vor etwas mehr als einem Jahr das erste Mal trafen, an James T. Kirk den Älteren erinnerte. Es entwickelte sich so etwas wie eine Freundschaft. Tim erklärte mir Amerika, die Politik, die Verteilung der Finanzen, er erzählte mir die wunderbare Geschichte, wie er morgens um 6 eine Krähe erschoss, weil sie zu laut war und er bestätigte mir nicht nur ein Klischee, wofür ich ihm unendlich dankbar bin. Er kam jeden Dienstag, bis auf die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr und einmal im Mai, als es fürchterlich regnete und sein Pick Up keine funktionierenden Scheibenwischer hatte.

Nun kommt er nicht mehr.

Sein Chef hat hier in den Hügeln zu viele Kunden verloren, so dass die Tour sich für ihn nicht mehr lohnt. 14 Jahre war er hier Poolguy. Es war so traurig. Für mich ist es besonders traurig, denn Tim gehörte zu den Eingeborenen, die ich in meiner Prägephase hier kennen lernte. Er half mir so oft, gab Tipps und er konnte so herrlich erzählen. Ich lud ihn ein und er versprach mir, zum Kaffee vorbeizukommen, wenn er mal in der Gegend ist…

Ich werde ihn vermissen.

You Tube: Originalintro Raumschiff Enterpise




AUS_111_01
(Bilder in dieser Kolumne: Alle google sei Dank)


Aus dem Logbuch der USS Enterprise

„Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2010. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 7 Mann starken Besatzung drei Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Flugstunden von Zuhause entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“…

AUS_111_02


…Lieutenant Barbara Auhuura traut ihren Augen nicht, als sie am Pool eine fremde Lebensform entdeckt, die offenbar mit Nahrungssuche beschäftigt ist. Die Lebensform scheint auf den ersten Blick wie Captain James T. Kirk auszusehen, nur um Jahrzehnte gealtert. Da die Aufgabe der Crew das Aufspüren und Erforschen fremder Zivilisationen ist, steckt Auhuura sich den Kommunikator ins Ohr, geht zum Pool und beginnt mit der Kommunikation. Sie wird friedlich und freundlich empfangen, allerdings ist der Kommunikator offenbar kaputt oder falsch eingestellt, denn sie versteht nichts. Sie bittet vorsichtig darum, dass ihr Gegenüber langsam spricht und tatsächlich funktioniert der Kommunikator nun. Tim erklärt ihr, dass er nicht nach Nahrung sucht, sonder nur das Wasser sauber hält…

…Monate vergehen und jede Woche dienstags trifft Auhuura auf Tim, wie er sich nennt, lernt von ihm über Politik, Verhalten und Gebaren der Bevölkerung. Er ist eine feste Verbindung für den Lieutenant zwischen ihr und diesem Planeten. Während ihren Gesprächen schießt Auhuura immer wieder ein Gedanke durch den Kopf: Tim sieht aus wie Jim, nur älter…

AUS_111_03

AUS_111_04

…Ein Jahr später. Die Mannschaft der Enterpreis ist immer noch damit beschäftigt die Zivilisation zu erforschen, inzwischen aber fest davon überzeugt, dass es sich um friedliche Bewohner handelt, mit denen sich wunderbar in einer Föderation leben lässt. Inzwischen kann man schon nicht mehr nur von Erforschung sprechen, sondern auch schon von einer Art Integration…

…Am letzten Dienstag verabschiedete sich Tim, nicht nur bis nächste Woche, sondern für immer. Sein Blick hatte etwas sentimentales, seine Stimme klang väterlich. Seine Aufgabe ist erfüllt. Er war nicht angestellt um nur den Pool sauber zu halten, er hatte die Verantwortung, dass die Mission der Crew gelingt. Um die friedliche Erforschung der Zivilisation zu sichern, brauchte es eine Verbindung zwischen ihr und den Reisenden.

So reiste Captain James T. Kirk selber aus der Zukunft an, nannte sich Tim und schaute einmal in der Woche, ob noch alles in Ordnung ist. Nun, sicher, dass Auhuura keine Hilfe mehr braucht, konnte er zurück in die Zukunft….

Tim, today I talked with your boss. He told me that you work closer to your home now. That’s only cold comfort. I will miss you.


5.11.2011

Ich bin dann mal weg…

Gravity sucks
Or no luck with the Lick Observatory

Anmerkung der Kolumnistin: Gravity sucks ist nicht von mir. Als ich das aber gestern hörte, war mir klar, dass es ein Titel werden wird. Es stammt von Prof. Dr. Raja Guha Thakurta, (http://research.pbsci.ucsc.edu/astro/raja/) einem Astronomie und Astrophysik Professor der Universität von Kalifornien, Santa Cruz. Mit geballtem Wissen, hochkarätiger Intelligenz und wirklich gutem Humor fesselte er uns bei seinem Vortrag über Galaxien.

Star Party

Vor ein paar Wochen machten Nobbi, Jonathan und ich einen Ausflug zum Mount Hamilton, um uns das älteste Bergteleskop der Welt anzuschauen. Ich erwähnte die lange Fahrt und den erfolglosen Ausflug bereits, da alles, sogar die Parkplätze, wegen Renovierung geschlossen waren. Aber es gibt ja google. Dann schaut man eben im Netz nach, was man hätte sehen können. Und dabei entdeckte Nobbi die Star Party am 5. November. Man konnte Karten bestellen, was er tat und zwar gleich acht, damit die Kinder Freunde mitnehmen können. Uns wurden Vorträge, Besichtigungen der Teleskope und bei schönem Wetter spektakuläre Blicke auf Milliarden von Sternen versprochen.

Bei schönem Wetter! Nun hatten wir fast ein halbes Jahr blauen Himmel. Auch die ganze letzte Woche war sternenklar bis auf eine kurze Pause. Aber es ist nun mal November, irgendwann wird auch in Kalifornien das Wetter schlecht. Und das war gestern. Auf dem Weg zur Star Party sah der Himmel so aus (wenn die Vögel auf den Kabeln Stare sind, dann haben wir ja welche gesehen):

AUS_112_01


Je näher wir Mount Hamilton kamen, desto schlechter wurde es. Auf dem Berg selbst, der etwa 1000m hoch ist, lag die Temperatur bei etwa 3°C und es regnete so fürchterlich, dass ich von außen keine Fotos vom Lick Observatorium machen konnte. Ich hatte Angst um meine Kamera und meine Gesundheit. Zum Glück gibt’s ja google.

AUS_112_02
(Bild: Google sei Dank!)


Das Lick Observatorium (
http://en.wikipedia.org/wiki/Lick_Observatory) wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und genau das macht seinen Charme aus. Auch wenn man keine Sterne gucken kann. Die Mischung aus alt und Fortschritt macht es so besonders. Das große Teleskop, das wir uns ansahen (zweitgrößte Kuppel auf dem Bild), ist uralt, steht auf liebevoll kreisförmig verlegtem Parkett und kommt einem vor wie aus einer Jules Verne Geschichte. Das alleine war die Fahrt schon wert.

AUS_112_03 AUS_112_04

AUS_112_05
Man beachte das kreisförmige Parkett und die Holzvertäfelung an den Wänden


In den Gängen stehen moderne Flatscreens auf denen das Observatorium selbst und Dinge über unser unvorstellbar großes Weltall erklärt werden, ob Planeten, Sterne, Galaxien oder Geschichte der Astronomie.

Faszinierend!

AUS_112_06

AUS_112_07

AUS_112_08

AUS_112_09
auch dieses Bild habe ich abfotografiert von einem Flachbildschirm


Auch wenn wir Pech mit dem Wetter hatten und uns der Blick durch das Teleskop in die tiefen unseres Weltalls verborgen blieb, hat sich der Ausflug gelohnt. Der Höhepunkt aber war auf jeden Fall der lebendige Vortrag von Prof. Dr. Raja Guha Thakurta. Schon der Titel seines Vortrages:

„Astronomy and Cosmology (not to be confused with Astrology, Gastronomy and Cosmetology)“

Er sprach über die Evolution von Galaxien, über deren Geburt, Entwicklung, Altern und Tod, über Kannibalismus, Frühstück, Mittagessen und Abendessen in der Sternenwelt, Schuld an allem; die Gravitation, Gravity sucks! Bis auf eine Siebenjährige, die einschlief, fesselte er sein Publikum.

AUS_112_10
Dieses Bild machte ich noch vor dem Vortrag, während des Vortrages waren alle aufmerksam, auch ich, deshalb keine weiteren Bilder!


Professor Thakurta erklärte uns durch eine anschauliche Animation, eine Reise durchs All, die Weite und die Fülle. Er nannte unseren Planeten und unsere Milchstraße durchaus durchschnittlich und dass die Wahrscheinlichkeit, dass es anderes Leben in dieser Unendlichkeit gibt, gar nicht gering ist. Presumably we’re not alone.


You Tube: Already Mr. Spock mentioned it: Fascinating!


Faszinierend!

We didn’t see any real stars at the Star Party through the big telescope. Our star was Professor Raja Guha Thakurta. I think he earns a red carpet to his speaker’s desk.



man muss die Feste feiern wie sie fallen


oder

an den Anfang der Seite