Barbaras Auswärtsspiel


28.4.2012

Ich bin dann mal weg…

Bees

International Geograffities

Bienen! Sie liefern uns Honig, bestäuben unsere Blumen und Obstbäume und sind das Paradebeispiel für staatenbildende Insekten überhaupt. Sie kommunizieren, haben eine Königin, funktionierende Arbeitsteilung und wir können Intelligenz entdecken, die man eigentlich Lebensformen dieser Entwicklungsstufe gar nicht zutraut.

Sie sind ohne Frage nützlich für uns Menschen, was sie grundlegend von anderen Insekten, die ähnlich strukturiert sind, unterscheidet. Ich denke da an Ameisen, Wespen und Termiten. Auch sie haben ihre Berechtigung, denn sie dienen uns indirekt, indem sie in der Umwelt aufräumen. Die Verwandten der Honigbiene gehören mit zur Müllabfuhr unserer Umwelt. Allerdings räumen sie auch schon mal Dinge auf, die noch gebraucht werden, wie Lebensmittel in der Küche, auf dem Gartentisch, der Picknickdecke oder auch ganze Holzwände, Treppen und Geländer in australischen und amerikanischen Häusern.

Die unumstrittene Nützlichkeit der Honigbiene und die Hochentwicklung innerartlicher Kommunikation macht sie so liebenswert.

Im Studium hatte ich öfters mit ihnen zu tun. Für mich war die Krönung das dreiwöchige Feldpraktikum über das Verhalten der Honigbiene in Abhängigkeit von verschiedenen Umweltfaktoren. Ich möchte nicht ins Detail gehen, es war großartig.

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Vor ein paar Wochen hatte ich nun das große Glück einen Schwarm Bienen zu beobachten, der offenbar dabei war einen neuen Wohnort zu finden. Ich wünschte mir so sehr, mal eine Bienentraube aus aller nächster Nähe zu sehen und tatsächlich, einen Tag später fand ich sie an einem Baum hängend. Sie hing drei Tage.



This is the beginning of the new series in Barbara’s Away Game: International Geograffities, short views in our beautiful environment.

8.5.2012

Ich bin dann mal weg…

Anmerkung der Kolumnistin: Delete, so heißt die letzte Kolumne. Sie ist nie erschienen und inzwischen gibt es sie nicht mehr. Deleted! Gelöscht! Tolle Taste, wenn das immer alles so einfach wäre. Stattdessen habe ich beschlossen fröhlich in die Zukunft zu blicken, mich wieder über Kleinigkeiten zu freuen, zu wundern und vielleicht auch mal zu lästern. Traurig bin ich auch schon mal, darf aber drüber schweigen...

Das habe ich getan, nun wird’s jedoch mal wieder Zeit:

Construction Work

Habe ich das eigentlich schon einmal erwähnt, dass es hier oben auf dem Hügel fast so schön ist wie im Paradies?

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Blick auf unser Haus vom Hundespaziergang aus gesehen.

Fast!

Diese Ruhe, wenn man ganz alleine ist und der Wind günstig steht. Dann hört man nur die Vögel und die Blätter rauschen. Naja, zwischen 10.00 und 17.00Uhr läuft die Poolpumpe, aber das Geräusch kann man ausblenden, es ist ja für einen guten Zweck.

Das Paradies; halbexotische Vögel, kein Streit, Eintracht zwischen Natur und Mensch. Soweit die Theorie!

Es funktioniert nicht ganz, denn Zecken und Poison Oak sind böse Tiere und böse Pflanzen die deutlich machen, dass es vielleicht doch nicht ganz so wie im Paradies ist. Eintracht ist das nicht!

Der Mensch rächt sich.

Er lädt überall seinen Müll ab. Ganze Schrottautos, altes Holz, Matratzen und so weiter. Ab ins Paradies damit, denn da kostet das Abladen nichts. Zecken und Poison Oak stört das wenig. Andere Bewohner schon. Ein Jammer!

Wasser gibt es auch. Jedenfalls die meiste Zeit. Aus einer tiefen Quelle schöpfen wir frisches, kalkhaltiges Wasser. Das Schöpfen übernimmt eine Pumpe und wenn es lange nicht geregnet hat und man ausversehen beim Gartenwässern vergisst das Wasser auszuschalten, dann läuft die Quelle leer.

Das ist schon lange nicht mehr passiert, denn letztes Jahr hat es genug geregnet und wir haben aufgepasst. Dieses Jahr war es selbst im Winter zu trocken und das Damoklesschwert „Dürre“ schwebt über uns.

Aber nicht mehr lange, denn ab heute ist es vorbei mit der Ruhe im Paradies. Sie haben begonnen eine Wasserleitung zu bauen. Seit heute Morgen um 8.00 Uhr brummt ein Bagger unterhalb des Hauses. Vor Monaten schon haben die Vermesser angefangen die Gegend zu vermessen. Es sind ein paar Häuser auf den Nachbarhügeln geplant und eben diese Wasserleitung, an die auch wir angeschlossen werden sollen. Immer wieder mal waren Vermesser da, haben bunte geheimnisvolle Zeichen auf Wege, Büsche und Bäume gemalt, haben geplant, geschaut und fotografiert. Ich hoffte, dass sie noch ein zwei Jahre weiter planen, doch sie scheinen tatsächlich fertig damit zu sein.


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Mitten im Grünen baggert er vor sich hin. Es sieht fast so aus als hätte er einfach irgendwo angefangen.

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Links unten in der Ecke des Bildes erkennt man den Müll. Es wird ganz langsam immer mehr. Ob da ein System drin steckt oder es sich um stinknormales „dumping“ handelt, kann ich nicht beurteilen.

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Wo ich sonst mit den Hunden spiele und trainiere steht nun ein Tieflader.

Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten. So sehr ich für Weiterentwicklung bin, manchmal ist sie einfach nur lästig.

Now we share the hill not only with a couple of neighbors and a lot of animals but also with a digger and his friends.

11.5.2012

Ich bin dann mal weg…

Rattlesnakes

International Geograffities

Entwarnung! Die Bauarbeiten, über die ich in der letzten Kolumne berichtete, haben gar nicht angefangen und der Bagger ist wieder weg. Er hat nur geholfen Bodenproben zu entnehmen, da das Erdreich in Bewegung ist und man genau wissen möchte, wie sowohl die Wasserleitung, als auch die Häuser gebaut werden müssen, damit sie ein paar Jahre halten und nicht den Hang hinunter rutschen.

Woher ich das weiß? Von Digger’s Freunden, den Vermessern.

Zwei unheimlich nette Menschen, von denen einer auch noch wahnsinnig gut aussah. Sollte die ganze Geschichte mal verfilmt werden, ist er auf jeden Fall ein Mitbewerber für den Oskar der besten männlichen Nebenrolle.

Uns brachte weder die hier übliche Schwatzfreudigkeit ins Gespräch noch meine Neugier, sondern dieser wunderbare Zettel, der gestern an meiner Haustür hing, als Gundula und ich aus Half Moon Bay zurück kamen.

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Klapperschlangen, in der Abbruchkante des Betons unterhalb unserer Terrasse? Au weia! Ich war ein bisschen aufgeregt. Die Vermesser auch. Sie hörten wohl, dass jemand gekommen sei und kamen an unser Gatter. Sie erzählten, dass sie Vermessungsarbeit bis an unser Grundstück unterhalb des Pools gemacht hätten und dabei ist einer der beiden auf die Schlange getreten, die weghuschte und in den Löchern des Betons verschwand. Sie soll über 2 Meter lang gewesen sein und einer der beiden formte aus seinen beiden Daumen und beiden Zeigefingern einen Kreis. So dick war sie. Ich konnte es kaum glauben, aber selbst wenn etwas Übertreibung dabei war, riesig war sie wohl allemal. Ich bat die beiden, mir das mal zu zeigen, damit ich weiß, wo ich besser fernbleiben sollte.

Wir gingen zusammen hinters Haus, von wo man unter die Terrasse schauen kann.

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In diesen Löchern hat die Schlange wohl ihre Höhle. Letzten Sommer hörte ich ein einziges Mal eine Klapperschlange, und wie ich inzwischen weiß, war es das Klappern einer großen Schlange. Ich vermute, dass sie schon länger hier lebt als wir und wahrscheinlich ihren Verwandten erzählt: “Oh, über mir wohnen 5 von diesen Menschen, 4 davon sind riesig!”

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Natürlich war die Aufregung groß und natürlich musste ich direkt alles über Klapperschlangen googlen. Dabei stieß ich auf diese praktischen Hinweise, die ich meinen Söhnen zu lesen empfahl. Besser man ist vorbereitet.

http://www.dfg.ca.gov/news/issues/snake.html

Eigentlich gehe ich aber davon aus, dass die Vermesser die Schlange aufgescheucht haben und sich überhaupt nichts ändert. Sie lässt uns in Ruhe und wir sie. Allerdings könnte es sein, dass sie von anstehenden Bauarbeiten, die allerdings noch in der Ferne liegen, da erst mal die Bodenproben analysiert werden müssen, sich ein neues Versteck sucht.

Hier könnte die Kolumne zu Ende sein, aber sie ist es nicht. Denn der Zufall hat noch einen drauf gesetzt.

Als Moritz und Samuel gestern mit dem Mini die Mülltonnen runter an die Straße fuhren, trafen sie auf ein Naturschauspiel, von dem ich zwar schon gehört hatte, aber nie zu träumen wagte, es selber mal sehen zu dürfen. Habe ich ja auch nicht, aber Samuel und er hat es mit seinem schlauen Telefon aufgenommen.

Eine Turkeyhenne kämpft gegen eine Klapperschlange. (Es handelt sich höchstwahrscheinlich nicht um die unsrige, denn sie war wesentlich kleiner. Etwa 60 cm lang)

International Geograffities, Rattlesnake vs Turkey



Heute Morgen dann traf ich John, der zuvor mit Samuel gesprochen hatte. Er hatte leuchtende Augen. Er sagte, manche Menschen warten ihr Leben lang darauf so etwas sehen zu dürfen. Ich weiß, was er damit meint. Er hat in unseren Hügeln vor über 20 Jahren die letzte lebende Klapperschlange gesehen und die war noch sehr klein. Dieses Schild steht in seinem Garten. Doch mehr um ungeliebte Gäste fernzuhalten. Klapperschlangen hat er dort keine gesehen.

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Die Schlange selber lag heute Morgen in einer Blutlache. Ich vermute, sie ist doch noch überfahren worden.

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I’m happy to have such neighbors. A friendly neighbor to talk with whenever we meet, and a dangerous neighbor that reminds me; I live almost in Paradise. Be careful with the snakes!

22.5.2012

Ich bin dann mal weg…

Church

Anmerkung der Kolumnistin: Die Bilder in dieser Kolumne wollte ich eigentlich gestern auf dem Weg zur Schule machen. Dann ging aber der Boiler kaputt, ich musste auf die Handwerker warten und alles kam anders. Die drei abgebildeten Kirchen sind aus meinem San Francisco Archiv. Ich werde die Nachbarkirchen nachreichen, sobald es möglich ist.

Man muss die Feste feiern wie sie fallen, das gilt auch für meine Kolumnen.

Amerika und die Kirche...besser Kirchen; das ist ein ganz eigenes Thema, über das ich eigentlich schon lange schreiben will. Es ist ein so umfangreiches Thema, dass man sicherlich eine ganz eigene Serie daraus machen könnte, wenn man sich intensiv damit beschäftigen würde, was ich jedoch nicht tue.

Episcopales, Unitarians, Lutherans, Catholics, Baptists, Corpus Christi, Seventh Day Adventist Church, Presbiterians, Methodists, Venture Christian Church, Calvary Church, First Church of Christ Science, um nur ein paar zu nennen, an denen ich dauernd vorbeikomme.

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Hallelujah!

Als John Irving Leser habe ich schon eine kurze Einführung in die Wirren der amerikanischen Kirche gehabt. Als Tochter einer Mutter, die ihr Leben lang in der Evangelischen Kirche gearbeitet und gelebt hat, sie also Berufs-Christin war, sich in England mit der anglikanischen Kirche beschäftigte, zum Weltgebetstag der Frauen jedes Jahr auch mit allerlei anderen Religionen und sie nach ihrer Pensionierung zur Römisch Katholischen Kirche konvertierte, bin ich nicht ganz unbedarft, was Konfessionen und deren Unterschiede angeht, aber dennoch fühle ich mich überfordert, eine Kolumne über die Kirchen Amerikas zu schreiben, die Hand und Fuß hat.


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Presbyterien, Calvary und Unitarian Church sind in einem Umkreis von 500 m in meiner Nachbarschaft, Feuerwehr und jüdischer Kindergarten sind direkt daneben und die Lutherans sind auch nicht weit. Ich weiß nicht genau wo, bin aber schon mal eingeladen worden. Die Parkplätze der Presbyterian und der Calvary Church sind immer rappelvoll, es handelt sich um riesige Gemeinden. 1000 m in die andere Richtung ist noch die Venture Christian Church, wo sonntags ein Polizist den Verkehr regeln muss, wenn die Kirche aus ist, da ansonsten alles zusammen bricht. Allerlei andere Glaubensrichtungen finden sich noch in Downtown Los Gatos.

Natürlich könnte man sich lustig machen. Es gibt in diesem Land solche Extreme, dass das nicht schwer fällt. Man könnte es auch kritisch angehen, da sicherlich Richtungen dabei sind, die sehr bedenklich sind: die Moral zu hoch, die Botschaft antik und der Einfluss auf das moderne Leben zu groß. In einem Land in dem es Menschen gibt die predigen, dass die Evolution nicht stattgefunden hat und die Welt in sieben Tagen erschaffen wurde, ist Kritik wohl angebracht. Es gibt predigende Radio- und Fernsehsender, wandernde Prediger und sicherlich viele, die Botschaften verkünden, die mehr als bedenklich sind.

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Ebenso könnte man erwähnen, dass durch die hohe Anzahl an Glaubensrichtungen eine Konkurrenz herrscht, freie Marktwirtschaft mit allem was dazu gehört. Kirchen machen Werbung, haben Slogans und jeder Topf findet sein Deckelchen. Zum Beispiel ist da die „Divorce Relationship Recovery“ der Calvary Church. Sie bietet seelische Hilfe bei Scheidung an, ein heikles Thema in manchen Kirchen, hier kein Tabu sondern Service. Eine Marktlücke in der Kirche. Ebenso bieten Webseiten an, dass man verpasste Predigten online sehen kann und ich erinnere mich mit Vergnügen an die Leuchtreklame einer Kirche in der Nachbarschaft zur Weihnachtszeit, die über die Weihnachtsgottesdienste informierte, als wären es Sonderangebote.

Ich möchte mich nicht lustig machen, ich möchte verstehen.

Es gibt so viele Kirchen hier und wenn man sonntags an ihnen vorbeifährt, dann sieht man, dass die Parkplätze voll sind, wie bei uns nur zu Weihnachten.

Konkurrenz belebt das Geschäft; das gilt offenbar auch für Konfessionen.

Viele der hiesigen Konfessionen gelten in Deutschland als Sekte.

Meine Mutter gab mir bei unserem Abschied mit auf den Weg; wenn ich eine Kirche in Amerika suchen sollte, dann sollte ich nach Lutherans suchen, die kämen dem, was ich an Evangelisch kenne noch am nächsten. Sie sagte: “Finde eine Gemeinde, wenn du eine suchst!” Ich suchte aber keine.

Man muss die Feste feiern wie sie fallen!

Am Sonntag waren wir nun auf die Konfirmation von zwei Klassenkameradinnen von Jonathan eingeladen. Amelie und Hannah haben hier bei den Lutherans zwei Jahre Konfirmandenunterricht gehabt und wurden am Sonntag konfirmiert. Es war ein schöner Gottesdienst, eine gute Mischung aus feierlich und locker. Der größte Unterschied zu evangelischen Gottesdiensten in Deutschland war tatsächlich nur die Sprache. Ein kleiner Chor mit Band sorgte für Musik, nichts ungewöhnliches in einer lebendigen Gemeinde mit Hobbymusikern. Der Gottesdienstaufbau, die Zeremonien und sogar das Kaffeetrinken danach glichen den vielen erlebten Konfirmationen in Deutschland. Lokale Unterschiede gibt es immer.

Ich war fast enttäuscht über die Parallelen. Keine bunten Roben bei den Gospelsängern, kein verkündender Moralprediger und keine erleuchteten Gemeindeglieder, die singend von erfahrener Güte berichten. (Eventuell ist mein Bild doch zu sehr von Kinofilmen geprägt.)

Ich bin davon überzeugt, dass ich auch solche Gemeinden finde würde, wenn ich nach ihnen suche, was ich jedoch nicht tun werde.

Meine Mutter hatte recht: ich erlebte bei den Lutherans einen ganz normalen evangelischen Gottesdienst und natürlich bin ich nicht enttäuscht darüber, sondern freue mich, Normalität zu finden: ganz normale Kirche in einem ganz normalen Land mit ganz normalen Menschen...

Das Fest danach war, wie auch der Gottesdienst, sehr schön. Freunde ersetzten den Konfirmierten die Verwandten, die Aufgrund der weiten Entfernung in Deutschland geblieben sind. Wir aßen Sushi, Eistorte und Käsekuchen und hatten traumhaftes Wetter.

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Bild: Brigitte und Christian sei Dank!

Oh Happy Day...Confirmation Sunday in the Immanuel Lutheran Church Los Altos. Congratulation to the Confirmands!
Thank you for the invitation!

25.5.2012


Anmerkung der Kolumnistin:
Ich habe die Bilder nachträglich geändert. Brigitte war so lieb, mir noch ein Gruppenbild der Konfirmationsgesellschaft zu schicken und eine der San Francisco Kirchen habe ich durch drei Bilder aus der Nachbarschaft ersetzt.

Übrigens haben wir inzwischen auch wieder warmes Wasser.

25.5.2012

Ich bin dann mal weg…

Last Day of School

Heute war der letzte Schultag für Samuel und Moritz. Nächste Woche wird noch gelernt, dann kommen die mündlichen Abiturprüfungen und in genau zwei Wochen werden wir Graduation feiern.

Normalerweise schreibe ich keine Kolumnen über meine Kinder, es ist ihnen unangenehm und eigentlich nehme ich da auch Rücksicht.

Aber man muss die Feste eben feiern, wie sie fallen und der letzte Schultag ist nicht nur für unsere Kinder ein wichtiger Tag im Leben.

Die Schule ist aus. Samuel kam gar nicht nach Hause, er ist direkt bei Freunden geblieben und wird heute Abend auf irgendeiner Elektromusik Veranstaltung feiern und Moritz habe ich gerade zum letzten Mal die Frage gestellt: “Na, wie war’s?“... Ich habe zum letzten Mal die Antwort bekommen: ”Pffftt! Nichts besonderes!“ Er ergänzte noch: “Ich spüre keinen Unterschied zu sonst.“

Noch nicht!

Es ist vorbei! Und ich bin überzeugt, dass mit dem letzten Schultag sich genauso viel verändert, wie mit dem ersten.


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Samuel

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Moritz

Der erste Schultag, eigentlich ein großer Tag im Leben eines Kindes, doch voller Konsequenzen, die es selbst beim Auspacken der Schultüte noch gar nicht absehen kann.

Mit Erhalt der Schultüte ist es vorbei mit der Freiheit des Kindergartenkindes. Sanft und langsam versuchten die Pädagogen den Übergang vom freien Spiel zur elenden Pflicht zu gestalten, allerdings durchschauten meine Söhne das schon von Anfang an.

Beide, sowohl Samuel wie auch Moritz haben nie gerne für die Schule gearbeitet. Samuel hatte immer Besseres zu tun und sich niemals wirklich für Schulisches interessiert und Moritz, der zwar Interesse zeigte, wollte lieber können statt lernen. Beides nicht ideal!

Es gab Zeiten, die sowohl mich, wie auch meine Söhne sehr viel Kraft gekostet haben. Ich erinnere mich an Grundschulzeiten, an Tränen wegen Minuszeichen, an doofe Geteiltdurchs, an den spontanen Wechsel von anarchistischer Rechtschreibung im ersten Schuhljar zu diktatorischen Rechtschreiberegeln, die den Jungs sinnlos erschienen und ihnen das Leben schwer machten, an den Beginn im Gymnasium, an Krisen weil Vokabeln gelernt werden sollten, blaue Briefe und deren Konsequenzen, ein verpfuschter Sommer wegen Nachprüfung und immer wieder Konflikte wegen schulischer Leistungen oder besser existenzbedrohender Nichtleistungen.

Es wurde besser, zum einen, weil die Art und Weise des Lernens sich in den höheren Klassen verändert, zum anderen die Inhalte und last but not least hilft auch die Reife des Schülers irgendwann. Zum Ende der Pubertät oder spätestens mit Eintritt in das Erwachsenenalter wird auch der Verspielteste und Abgelenkteste endlich schulreif!

Den Unterschied beider im Umgang mit der Schule, muss ich hier gar nicht erwähnen. Kraft haben beide gekostet, der eine mehr, der andere weniger, der eine länger, der andere kürzer.

Die Rache einer Mutter an ihren Söhnen? Nein! Es gibt keinen Grund sich zu rächen. Ich versuche nur ehrlich zu sein und meiner Erleichterung und Freude Raum zu geben, dass es endlich vorbei ist. Eigentlich ist es schon länger vorbei. Ich mische mich schon lange nicht mehr ein. Trotzdem erinnert man noch manchmal daran, dass es so etwas wie Prüfungen gibt, dass man vielleicht mal lernen sollte oder sich in anderer Art und Weise vorbereitet. Das tue ich aber mehr aus alter Gewohnheit als im Glauben, dass hier irgendwer noch auf mich hört.

Und dann ist da ja auch noch die mütterliche Sorge, dass irgendetwas nicht ganz so klappt, wie sich der Schüler das vorstellt.

Mama, du musst dir keine Sorgen machen.

Na hoffentlich, und wenn schon...jetzt wäre es sowieso zu spät.

Ich wünsche ihnen alles Gute und hoffe, dass sie die Freiheit, die sie mit dem Erhalt der Schultüte aufgaben und die sie jetzt zurückbekommen, zu nutzen wissen und sie verantwortlich mit ihr umgehen.

Pirates! It’s gonnA BI legendary!

Unter diesem Motto feierten sie ihren Abschied von der Schule. Pirates? Freibeuter! Die Beute ist Freiheit, Wissen und Selbständigkeit! Vergrabt sie nicht als Schatz auf einer einsamen Insel, sondern erobert die Welt mit ihr.


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Bild: Pirates und ihre Lehrer! GISSV sei Dank (Quelle: Website der German International School of Silicon Valley, dort ist auch noch ein kleiner Artikel zu lesen und ein paar mehr Bilder vom Abistreich zu sehen)


Finally I will celebrate like a Caribbean Queen that you guys leave the school.

29.5.2012

Ich bin dann mal weg…

Breaking News

Ich habe es schon einmal erwähnt, ich habe zwei Nachrichten Apps auf meinem kleinen schlauen Telefon, wenn irgendwo in der Welt etwas mehr oder weniger Wichtiges passiert, informiert mich die Tagesschau per Kurzmeldung wie mit einer SMS. Meine ABC7 Lokalnachrichten informieren mich zwar nicht automatisch, aber ich klicke sie sowieso regelmäßig an. Breaking News sind immer ganz oben und die Headline ist rot geschrieben, damit man die Dringlichkeit erkennt.

Nötig ist das nicht, das ganze kleine schlaue Telefon ist nicht nötig, aber ich möchte nicht mehr ohne leben. Es ist wie fließendes Wasser aus der Leitung, man hat sich so daran gewöhnt, dass es selbstverständlich geworden ist.

Diese Woche war es mal wieder soweit, dass wir kein fließendes Wasser hatten. Der Wasserhahn des Gartenschlauches war nicht ganz zugeschraubt und so liefen die Zisternen über Nacht leer. Die Quelle ist auf Grund des trockenen Winters nicht in der Lage sie wieder zu füllen. Der Berggipfel war am nächsten Tag ohne Wasser. Keine Dusche, keine Toilettenspülung, ich konnte keine Wäsche waschen, nicht einmal meine Hände. Ich benutzte das Trinkwasser aus einem Kanister dafür. Der Tankwagen kam insgesamt viermal und füllte die Zisternen wieder, die Rechnung bekommen wir.

Während ich auf Wasser wartete, machte ich mir Luft, indem ich bei Facebook meinen Ärger postete.

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Meine eigenen Breaking News als Erleichterung, ein Online-Seufzen! Warum nicht? Inspiriert von Facebook, Tagesschau und ABC7 News dachte ich mir...das kann ich auch hier auf meiner Website.

Und hier sind sie:
Breaking News in Barbaras Auswärtsspiel, aktuell, kurzgehalten und in Englisch. Zu finden sind sie in der Sidebar immer mit dem Datum der letzten News.

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Kleinere Ereignisse die unerwähnt bleiben, da sie niemals in eine Kolumne finden oder größere Ereignisse, die aus Zeitmangel noch nicht in eine Kolumne gefunden haben, werden hier aktuell und reißerisch verarbeitet. Hier wird wenig Information in wenigen Worten auf Katastrophenniveau aufgebauscht.

Das aktuelle Wetter füge ich auch noch dazu, denn wenn es mal gar nichts zu berichten geben sollte, übers Wetter kann man immer reden.

Short cuts,
daily information, few words, pictures and movies will be published there without epic broadness but maybe sometimes with poetry.

9.6.2012

Ich bin dann mal weg…

Blüh im Glanze dieses Glückes...in the Land of the Free and the Home of the Brave

Dass meine Söhne Samuel und Moritz ihr Abitur bestanden haben, sollten inzwischen alle mitbekommen haben. Dass ich wahnsinnig erleichtert zum einen und restlos stolz zum anderen bin, hat sich vielleicht auch herumgesprochen. Dass die Zeremonie der Zeugnisausgabe ein wenig anders zu sonst üblichen Veranstaltungen in großen Aulas deutscher Gymnasien ablief, kann man sich vielleicht vorstellen.

Ich möchte das eigentlich wirklich nur ganz kurz zusammenfassen:

Die Feier fand sozusagen im Wohnzimmer des Deutschen Generalkonsuls statt. Er reichte Getränke, Häppchen und stellte uns mehr als nur einen Raum zur Verfügung. Das Konsulat bietet ein beeindruckend feierliches Ambiente mit atemberaubendem Blick auf die Bay Richtung Alcatraz. Das Schulorchester trug professional dazu bei, dass es wirklich eine feierliche Veranstaltung wurde. Es wurden Reden gehalten, ein großartiger Film von den Lehrern über die Schüler gezeigt, die Diploma vergeben, Hände geschüttelt, Geschenke verteilt und gelacht.

Graduation Zeremonie, die Fotostory:

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Die Feiergemeinde sammelt sich vor der Schule

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VIPs vor der Limo nach San Francisco

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Das Volk fuhr Schulbus

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Das Deutsche Generalkonsulat von außen...

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...von innen

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…und der Blick von drinnen nach draußen

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…der Leuchter

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…die Feiergemeinde in ihm

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Der Generalkonsul verteilt die Diplome...

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der Schuldirektor gratuliert...

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Graduates (von links: Moritz, Jonhannes und Katrin)

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Dieses Bild gehört zu einer amerikanischen Graduationfeier dazu

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eine glückliche Doppelgraduationfamilie (danke Lou)

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Zurück nach Mountain View nahmen auch die Graduates den Bus. Dort feierte die Jugend getrennt von Eltern und Verwandten weiter.

Die Zeremonie begann mit der Deutschen Nationalhymne und dem Star Spangeled Banner. In den Hymnen heißt es: Blüh im Glanze dieses Glückes...in the Land of the Free and the Home of the Brave

Das fasst es kurz und knapp zusammen. Die Schule trägt den Beisatz: The Best of two worlds! Deutsches Abitur und amerikanischer Highschoolabschluss. Richtig bewusst geworden, was das eigentlich bedeutet, ist mir das erst gestern, als ich die Hymnen im Konsulat mitsang, dabei meinen Kindern in die glücklichen und erwachsenen Gesichter schaute.

Nun beginnt ein neuer Abschnitt.

I’m endless thankful that my sons had the opportunity to make this experience. Happy, curious, relieved, proud, emotional and pretty excited I’m looking forward in the future.


Congratulations to all graduates, class of 2012, you are legend!!!

18.6.2012

Ich bin dann mal weg…

Happy Father’s Days

Am dritten Sonntag im Juni feiert man in Amerika Vatertag. Es ist wie die meisten Festtage durch Werbung im Fernsehen und Angebote in Supermärkten präsent. Das Half Moon Bay Holiday Pferd hat einen passenden Anstrich.

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Unsere Familie feiert Vatertag nicht, weder in Deutschland noch hier in Amerika.

Trotzdem habe ich fröhliche Vatertage gehabt, nämlich die letzten zwei Wochen am Stück einen nach dem anderen.

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Mein Vater war zu Besuch, zum ersten Mal so lange und zum allerersten Mal überhaupt in Amerika. Wir hatten eine schöne Zeit und haben sie genossen. Inzwischen ist er wieder in Deutschland und bereitet sich schon auf die nächste Reise vor, die geht nach China.

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Ich werde weder unsere Ausflüge analysieren noch Geschichten erzählen und zwar nicht, weil ich nicht möchte, sondern weil schon der nächste Besuch ins Haus steht. Es wird lediglich irgendwann noch einen Kolumnenkinofilm geben, aber wahrscheinlich habe ich erst Zeit dafür, wenn die Besucherwelle abgeebbt ist. Der Filmtrailer läuft schon länger:



Der Abschied von meinem Vater am Samstag im Flughafen hat mich tief berührt. Abschiede gehören definitiv nicht zu meiner Lieblingsbeschäftigung und es wird immer schlimmer, statt dass ich mich daran gewöhne, je mehr es werden.

Ja, ja, ich weiß, wer reisen will, muss Abschied nehmen, und wer zigtausende von Kilometern fern von zu Hause lebt erst recht. Ich weiß, ich weiß, wir dürfen hier im wunderschönen Kalifornien leben, so nah, an einer der schönsten Städte der Welt, so nah am wilden Pazifik und mitten in bezaubernder Natur, mit tollen Tieren, meistens angenehmen Wetter und niemals Dauerregen oder Gewitter im Sommer. Da muss man eben auch mal tschüss sagen...

Ich weiß wie schön es hier ist. Und wenn ich ein einsamer Mensch ohne Freunde und Familie wäre, würde ich hier wahrscheinlich für immer leben wollen.

Als ich meinen Vater zum Abschied auf dem Flughafen in den Arm nahm, schoss mir jede einzelne Meile durch den Kopf, die zwischen zu Hause und hier liegt. Es ist ja doch verdammt weit!

Goodbye. It hurts and it won’t be the last goodbye this summer.

Let’s all enjoy the time we have together, let’s laugh in the time we sit at one table and let’s cry only in the moment we say goodbye.

Sommerferien

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