Barbaras Auswärtsspiel


29.8.2012

Ich bin dann mal weg…

Drunk Driving, Your Reverence

Ich habe schon öfters erwähnt, dass ich mich mehr als nur an die lokale Berichterstattung der Nachrichten gewöhnt habe. Ich bin inzwischen großer Fan der Lokalnachrichten. Sie setzen die Prioritäten nach Interesse des Volkes und nicht nach Wichtigkeit für die Welt.

Wie dem auch sei, ich gucke sie fast jeden Abend, höre meistens nur mit einem Ohr zu und verstehen tue ich auch nicht immer alles.

Isaac vor den Türen New Orleans, Romney’s Frau Ann tritt auf dem Parteitag der Republikaner, die Isaac trutzten, als neue Mutter der Nation auf und der neu ernannte Erzbischof von San Francisco wurde in San Diego verhaftet, da er alkoholisiert am Steuer saß. Er hat sich inzwischen entschuldigt, er wäre auch nur ein Mensch und somit fehlbar. Die Kirche sieht das genauso und erklärte, dass ihn dieser Vorfall keinesfalls die Erhebung in das Amt des Erzbischofes von San Francisco kosten würde. Er übernimmt das Amt nach wie vor am 4.Oktober.

Wie die katholische Kirche mit fehlbaren Bischöfen umgeht, ist mir ehrlich gesagt egal, die Republikaner und Isaac berühren mich da schon mehr. Da braut sich nichts Gutes zusammen.

Trotzdem ist es der Bischof, über den ich schreibe:

Warum nur erscheint eine solche Nachricht als so immens wichtig?

Nobbi ist gerade in Malaysia und schickte mir dieses Bild abfotografiert aus der Zeitung in Penang:

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Bild: Nobbi sei Dank!


Sogar in Asien macht der Skandal die Runde.

Frau Käßmann, was sagen sie dazu?

An sie musste ich sofort denken, als ich davon in den Nachrichten erfuhr. Frau Käßmann trat 2010 vom Bischofsamt und als EKD-Ratsvorsitzende zurück, weil auch sie alkoholisiert Auto fuhr und dabei erwischt wurde.

Damals dachte ich: Respekt! Jeder Mensch ist fehlbar, hat zu seinen Fehlern zu stehen und die Konsequenzen zu ziehen.

Wulff zeigte uns, dass das auch anders geht, jedenfalls ein Weilchen. Alkohol war nicht im Spiel, aber Fehlbarkeit und der Versuch solange wie möglich abzustreiten und keine Konsequenzen zu ziehen.

In der
Huffington Post online konnte ich lesen, dass auch schon andere Bischöfe des „drunk driving“s überführt wurden, sie aber nur von ihrem Amt zurück traten, wenn sie sich noch anderer Vergehen schuldig machten oder sie tiefgehende Alkoholprobleme hatten.

Ich möchte das Geschehene gar nicht öffentlich werten, ich wundere mich lediglich über das Interesse der Welt an den lokalen Nachrichten.

Ich grüße hiermit nach Malaysia, warne euch alle davor, alkoholisiert Auto zu fahren, vor allem hier in Amerika und schließe diesen eigenartigen Artikel mit den Worten aus der Bibel:

John 8:7: Let anyone of you that is without sin be the first who throw a stone...

2.9.2012

Ich bin dann mal weg…

We Drove Them All

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...or Nobbi’s weird hobby!

Irgendwann habe ich einfach aufgehört über unsere Autos und Nobbis Motorräder zu schreiben.

Es war mir peinlich!

Dass wir hier ein Leben führen, das eigentlich nicht unseres ist, liegt auf der Hand. Wir leben in einem großen Haus in einer tollen Gegend und lassen es uns gut gehen. Man könnte sich fast daran gewöhnen, wenn da nicht...egal!

Ich habe öfters das Gefühl, dieses Leben ist ein paar Schuhnummern zu groß für uns.

Im Speziellen überkommt mich dieses Gefühl, wenn Nobbi seinem Hobby nachgeht. Fleißige Leser wissen, was ich meine: Buying Cars!

(Alles nachzulesen im Sonderkapitel: Fuhrpark)

Die vierteilige Trilogie:
Used Cars, three of three endet mit dem Satz:

It’s not the vehicle we need to drive, it’s just the feeling we need to be free and happy here in America.

Ein schöner Satz, aber wirklich dahinter stand ich nie. Ich gönne Nobbi sein Hobby, aber ich kann nicht umhin, mich deutlich darüber lustig zu machen, standardmäßig zu zetern, wenn er auf Streifzug ist und zu schimpfen, wenn er zugeschlagen hat.

Die Motorräder lasse ich in dieser Kolumne außen vor, die Garage ist voll, den Überblick habe ich verloren. Ich konzentriere mich heute aus gegebenem Anlass auf den 4 rädrigen Fuhrpark.

Die ersten drei Autos (
nachzulesen in Used Cars, two of three und three of three), befriedigten das Grundbedürfnis unserer Familie, wobei der Mini mit einer teuren Reparatur schon im ersten Jahr sich zum Sorgenkind machte.

Megan, die schöne weiße Mercedesdame, nur wenig jünger als ich, zeigte alsbald Alterserscheinungen, wie hohen Ölverbrauch und kleinere Macken, wie gar nicht mehr fahren, alles nur um Aufmerksamkeit zu bekommen. Nobbi gab ihr die Chance, fummelte ein wenig an ihr herum, woraufhin sie zwar wieder fuhr, aber anfing zu trinken. Mit einem plötzlichem Spritverbrauch von etwa 40l auf 100km verlor sie dann doch an Attraktivität und wurde in die Garage abgeschoben, wo sie fortan Streifenhörnchen als Eichelreservoir diente.

Kurz bevor Moritz dann seinen Führerschein machte, verließ der Mini uns ein weiteres Mal. Er hatte einen totalen Motorschaden, shit happens!

Da war es nur noch ein Auto das fuhr, 4 Führerscheine und das Valley ist weit und die Wege lang.

Nobbi durfte auf Autojagd, von mir abgesegnet und mit Moritz’ Hilfe. Die Zeit drängte etwas, denn ein einziges Auto hier oben auf dem Hügel ist wirklich etwas wenig.

Sie waren erfolgreich und kauften an einem Wochenende gleich zwei. Beide in englisch-grün, der BMW für Moritz, der Benz für Nobbi.


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Alles alte Karren, aber sie fahren gut, so gut, dass der Benz dieses Jahr den Ehrentitel „Mr Reliable“ verliehen bekam, als er Moni und Oli über 1000 Meilen in und durch die Wüste brachte. Er sprang immer an.

Die Entscheidung dem Mini einen Austauschmotor zu verpassen, war eine reine Bauchentscheidung der verantwortlichen Männer, ich bin mit Bauchentscheidungen meistens zufrieden und so wurde der geliebte zum Enfant terrible. Kosten-Nutzen-Bilanz lassen wir besser und die Frage, ob es ein Fehler war, diskutieren wir auch nicht. Er zickt schon wieder rum.

Der Fuhrpark ist groß, durchaus ausreichend, aber noch waren nicht alle Kindheitsträume erfüllt.

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Jungs! Mehr kann ich dazu nicht sagen!

Meine Reaktion darauf erspare ich Euch, ich will auch nicht weiter drauf eingehen. Nur so viel: Ich finde ihn absolut überflüssig, die Jungs freuten sich über ein Spielzeug. Das Argument der Geldanlage halte ich persönlich für Unsinn!

Decadence or madness... or do we have a compensation issue?

Nobbi, andere Männer spielen Golf..., mhm, das ist wahrscheinlich zu zeitaufwändig und nicht ganz dein Stil! Verstehe!

Ach, wir leben hier nicht ewig, wollen die Zeit die wir hier haben genießen, so hatten wir das geplant.

Das erste Vehikel hat den Fuhrpark verlassen, da der Fahrer am Mittwoch nach Deutschland zurück geht und hier nun kein Auto mehr braucht. Der BMW ist weg.

Als Abschiedszeremonie vertrieben wir uns die Zeit, indem wir einmal Auto-Tetris in unserer Einfahrt spielten. Es war eine lustige Aktion, Megan sprang gar nicht an, was die Sache etwas schwieriger machte und Kyras Kamera hatte leider an der spannendsten Stelle den Akku leer: die Jungs schoben die weiße Dame bergauf und ich kämpfte mit der Lenkung. Ein Jammer! Dennoch hatten wir alle unseren Spaß. Liebe Grüße nach Malaysia, Nobbi konnte leider nicht mitspielen.



Moritz, ich hoffe du hast es auch genossen, den Luxus, ich nenn es Dekadenz, als Führerscheinneuling ein eigenes Auto zu fahren. In Deutschland wartet die Realität. Busse und Bahnen, Longboard und Fahrrad. Die Umwelt wird’s dir danken!

Six cars, we drove them all. It’s time to say good bye. The BMW is gone!

5.9.2012

Ich bin dann mal weg…

Aachen ist nicht Amerika, once again...

für Moritz

Ganz fleißige Leser erinnern sich vielleicht noch. „Aachen ist nicht Amerika“ war der Titel einer der ganz frühen Kolumnen, die ich schrieb, als wir noch gar nicht weg waren. (Nachzulesen im Kapitel Europa/ 2010 Der Anfang/ Packen und Abschied, sechste Kolumne von oben. Ich weiß, das ist unprofessionell, ich arbeite dran, dass man direkt in die Texte verlinken kann, dauert aber noch! Sorry)

Für etwas faulere Leser fasse ich ganz kurz zusammen: Diesen berühmten Satz, der inzwischen schon fast in die Geschichte eingegangen ist, naja fast, zumindest ist er bei mir zu einer beliebten Redewendung geworden, hörte ich zum ersten mal, als Nobbi 1986 zum Studium nach Aachen ging. Nobbis Mutter sagte ihn zu mir, damals kam es bei mir mehr drohend als tröstend an, aber darüber bin ich inzwischen schon lange hinweg und habe mittlerweile eingesehen, dass es einzig meine eigene Bockigkeit war. Zu meiner Entschuldigung: Ich war 19 und verliebt! An dieser Stelle liebe Grüße nach Gau Königshofen.

Es ist kein Geheimnis, dass ich im Moment nichts lieber täte, als nach Aachen zurück zu kehren. Doch das nur nebenbei.

Aachen ist nicht Amerika!

Wie wahr! Gestern brachte ich Moritz zum Flughafen. Er trug zwei große Taschen und einen Rucksack als Gepäck, insgesamt 45 kg. Das ist vorerst sein gesamtes Hab und Gut, mit dem er von zu Hause auszog, nicht wie manch andrer junge Abenteurer, um in die große weite Welt zu ziehen, der Freiheit und dem Ungewissen entgegen, sondern zurück in die Stadt, aus der sein Elternhaus vor zwei Jahren in die weite Welt hinauszog.


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Bild: Simon sei Dank


Von Amerika zurück nach Aachen.

Er checkte ohne Warteschlange am Vielfliegerschalter ein, machte das mit souveräner Professionalität und Coolness und ich stand daneben und wartete auf meine letzte Umarmung. Zunächst grinsend und froh. „Ziel erreicht“, dachte ich, erster Sohn aus dem Haus!

Nicht, dass man Nachwuchs in die Welt setzt, um ihn dann später loszuwerden, so meine ich das auf gar keinen Fall. Versteht mich bitte nicht falsch! Aber sollte es nicht das Ziel sein, selbständige Menschen fröhlich ins eigene Leben zu entlassen.

Das habe ich gestern getan, mit Vertrauen, Sicherheit und auch ein wenig Stolz. Na gut, die Fassung verlor ich dann auch noch kurz, beim letzten „Tschüss“, aber schon in Half Moon Bay hatte ich sie wieder. Ich fuhr nach dem Flughafen mit sehr lauter Musik direkt ans Meer, erstens liegt es auf dem Weg und zweitens hilft es Stimmungen zu zelebrieren.

Außerdem sehen wir uns ja bald schon wieder, in zwei Wochen ganz kurz, wenn ich in Deutschland bin und ihm noch einen Koffer hinterher trage und dann ist ja auch gleich schon Weihnachten.

Moritz, I hope you will enjoy your new life. Freedom, adventure and self-responsibility! Take care!

10.9.2012

Ich bin dann mal weg…

Power Outage

für Erik

Seit nunmehr zwei Jahren lebe ich in diesem Land immer auf der Suche nach Klischees. Ich liebe Klischees, freue mich immer wieder, wenn ich welche bestätigt bekomme, freue mich aber genauso, wenn ich mal eines als Vorurteil widerlegen kann.

Auf die Bestätigung, dass in den USA Stromausfälle an der Tagesordnung sind, hätte ich gerne verzichten können und bisher haben wir da wohl auch richtig Glück gehabt. Trotz massiver Winterstürme im ersten und auch im regenarmen zweiten Winter, die sehr wohl Stromausfälle in der Nachbarschaft verursachten oder aus anderen Gründen noch im Juli und August Ausfälle in Los Gatos, die jeweils etwa 2000 Personen betrafen, durften wir hier zwei Jahre mit durchgehend Strom erleben. Das einzige was ab und zu einmal passiert, ist, dass die Mikrowelle die Sicherung raushaut. Nachdem dies das erste mal passiert war, wissen wir nun auch, wo der Sicherungskasten dafür ist, nämlich außen am Haus. Wir haben drei Sicherungskästen, da muss man erst mal drauf kommen!

Aber nur, weil es noch nie passiert ist, heißt das nicht, dass es nicht vorkommt. Am Freitag Mittag war plötzlich der Strom weg. Der Kühlschrank hörte auf zu brummen, der Drucker funktionierte nicht und das Internet war aus. Das Licht ging natürlich auch nicht an, was mittags allerdings kein Problem ist. Das checken der Sicherungskästen ergab, dass es nicht an uns liegt, das musste ein größeres Problem sein.

Nobbi war zufällig gerade mal zu Hause. Zwischen Malaysia und Lake Tahoe (das erzähl ich euch in der nächsten Kolumne) machte er eine halbtägige Pause. Er loggte sich über sein kleines schlaues Telefon, welches noch Internet hatte, bei unserem Stromanbieter PG&E ein und konnte berichten, dass es ein Stromausfall in der Shannon Road sei und ein Trupp Techniker schon unterwegs.

Seit etwa eineinhalb Jahren, haben wir sogenannte „smart meter“ am Haus. Stromzähler, die mit PG&E verknüpft sind, helfen sollen Strom zu sparen und Nobbis Theorie nach Stromausfälle melden. Ob das so stimmt, weiß ich nicht, jedenfalls beruhigte es zu wissen, dass jemand am Problem arbeitet. Nach drei Stunden war der Strom wieder da, der Kühlschrank zum Glück noch kalt und vor allem konnte ich endlich wieder ins Internet.

Ich war froh, dass wir glimpflich davon kamen, ich habe weit schlimmeres gehört. Dass ich „Stromausfall in den USA“ von meiner imaginären Liste „Dinge, die man in den USA erlebt haben muss“ streichen konnte, erfreute mich noch dazu.

Ich postete es auf Facebook, um eine Kolumne zu schreiben fand ich es nicht spektakulär genug.

Nobbi fuhr in die Berge und ich stellte mich auf ein ruhiges Wochenende ein. Sonntag morgen dann, ich lag noch im Bett, war aber schon wach und im Internet unterwegs (all die praktischen kleinen internetfähigen Geräte erlauben einem schon vor dem Aufstehen, Kontakt zur Außenwelt zu knüpfen) tat es einen heftigen Schlag.

Es rummste, als sei eine Sicherung rausgeflogen, nur viel lauter. Internet war weg! Strom aus! Mhm, na gut, dachte ich, mach ich mal die Sicherungskastenrunde. Irgendwie zog es mich in Richtung Strommast hinter dem Haus, da der Knall den ich hörte, von dort kam und dabei sah ich den Nachbarn auf seiner Terrasse in die selbe Richtung schauen. Er hatte auch keinen Strom.

Auf ein Neues. Diesmal Kategorie zwei, denn ich hatte noch keinen Kaffee getrunken. Am Freitag hatte ich noch welchen in der Thermoskanne, was die Sache erträglich machte. Diesmal, es war halb neun am Sonntag, hatte ich weder Kaffee, noch war ich in der Lage welchen zu kochen.

„Na gut, dann dusch ich halt um wach zu werden, solange das Wasser noch warm ist. Wer weiß, wann der Strom wiederkommt.“ Ich vergaß darüber nachzudenken, dass das Wasser elektrisch in unser Haus gepumpt wird, das bedeutet, dass ich zwar noch das Shampoo mit Wasser aus den Haaren waschen konnte, aber dann versiegte es. „Oh Mann, kein Strom und kein Wasser! Ich brauche Kaffee, dringend!!!“

Ich plante mit den Hunden zu Fuß zu Starbucks zu gehen, da ich das Gatter ohne Strom nicht aufbekam. Es geht zwar, am Freitag hat Nobbi das noch geschafft, aber ich bin zu schwach. Doch bei dem Gedanken eine halbe Stunde ohne anständiges Frühstück, wer mich kennt weiß, dass damit zwei Tassen Kaffee und sonst nichts gemeint sind, wurde mir ganz anders...

Ich hatte eine bessere Idee: Camping Kocher, Kanisterwasser und Drückekanne (liebe Grüße an die Hellwigsisters, danke nochmal) alles da.

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Das suchen der Utensilien Kocher und Spiritus, hat zwar fast genauso lang gedauert, wie ein Spaziergang zum nächsten Starbucks, aber das wusste ich ja vorher nicht.

Während ich nun fröhlich meinen hart verdienten Kaffee in der Sonne schlürfte, hörte ich das PG&E Auto. Guuuuut, ich begrüßte ihn mit den Worten: „Hope you’ll be my Sunday Morning Hero“. Er lachte und stellte sich vor; Erik, mit K, seine Mutter war viertel Schwedin, bisschen Russin, bisschen Deutsche aber sie bestand auf das K.

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Das versprach doch noch ein guter Morgen zu werden. Small talk auf dem Weg zum Strommast, ich fasse schon übersetzt zusammen: Wahrscheinlich war es ein Squirrel, ein lauter bumms ohne Sturm, dann ist es meistens ein Squirrel, das wird wohl irgendwo rumliegen. Am Freitag war es etwas Größeres. Stromausfall diesseits der kompletten Hügelkette, warum wusste er nicht, aber definitiv was Größeres.

Ich fragte Erik ob ich ein paar Fotos machen dürfe und ein bisschen filmen, denn ich wolle drüber schreiben und es veröffentlichen. Von da an war es auch für Erik ein guter Sonntag. Endlich interessiert sich mal jemand für seine Arbeit. Wir sind nun allerbeste Freunde.

Er schimpfte ein bisschen über all die Bäume, die seine Arbeit erschweren, aber er hätte Verständnis, dass man die nicht alle fällen könnte. Stromleitungen alle unter die Erde zu legen, meint er, wäre viel zu teuer.

Bedauerlicherweise verpasste ich das Finale, doch irgendwann brummte der Kühlschrank wieder und ich wusste, Erik hat es geschafft.

Schaut selbst:

International Geograffities
Power Outage



Drei Stunden war der Strom weg. Das große lange Ding, das Erik reparierte nennt man fuse, Sicherung. Er zog einen neuen Draht ein und setzte es wieder ein. Das geröstete Squirrel haben wir nicht gefunden, allerdings verschmähte Lissy am Sonntag ihr Frühstück. Ob es da irgendwelche Zusammenhänge gibt, weiß ich nicht, kann es mir aber gut vorstellen.

Als ich Erik sagte, dass alle Welt auf PG&E schimpfen würde, ich aber nun ganz andere Erfahrungen gemacht hätte, grinste er und antwortete:

“We try our best!“ “Sure! I saw it with my own eyes! You were my Sunday Morning Hero!”

11.9.2012

Ich bin dann mal weg…

Tour de Tahoe

...Expat Riders

Anmerkung der Kolumnistin: für Christian, Jörg, Martin, Nobbi, Stefan und Thorsten

Zwischendurch dachte ich mal kurz darüber nach diese Kolumne „Ach was geht’s uns gut II“ zu nennen, das wär aber nicht fair. Ihr habt schon auch geackert...alle Achtung!

Alle Bilder in dieser Kolumne: Christian und Nobbi sei Dank!

Hier und da erwähne ich in meinen Kolumnen die Expatweibchen. Wer tatsächlich noch nichts über den Expatriaten weiß, kann dies auf Ikierpedia nachlesen. Das Leben der Expatweibchen ist mir einfach näher. Ich bin selber eines und suche natürlich ihre Gesellschaft um zu schnattern und mir die Zeit zu vertreiben.

Die Natur will es so, dass zu jedem Weibchen auch ein Männchen gehört. Sie tarnen sich noch viel besser als die Weibchen in ihrem Gastland, da sie mit normalen Menschen zusammenarbeiten. Das tut das Expatmännchen aber nicht nur 8 Stunden am Tag, sondern weit mehr. Es ist so gut wie nie zu Hause, viel unterwegs und immer in Bewegung. Man könnte von gezielter Hyperaktivität sprechen.

Trotz allem kann man ab und zu welche auf zweigeschlechtlichen Expatveranstaltungen antreffen. Sie sind leicht zu finden; sie stehen im Sommer immer um den Grill herum, im Winter am Büfett und unterhalten sich ähnlich aktiv, wie wir das schon von den Weibchen kennen. Sie sind dabei nicht ganz so laut, auch sprechen nicht alle auf einmal, aber vor allem sind die Themen andere.

Autos, Golf, Fußball und der eigene Ausdauersport, „Mann“ muss ja fit bleiben...

Auf eben so einer Veranstaltung muss die Idee entstanden sein:

Expat Riders beim Fahrradrennen um den Lake Tahoe in der Sierra Nevada!

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Wer sie hatte und wie sie die Runde machte, weiß ich nicht, jedenfalls sollte es etwas Großes werden. Es meldeten sich viele freiwillige Expatmännchen, um mal ein richtiges Männerwochenede am Lake Tahoe zu verbringen, mit Höhentraining und Akklimatisierung vor dem großen Fahrradrennen am Sonntag und Ausspannen danach.

Geplant war ein großes Haus von Donnerstag bis Montag zu mieten und eine gute Balance zwischen Urlaub und Aktivität mal unter „uns Männern“ zu haben. Der Gruppenleiter war Martin, er gab sich wirklich Mühe ein Haus für 14 Personen zu finden und mietete es.

Nach und nach sprangen Angemeldete aus diversen Gründen ab. Hauptgrund war natürlich das Business! Wenn die Pflicht ruft, lässt ein echtes Expatmännchen alles stehen und liegen.

Die meisten verbleibenden Hobbysportler kürzten das lange Wochenende auf ein Normales, so reiste Nobbi am Donnerstag aus Malaysia an, nahm Freitag Morgen noch kurz an einer sehr wichtigen Konferenz teil um sich dann mittags erst auf den Weg in die Sierra zu machen. Stefan toppte das ganze und fuhr direkt vom Flughafen in die Berge, das Fahrrad schon im Kofferraum seines Wagens, der dort im Parkhaus stand. Ich glaube , er war vorher in Spanien.

Echte Expatmännchen kennen kein Jet lag!!!

Christian und Martin waren tatsächlich Donnerstag schon da und versorgten mich schon mal mit inspirierenden Fotos. So ging es weiter. Im weiteren Verlauf dieses Wochenendes, erhielt ich in regelmäßigen Abständen E-Mails von Christian und Nobbi, mit großartigem Bildmaterial.

Thorsten und Jörg reisten am Samstag Morgen erst an. Was für ein Einsatz! Ich mache mich hier nicht lustig, ich bewundere Euch wirklich! So ein ein Aufwand, um sich dann auch noch zu quälen...

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Es gab eine gemeinsame Trainingseinheit auf dem Fahrrad und danach chillen auf dem See. Das habt ihr euch wirklich verdient!!!

Ach was geht’s Euch gut!

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Das Rennen am Sonntag startete noch zur Schlafenszeit. Wer braucht schon Schlaf, wenn man Adrenalin haben kann. 120km um den schönen blauen See, ein moderates Bergprofil aber vor allem gab es jede Menge toller Geschenke. Trinkflaschen und Leuchtbänder, Flickzeug und Lippenbalm...Ins Ziel kamen alle sechs, keiner musste vom Besenauto eingesammelt werden.



Jan and Lance, have you seen how clean this guys were?

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They only ate bananas.

14.9.2012

Ich bin dann mal weg…

The Doing is Fine

Epilog

Es ist jetzt genau einen Monat her, dass Britta, Katrin und Clemens die USA verließen. Es geht ihnen gut.

Britta erzählte mir, dass der „deutsche Alltag“ so schnell wieder da ist, dass es fast erschreckend ist. War alles nur ein Traum?

Zum Glück gibt es das Internet. E-mails und skype, auch Facebook, helfen, geknüpfte Kontakte zu pflegen, in Brittas Fall allerdings mit etwas Schwierigkeiten. Sie lebt nun seit einem Monat ohne vernünftiges Internet in Köln, da es ja erst vor zwei Monaten beantragt wurde...so schnell geht das nicht. Deutsche Wertarbeit oder Servicewüste Deutschland? Jedenfalls geht nichts mal eben so und schnell sind wir nur an der Kasse beim Aldi und auf der Autobahn.

Sie schrieb kurze E-mails mit ihrem kleinen schlauen Telefon und dann gibt es ja auch noch Freunde, alte Freunde, die schnelles Internet haben. Da kann man sich zur Not mal einloggen, um Kontakt aufzunehmen.

Warum erzähl ich Euch das? Weil Britta mir etwas geschickt hat, dass ich euch nicht vorenthalten will. Es gab Schwierigkeiten, aber die Freundin mit dem schnellen Internet konnte helfen.

Im August flog Nobbi zum Abschied mit den drei Kölnern noch eine Runde über die Stadt. Die atemberaubende Nebelwelle, die so typisch für San Francisco ist, mal von oben zu sehen, ist etwas, dass dringend hier auf dieser Webseite gezeigt werden muss.

Auf der Seite
guest movies im Kolumnenkino findet ihr nun auch Brittas Film:

Fliegen
by Britta


(Da ich es hochgeladen habe, steht dort Bawaygame, es ist aber Brittas Werk!!! Danke für die Erlaubnis zur Veröffentlichung)


Dear Britta, I watched it already thirty times. The music is great and the views are stunning. Good job, thanks a lot! We should think about cooperation. Britta, as German Eye or something like that ;-)

27.9.2012

Ich bin dann mal weg…

Deep Roots Need Lots of Water

Ich war zu Hause, zu Hause in Deutschland.

In erster Linie besuchte ich meinen Vater und traf mich mit meiner Familie. Zwei Tage Aachen gönnte ich mir.

Ich erinnere mich an Gespräche mit meiner Mutter als ich noch zu Hause wohnte, die das Thema HEIMAT hatten. Damals konnte ich wenig damit anfangen. Ein eigenartiger Begriff, mit dem ich lediglich geflochtene Zöpfe und Berge assoziierte. Dass sich das inzwischen geändert hat, ist kein Geheimnis.

Ich traf so viele gute Freunde in so kurzer Zeit, es war eigentlich alles wie immer, nur diesmal war ich mir dessen besonders bewusst. Als ich dort spazieren ging, wo ich am allerliebsten bin, das saftige Grün vor den Augen, der graue vorherbstliche Himmel darüber und tiefe Freundschaft neben mir, spürte ich es ganz deutlich, was es heißt zu Hause zu sein. Das Grün konnte ich in einem Bild festhalten, den Rest hab ich im Herzen.

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zu Hause

Als ich am Mittwoch Morgen in Köln bei Britta aufwachte, mit ihr frühstückte und sie mich dann zum Flughafen fuhr, schüttete es wie aus Eimern. Wir schauten beide aus dem Fenster und lachten. REGEN, soviel Wasser, das ist der Grund, warum unsere Wurzeln hier so tief sind.

In
Rainers Kulturecke konnte man Anfang der Woche das Gedicht von Mascha Kaleko lesen:


Der kleine Unterschied

Es sprach zu Mister Goodwill
ein deutscher Emigrant:
„Gewiß, es bleibt dasselbe,
sag ich nun
land statt Land,
sag ich für Heimat
homeland und poem für Gedicht.
Gewiß, ich bin sehr
happy:
Doch glücklich bin ich nicht.”

Mascha Kaleko


Danke Rainer, dem muss ich nichts mehr hinzufügen!

Sure, I’m happy but
glücklich I will only be zu Haus! The decision is fallen!

1.10.2012

Ich bin dann mal weg…

Drifting Away

Wenn wir ein Fotoalbum durchblättern, sehen wir nicht unbedingt die Realität, wir sehen eine mehr oder weniger zufällig zusammengestellte Ansammlung von Momenten aus einer Realität.

Wenn man geschickt ist, kann man diese verbiegen, dehnen und Schwerpunkte setzen, doch in jedem einzelnen Bild bleibt ein kurzer Moment Wahrheit.

Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass sehnsüchtige Heimatfilme auch nicht unbedingt der Realität entsprechen, aber die Moral in ihnen: Sehnsucht, Hoffnung, Liebe! trifft die Sache auf den Punkt.

In der Reihe International Geograffities zeige ich aus meinem persönlichen Fotoalbum einen Heimatfilm ohne geflochtene Zöpfe und Berge, aber dafür mit Kühen und ganz viel Wiese. Realität? Gewiss! Wenn auch nur ein klitzekleiner Teil von ihr.

International Geograffities
Drifting Away




Das Besondere an zu Hause ist einfach die Normalität.

Just a few impressions, what’s really going on you can’t see.

4.10.2012

Ich bin dann mal weg…

...it’s the law II

Vor fast zwei Jahren verfasste ich die zweiteilige Kolumne „...it’s the law“. Hier in Amerika zu leben und sich keine Gedanken über das Gesetz zu machen, ist gar nicht möglich.Es ist allgegenwärtig.Es ist allgegenwärtig. Mit ihm in Konflikt zu geraten ist nicht ratsam, aber schneller passiert, als einem lieb ist.

Es gibt so wahnsinnig viele Regeln, die schon mal schnell im Alltag gebeugt werden, oft ganz aus Versehen. Natürlich lasse ich hier und da mal meine Hunde von der Leine, natürlich gehe ich hier und da mal quer über die Straße, wo kein Fußgängerüberweg ist und natürlich zähle ich an Stoppschildern nicht: one Mississippi, two Mississippi, three Mississippi.

Bisher hatte ich immer Glück und bin noch nie erwischt worden.

Samuel hatte weniger Glück. Zwei Speeding Tickets innerhalb von 8 Wochen. Das traf ihn hart. Speeding hört sich böse an und in diesem Land ist es das wohl auch. Die Strafen: einmal 250$ und einmal 295$. Das muss man akzeptieren.

Nun schwebt ein Damoklesschwert über ihm, er könnte beim nächsten Ticket den kalifornischen Führerschein verlieren. Er gibt sich alle Mühe, sich an jedwede Regel zu halten.

Ich möchte die Speeding Tickets nicht entschuldigen. So sind die Regeln, an die muss man sich halten...

Ende August, Moritz war noch im Lande, dachten die Jungs und ein paar Kumpels: „Machen wir doch mal was Anständiges; Gehen wir wandern!“

Spätjugendliche, meistens Unsinn im Kopf, auf dem Weg des Erwachsenwerdens: Wandern! Was für eine schöne Idee. Kein Blödsinn, kein Alkohol und auch keine sonstigen Drogen!!!!

Ich war überrascht aber begeistert!

Tja, blöd nur, dass es so viele Regeln gibt, an die man sich auch bei ehrenwerten Betätigungen halten muss. Die Jungs suchten sich eine Open Space Preserve, das sind noch keine Naturschutzgebiete, aber doch irgendwie geschützte und mit jeder Menge Regeln versehene Regionen in denen man wandern kann.

Ich muss immer darauf achten, ob Hunde erlaubt sind, oder Fahrräder, ganz selten findet man mal einen Weg, auf dem beides erlaubt ist, dann herrscht Helmpflicht, maximal 15 miles/hour, auch downhill, Leinenpflicht, mal 6 feet long, mal Flexi erlaubt und und und... Bevor man losgeht, muss man alle Schilder studieren und wenn man Pech hat, ist mitten auf dem Wanderweg plötzlich eine Änderung der Regeln, ab hier Hunde oder Fahrrad verboten.

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nach 20 Minuten spazieren sind sie dann doch auf einmal nicht mehr erlaubt


In den ersten Monaten ärgerte es mich maßlos, inzwischen schmunzle ich drüber.

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Ach ja...wir waren bei den Jungs. Sie waren zu siebt und gingen wandern. Und weil es so schön war, der Ausblick so gut, saßen sie auf dem Hügel, schauten nach Westen und beobachteten den Sonnenuntergang.

Das war ein Fehler.

Als sie kurz nach 8 Uhr abends den Park verließen, wartete dort ein Ranger auf sie. 7 Tickets! Der Vorwurf: „Enter preserve after hour!“

Auch das ist nicht erlaubt. Nach Sonnenuntergang ist der Park geschlossen; it’s the law!

Naja, ein ticket für zu spät wandern, das kann ja nicht so schlimm sein. Der Ranger erzählte ihnen, es sei kein Traffic Ticket und die Jungs ärgerten sich zwar, aber eigentlich erschien es allen eher lächerlich, auch mir!

Bis das Ticket mit der Post kam. Das Ticket? Die Tickets! Eins für Moritz, eins für Samuel und auch die anderen fünf erhielten ihre. Ausgestellt vom Superior Court of California. Ein ganz normales Ticket, nur nicht speeding sondern hiking!

238$ in Worten Zweihundertachtunddreißig!!!

238 $ x7=1666 $ (Hätten sie das Gebiet mit dem Auto befahren, hätte wahrscheinlich nur der Fahrer das Ticket bekommen, das wäre deutlich billiger geworden!)

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Mir fehlt da die Balance. Mülldumping und Behindertenparkplatz kosten 1000$, ok!, speeding und hiking sind etwa gleich teuer...kein Wunder, dass die Jugendkriminalität so hoch ist.

Wenn ich für fast Ehrenwertes genauso bestraft werde, wie für Dinge die richtig Spaß machen, dann fällt die Wahl nicht schwer...

Die Sache ist noch nicht zu Ende: Einspruch Euer Ehren! Die meisten Jungs gehen vor den Court und versuchen ihr Glück.

Für mich war der Erhalt des Tickets einer dieser Momente, in denen ich sehr deutlich mit diesem Land und dem System haderte. Bei den Bestraften löste es eher Trotz als Einsehen aus, verständlich!

Ich werde weiter Ceallagh ab leinen, wenn ich keinen Ranger sehe...aber ich fühle mich unter ständiger Beobachtung. Wirklich frei bin ich in Amerika nicht und werde es wohl auch nicht mehr werden.

I miss the balance between lapse and penalty!

Besides I wonder why California is bankrupt…if you pay for little late hiking so much money?…Ah that’s also the answer! Because they have to pay lots of people who track such minor misdeeds.



Endlich Urlaub

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