Barbaras Auswärtsspiel

13.12.2012

Ich bin dann mal weg…

Sauerkraut, Porc-Belly and Mashed Potatoes

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Ich liebe Klischees!

Und natürlich sind wir deutschen diejenigen, die Sauerkraut, Schweinebauch, Bratwürste und Kartoffelpüree essen.

Als im Winter vor zwei Jahren die ersten nasskalten Tage hier in Kalifornien waren, sehnte ich mich nach leckerem Sauerkraut und Schweinebauch. Schweinebauch fand ich nicht, ich habe aber auch niemanden gefragt. Sauerkraut gibt es natürlich, denn die Amerikaner lieben die Deutschen und ihr Kraut! Also kaufte ich ein Glas, dazu Bratwürste die German Brats heißen und Kartoffeln, die sowieso nur dazu taugen, dass man Püree mit ihnen macht.

Das Kartoffelpüree war gut, die Bratwürste konnte man essen, das einheimische Sauerkraut war ungenießbar. Selbst Nobbi, der sonst alles mag und in Asien schon die eigenartigsten Dinge gegessen hat, probierte nur eine Gabelspitze und bekundete Ekel. Wir warfen tatsächlich den gesamten Topfinhalt in den Müll, aßen nur Püree und Würste und beschlossen, dass Sauerkraut erst wieder in Deutschland gegessen wird.

Das taten wir, so wie es sich gehört, am 1.1.2011 und am 1.1.2012 in Berlin. Und danach noch genau zwei Mal, denn Nobbi brachte irgendwann mal zwei Dosen Hengstenberg aus Deutschland mit.

In zwei Jahren vier mal!

Im Prinzip reicht das ja auch, aber es ist nun mal ein Essen, auf das ich immer ungemeine Lust bekomme, wenn es draußen kalt wird. Wenn man plötzlich friert und man noch dazu ein wenig verschnupft ist, gibt es nichts Besseres!

Ich habe in den nun mehr als zwei Jahren Amerika gelernt, Alternativen zu finden. Statt Sauerkraut mach ich nun Wirsing, allerdings fehlen die leckeren Mettwürste. Die gäbe es beim Deutschen Metzger in Mountain View bestimmt, aber der ist mir zu weit weg.

Als nun letzte Woche das furchtbare Wetter war, traf ich meine französische Nachbarin Christilla im Supermarkt. Ich kaufte Wirsing und sie Sauerkraut, wir amüsierten uns darüber, dass wir beide „Deutsche Winterküche“ planten und ich erklärte ihr, dass das Sauerkraut, was sie sich ausgesucht hatte, für mich ungenießbar sei. Daraufhin stellte sie es wieder ins Regal und sagte, dass sie dann lieber das Deutsche kaufen würde, das gäbe es auf der anderen Seite bei den Internationalen Dosen und Einmachgläsern. Tatsächlich, da stand es, Bavarian Style Sauerkraut von Hengstenberg, gleich neben Red Cabbage von Kühne und irgendwelchen Mexikanischen Bohnen.

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Ich nahm sowohl ein Glas Sauerkraut wiewohl auch ein Glas Rotkohl und blieb aber dabei, dass es an diesem Tag erst einmal frischen Wirsing gab, denn ich hatte mir schon viel Mühe bei der Auswahl der Ersatzmettwürste gegeben, was sich hinterher allerdings als großer Fehler erwies. Polnische, Portugiesische und Amerikanische Räucherware ist einfach nicht dasselbe wie anständige rheinische Mettenden.

Christilla war schlauer. Sie kaufte porc-belly, Schweinebauch. Ich war erstaunt, wo es denn den gäbe, aber sie sagte, nun ja, den gibt es so ja auch nicht. Sie fragt danach, denn irgendwo heraus macht auch der amerikanische Metzger seinen bacon und das kann er wirklich gut. Sie bekommt ihn in unserem Supermarkt am Stück und gefroren und lässt ihn sich genau auf die Größe zurechtgesägen, wie sie das möchte.

Großartiger Tipp!

Das habe ich nun gestern selber ausprobiert. Ich habe meinen Schweinebauch bekommen, wenngleich ich auch erklären musste, dass ich „non smoked bacon“ will, weil das Wort porc-belly von mir ausgesprochen dem Mexikanischen Fleischwarenfachverkäufer wohl spanisch vorkam.

Ich habe ihn gekocht, den Bauch, und im Hengstenberg-Kraut durchziehen lassen. Heute gab es das Gleiche nochmal und ich sehe Witwe Bolte vor meinem geistigen Auge, wie sie von dem Sauerkohle eine Por-ti-on sich hole, wovon sie besonders schwärmt, wenn es wieder aufgewärmt...

Da bekomme ich von meiner französischen Nachbarin in meinem amerikanischen Supermarkt die besten Tipps wie ich deutsches Essen koche, um es dann bei einem Mexikaner in Englisch zu bestellen...

Sauerkraut with porc-belly...maybe German cliché...in this case it was really an international joint venture. That’s the spirit of Silicon Valley. Yummi!

17.12.2012

Ich bin dann mal weg…

Back to the Road

Mini, beloved enfant terrible...last chance!

Ganz kurze Vita:

August 2010: Sehr spontaner Kauf beim Autohändler in Sunnyvale, reine Bauchentscheidung!

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Februar 2011: Kupplung kaputt, Austausch-Kupplung für viel Geld!

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Juli 2011: Roadtrip Sierra Nevada

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November 2011: Totaler Motorschaden

Winter 2011/ 2012: Gebrauchter Austauschmotor für viel Geld, reine Bauchentscheidung

April 2012: Mietwagenservice für Besucher

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Bild: Petra sei Dank


Mai/ Juni 2012: Nebenrolle in großem Filmprojekt der Abschlussklasse von 2012

Sommer 2012: Immer wieder komische Motorgeräusche

August 2012: Schon wieder eine kaputte Kupplung

November 2012: Letzte Chance, Mini wird in eigener Garage in 1000 Teile zerlegt, reine Bauchentscheidung!

Minifastfertig


Dezember 2012: Back to the road!

Wir stecken kein Geld mehr in den Mini, es lohnt sich einfach nicht. Aber einfach aufgeben, das geht dann auch nicht...

Es war einen Versuch wert.

Nobbi fuhr den Porsche aus der Garage und schob den Mini rein, zog den roten Blaumann an, nahm sich das dicke hellblaue Buch: Mini Cooper Sevice Manual und einen Laptop und fing an, den Mini auseinanderzulegen.

Unfassbar!

Die Garage füllte sich an einem einzigen Sonntag so mit Einzelteilen, dass es für mich als Laien aussah wie ein 3D-1000 Teile Puzzle, und ab und zu hörte man Nobbi rufen: „Ich brauch mal Hilfe!“ Dann musste man mal was festhalten, den Lenker drehen oder auf die Bremse treten. Beim Getriebeausbau halfen Victor und Samuel.

Ich muss gestehen, ich habe zu keiner Zeit geglaubt, dass der Mini jemals wieder fährt. Ich habe den Getriebeausbau gesehen und hielt es nicht für möglich, dass Nobbi es wieder eingebaut bekommt. Das wäre aber auch nicht weiter schlimm. Dann verkaufen wir ihn halt in Einzelteilen als „Garage-Sale“.

Es zog sich hin, Wochen, aber nicht, weil Nobbi nicht in der Lage war es zu tun, sondern weil er immer eine nicht-passende Kupplung geliefert bekam. Die dritte passte endlich und es fehlten nur noch ein paar Kleinteile. Die kamen letzte Woche.

Nobbi war guter Dinge, das geht schon irgendwie und als ich fragte wie, bekam ich zur Antwort: „So wie es im Buch steht!“ Und da steht: „...und nun die Teile in umgekehrter Reihenfolge wieder in den Mini einbauen! Ganz Einfach!!!“

Großartig, ... ganz einfach...!

Lou und Samuel halfen beim Getriebe, Kyra machte die Fotos, weil ich schon schlief. Es war in der Nacht zwischen Samstag und Sonntag.

Schaut selbst:

International Geograffities:
Mini, beloved Enfent Terrible
last chance



Er fährt wieder und diesmal war es gar nicht teuer. Ob es wirklich so einfach war, wage ich zu bezweifeln. Nobbi, du hast all meinen Respekt. Andere gehen golfen, um sich zu entspannen, du bist glücklich wenn du etwas zum Schrauben hast.

The Mini is back to the road!

Nobbi, I think the Mini was just the beginning of your new passion. The Porsche is waiting for the Man in Red. Maybe it will be a relationship forever.

22.12.2012

Ich bin dann mal weg…

Fundraising

Fundraising, Geldbeschaffen über Spenden ist eine durchaus amerikanische Sache. Aber auch wenn es hier in Amerika an der Tagesordnung ist und es tatsächlich auch viele Spenden bereite Menschen für alles mögliche gibt, entferne ich mich heute mit meiner Kolumne aus den USA und gehe nach Hause, nach Aachen.

Fleißige Leser und Menschen, die mich gut kennen, wissen, dass ich, bevor ich in die USA ging, den Großteil meiner Freizeit in Aachen im Retriever-Förder-Verein (
R-F-V) verbracht habe, als Mitglied mit meinen Hunden Lissy und Ceallagh, als ehrenamtlicher Helfer und als Lind-art-Trainerin. Der Verein war und ist für mich weit mehr, als nur irgendein Verein, er ist Familie. Ich vermisse ihn sehr und ich freue mich unendlich darauf, wieder aktives Mitglied und Trainerin zu sein, wenn ich nächsten Sommer wieder nach Aachen zurück gehe.

Der Verein bietet Menschen mit ihren Hunden ein breites Spektrum an Beschäftigungsmöglichkeiten und positiver und fundierter Ausbildung, von Welpenerziehung und Basiskursen, über verschiedene Hundesportarten, hin zu einfach nur Spaß haben mit Hund, egal welchen Ausbildungsstandes. Und alles aufgebaut über Motivation und Spiel, Lind-art®!

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Bilder: R-F-V sei Dank! Z.B. Turnierhundesport, Helfer auf 4 Pfoten/ Besuchshunde, Agility

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Welpenspiel, Basiserziehung und Begleithundetraining

Im Mai diesen Jahres gab es einen Tag der offenen Tür und der erste Besucher war ein Rollstuhlfahrer mit Hund, der sich unseren Verein mal anschauen wollte.

Es ging nicht.

Denn so schön unser Platz auch liegt, mit Rollstuhl ist er nicht zu erreichen. Es gibt nur einen Zugang über eine Treppe oder außen herum durch den Wald. Im Sommer gab es dann eine Anfrage von einem Rollstuhlfahrer mit Labradorwelpe, der an der Welpengruppe teilnehmen wollte.

Es ging nicht!

Das brachte den Vorstand auf die Idee, sich mal nach Möglichkeiten zu erkundigen, ob und wie man den Platz Rollstuhl tauglich bekommt.

Es geht - für 18000€.

Der Behindertenbeauftragte der Stadt Aachen, Herr Helmut Bücken, hat sich die Sache angesehen und unterstützt den Verein. Er bestätigt, dass es in Aachen viele Behinderte mit Hund gibt und wenn das Vorhaben realisiert ist, dann wird der Verein ein spezielles Angebot für Behinderte mit Hund in sein Programm aufnehmen.

Ich finde das so großartig. Helmut, Annelie, in meinem Kopf habe ich schon ganz viele Ideen und wenn ihr einen freiwilligen Helfer sucht: ab Mitte September bin ich wieder zu allen Taten bereit!

Doch bevor der Verein den ersten Rollstuhfahrer auf seinem Gelände begrüßen kann, müssen erstmal 18000€ gesammelt werden. Auf der Vereinsseite (
R-F-V) gibt es einen Spendenknopf, oder noch besser...HIER

Ich bitte Euch, spendet!

Jede noch so kleine Spende hilft, das Projekt zu verwirklichen.

Wenn ihr Fragen habt, wendet euch über die Webseite des Vereins an Helmut Lutterbach (
Kontakt), unseren ersten Vorsitzenden.

Ich danke Euch jetzt schon mal, auch im Namen des Vereines und der Vereinsleitung, und hoffe, dass ihr zahlreich spenden werdet.

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Spread the word and thank you all for your support.

29.12.2012

Ich bin dann mal weg…

End-of-Year Review?

Nein, den Jahresrückblick erspare ich euch. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich bis zum Jahreswechsel fertig werden würde, wenn ich ihn schreiben würde.

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San Francisco in der untergehenden Sonne

Zusammenfassend möchte ich nur sagen, es war ein volles Jahr mit Höhen und Tiefen, wie eigentlich fast jedes Jahr. Ich möchte nicht emotionsgeladen zurückblicken, obwohl ich das durchaus könnte, ich möchte lieber voller Energie nach vorne gucken.

Das nächste Jahr wird wieder ein Jahr voller Veränderungen.

Samuel hat uns gestern verlassen, er ist mit zwei Taschen ausgezogen, ohne Geld und eigener Bleibe, aber mit ganz viel Optimismus. Ich bewundere ihn für seinen Mut und wünsche ihm Glück. Er wird hier sehr fehlen. Moritz ist ja schon weg, auch wenn er gerade mal zu Besuch ist. Kyras Zeit bei uns läuft Mitte Januar ab und Nobbi wird wohl fast den ganzen Januar beruflich unterwegs sein.

Jonathan, die Hunde und ich sind dann noch übrig.


Der Film hat nichts mit der Kolumne zu tun,
ich zeig ihn euch trotzdem nochmal!

An diesen Zustand werden wir uns gewöhnen, gewöhnen müssen, wobei es mir im Moment noch ein Rätsel ist, wie man so kleine Portionen kochen soll. Aber ich glaube, ich erwähnte es schon mal. Die Schuhe im Flur werden sich auf einen überschaubaren Haufen dezimieren und die Wäscheberge werden zu seichten Hügeln schwinden. Wir werden schon klar kommen.

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Ich gebe zu, da hatten wir Besuch.
Wir haben oft Besuch und somit ist das Normalzustand!


Bei technischen Schwierigkeiten allerdings hoffe ich doch stark, dass der Jüngste schon genug Sachverstand hat, die “Männerrolle” im Haus zu übernehmen. Wenn nun das Internet ausfallen sollte...nicht auszudenken!

Aber wollen wir den Teufel nicht an die Wand malen.

Ein halbes Jahr liegt nun vor uns, in welchem wir Amerika nochmal richtig genießen sollten, bevor wir dann unsere Sachen packen und uns ins nächste Abenteuer stürzen.

Nobbi sucht sich irgendwo hier in der Gegend etwas kleines zum Wohnen und Jonathan, die Hunde und ich gehen zurück nach Aachen, wo die Infrastruktur so ist, dass ich, wann immer ich will oder er mich braucht, meinen Vater besuchen kann, oder auch mal meinen Mann in Amerika, da für Kind und Hunde unproblematisch jemand zu finden sein wird. Ich freu mich drauf und ich spüre die Energie, die mir diese Perspektive gibt.

Doppelte Haushaltsführung mit tausenden von Kilometern dazwischen!

Das ist unser Haupt-Projekt für 2013/2014. Wir hoffen, dass wir ohne Kollateralschaden dieses Projekt erfolgreich im übernächsten Jahr beenden werden.

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Wo sonst Silicon Valley ist spannt sich ein Regenbogen

We wish all of you a healthy en exciting Happy New Year.

2013 Stille

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