Barbaras Auswärtsspiel

1.5.2013

Ich bin dann mal weg…

The Unbearable Lightness of Being

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Milan Kunderas Buch und die gleichnamige Verfilmung mit Daniel Day-Lewis und Juliette Binoche haben mich vor etwa 25 Jahren tief beeindruckt. Ob ich damals alles bis in die Tiefen verstanden habe, wage ich zu bezweifeln, ist aber auch völlig irrelevant.

Im Moment fasziniert mich lediglich der Titel.

Wir müssen in zwei Monaten aus dem Haus raus. Wir haben bis jetzt weder einen Umzugstermin noch Flüge, noch eine weitere Bleibe für Nobbi oder irgendeines der Fahrzeuge verkauft.

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Vielleicht will ja einer von Euch eines kaufen, meldet Euch einfach,
falls ihr dringend noch ein günstiges Auto braucht…


Was wir haben, ist unser altes Haus in Vaals, das ab 1.6. frei ist, eine Aufnahmebestätigung von Jonathans Schule und die Zusage unser altes Auto wieder haben zu können (An dieser Stelle schönen Gruß nach Berlin und danke!), desweiteren haben wir einen Interessenten für die Harley und einen für die XT 600 (Honey-the expensive piece of crap will find another owner) Das ist im statistischen Vergleich aller weggehender Expat-Pärchen der Feiergemeinde etwa guter Durchschnitt.

Also Barbara: Kein Grund zu jammern oder gar nervös zu werden.

Zwei Monate sind doch eine Ewigkeit.

Die Person die für unseren Expat-Firlefanz bei Philips zuständig ist, ist oder war in Urlaub. Nun kümmert sich jemand anderes und es gab sogar schon ein Telefongespräch. Passiert ist meines Wissens noch nichts. Aber es wird: Bestimmt!!! Ist doch noch Zeit!

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins... ich habe sie nicht, noch nie gehabt. Oder anders...ich bewundere diese Leichtigkeit, die andere dabei haben, bei mir selber ist sie jedoch unerträglich! Es kribbelt, macht mich nervös und auch ein wenig labil. Ich will doch spüren dass ich lebe, da kann ich doch keine stoische Gelassenheit zeigen, wenn ich das Gefühl habe, es geht nicht voran.

Die Kinder sagen: Chill mal! Nobbi sagt: Entspann dich!

Ich versuch’s...versprochen!

Helfen tut die statistische Umfrage bei Schicksalsteilern.

Die Feiergemeinde löst sich nämlich quasi auf. Dieses Jahr gehen so viele Familien, dass ich schon alleine deswegen froh bin, auch zu gehen. Diese ganzen Abschiede...das hält doch keiner aus!

Von den Menschen, die mit mir meinen Geburtstag gefeiert haben, gehen sechs Familien. Mit uns sind es sieben. Das ist etwa ein Drittel der weiten Feiergemeinde und fast der komplette alte harte Kern, der Rest ist ja schon weg! Liebe Grüße nach München und Köln! Bleiben tun nur wenige!

Von diesen sieben Familien gehen drei bis vier Familien in ihr altes Haus zurück, wobei es bei einer Familie noch fraglich ist, ob der Umbau rechtzeitig fertig wird. Auch da gibt es noch keinen speziellen Umzugstermin oder gar Flüge. Die anderen stecken noch in Kaufverhandlungen oder müssen überhaupt noch etwas zum Wohnen finden.

Eine Bleibe zu haben, die bewohnbar ist, ist doch die Hauptsache, alles andere wird sich finden.

Die Leichtigkeit, dem ganzen entspannt entgegen zu sehen, haben in der Regel die Expat-Männchen. Sie sind davon überzeugt, dass das alles schon irgendwie klappt. Der Kölner sagt: Es hätt noch immer joot jejange...na hoffentlich.

Was die Leichtigkeit so unerträglich macht, ist das Gefühl der Ohnmacht. Der diffuse Zustand des „Irgendwanns“ ist mir unheimlich. Wenn ich einen festen Termin hätte, wann die Möbelpacker hier anrücken, dann könnte ich planen und Pläne über den Haufen werfen, es würde sich gezielter Druck aufbauen, den man mit Garage aufräumen und Altkleider aussortieren wieder ablassen könnte und hätte endlich Antworten auf die Fragen, „Wann bist du denn weg?“ und „Wann kommst du denn wieder?“

Was, wenn es gar keine Termine im Juni mehr gibt? Was wenn alle Möbelpacker in der Bay Area schon anderen Expats beim Umzug helfen, wir aber trotzdem aus dem Haus raus müssen. Dieses Jahr scheint die Re-Migrationsrate ja besonders hoch zu sein.

„Chill mal, entspann dich!“, antwortet die Leichtigkeit! Ich lächle müde zurück! Vor drei Jahren haben wir ganz anderes hinbekommen. So unerträglich sie ist..., sie hat Recht!!!

So, take it easy and relax! I promise...I’ll try!

6.5.2013

Ich bin dann mal weg…

There Goes A Part Of History

Nachdem ich mir mit der letzten Kolumne ein wenig Luft gemacht hatte über den Zustand, kurz vor einem Kontinent-Umzug zu stehen, aber noch nicht einmal einen Termin zu haben, geht nun alles in riesen Schritten voran.

Einen Termin haben wir zwar immer noch nicht, aber die zuständige Person hat die Umzugsfirma informiert und ich warte auf deren Anruf. Sinniger Weise arbeitet die nun zuständige Person für die Relocation von Expats in den Niederlanden nur halbtags, was es unmöglich macht, mit ihr zeitnah zu kommunizieren. Bei 9 Stunden Zeitverschiebung und einem Arbeitsbeginn gegen 9 Uhr morgens könnte man allenfalls um Mitternacht mit ihr telefonieren! Das bedeutet auch, dass sie gar nicht selber mit der Umzugsfirma sprechen kann. Es läuft offenbar alles über E-mail, was erhebliche Zeitverzögerung mit sich bringt. Das wär ein Job für mich. Als Telefonhasser aber E-mail-Schreiber suche ich mir glaub ich auch einen solchen Job.

Halbtags-Kontakt nach Übersee via E-mail!!!

Diese Nachricht, dass die Umzugsfirma informiert ist, kam heute Morgen, also Montagmorgen, per mail. Mein Herz klopft schneller als sonst und das schon das ganze Wochenende.

Am späten Samstag Morgen, es war eigentlich schon Mittag, telefonierte Nobbi. Als er fertig war, sagte er, in einer Stunde kommt einer, der sich die Autos anschauen möchte.

Manchmal geht dann doch alles ganz schnell.

Eine Stunde! Die Autos hier sind staubig, das ist nun mal so, es hat ja seit Monaten nicht geregnet. Nun hatten wir eine Stunde, um drei Autos zu säubern. Nobbi fuhr Megan, den weißen Mercedes, in die Waschstraße, sie stand ja nun etwa ein Jahr an der selben Stelle ohne bewegt zu werden und ich übernahm Mini und BMW.

Megans Abdrücke:
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Relief auf Pappe

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Radierung auf Asphalt

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Ja, BMW! Der BMW ist eigentlich bis Ende Juni an einen Freund verleast, ging aber rechtzeitig am Freitag kaputt. Er fährt noch, aber irgendwas Ernstes stimmt nicht mehr mit ihm. Nun fährt der Freund unseren anderen Mercedes, Mr Reliable, die Farbe ist ja die selbe, und Nobbi konnte die drei Autos auf einmal an Cars for Cash verticken.

Cars for Cash! Man hört es schon. Ein Riesengeschäft macht man natürlich nicht dabei. Aber es geht schnell und unkompliziert. Unsere wenigen gemeinsamen heilen Wochenenden, die wir hier noch haben, man kann sie nun an einer Hand abzählen, wollen wir nicht mit Autoverkaufen verbringen.

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Kaufvertrag

Der Autohändler kam pünktlich und nahm alle drei. Der Mini wurde tatsächlich am selben Abend noch abgeholt. Wir fuhren zufällig ein Stück mit auf seinem letzten Weg durch die Shannon Road.

International Geograffities
All Good Things Go By Three



Da fährt ein Stück Geschichte, dachte ich. Ein Stück unserer Familien-Geschichte. Dieses Bild in meinem Kopf ist der Anfang des letzten Kapitels hier in Amerika.

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Der Umzug hat begonnen.

Das geliebte Enfant Terrible in die tiefstehende Sonne fahren zu sehen, hatte tatsächlich etwas ganz Sentimentales. Da fährt er hin. Er hat uns viel Geld gekostet, viel Spaß gebracht und vor allem viel Ärger. Nobbi hat ihn in monatelanger Arbeit wieder ans laufen gebracht, tatsächlich er hatte Character und man kann sagen: Wir hatten ihn alle lieb!

Neben den drei Autos wurden wir dann am Sonntag auch noch endlich den alten kaputten Großfernseher auf einem Elektromüll-Fundraiser los und verkauften eines der Motorräder, -Honey, the expensive piece of crap-, an Jörg, einen Freund, was wir mit einem leckeren gemeinsamen Essen abschlossen.

Der Umzug hat begonnen.

Der Hormoncocktail in meinem Blut hat gerade genau die richtige Mischung. Er ruft Herzklopfen und Elan hervor und verdrängt Angst und Abschiedsschmerz. Ich hoffe dieser Zustand hält noch eine Weile an...Ich spüre eine positive Kraft!

The re-migration has begun!

15.5.2013

Ich bin dann mal weg…

Awkward Moment...
...I really love this country and its people

Immer wieder werde ich in letzter Zeit gefragt, was ich wohl in Deutschland vermissen werde. Die Liste ist lang und ich werde bestimmt irgendwann mal alles zusammenfassen.

Was ich ganz sicher vermissen werde, ist die leichte Interaktion mit Fremden. Freundlich, lustig und irgendwie absolut unbefangen. Es macht einfach Spaß und sogar absolut peinliche Momente können allen Beteiligten Freude bereiten.

Ich habe gerade meine Morgenrunde mit den Hunden gedreht. In den Hügeln hinter dem Haus laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren. Der Wassertank, den man von unserem Haus aus sehen kann, steht kurz davor angeschlossen zu werden und ständig sind andere Arbeiter dort oben, um irgendetwas zu tun. Man grüßt sich in der Regel freundlich und hält ein kleines Schwätzchen.

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der Wassertank auf dem Hügel nebenan

Heute morgen ging ich den Berg hinauf und kurz vor der Kuppe stand ein großer Laster. Ich musste links an ihm vorbei, rechts war gar kein Platz, und dort standen zwei Männer. Der eine kehrte mir den Rücken zu, der andere stand etwas seitlich, sah mich aber auch nicht. Als ich fast auf gleicher Höhe war, uns trennten vielleicht noch drei Meter, ließ der, der mir den Rücken zukehrte seine Hose runter und ich dachte nur...Oh oh oh, nicht jetzt! Bitte!

Ich war schon zu nah, um einfach umzudrehen und entschied mich kurzer Hand einfach fröhlich: „Excuse me!“, zu sagen, „Whatever you wanna do, wait a minute until I’m out of your way!

Er drehte sich um und strahlte über das ganze Gesicht: „Hi, I didn’t expect a Lady behind me.” Er stand einfach da, mit herabgelassener Hose, die Boxershort, ein nettes Modell im übrigen, rote Karos auf dunkelblau, zum Glück noch auf den Hüften und begann einen small talk. Er entschuldigte sich, für sein Verhalten und ich versicherte ihm, dass das OK sei, solange er nun innehält bis ich vorbei bin. Wir lachten herzhaft.

Er zog nicht einmal die Hose hoch. Sie hing in seinen Kniekehlen und er war einfach nur cool.

Großartig!

Die Lockerheit, die Unbefangenheit, die Leichtigkeit im Miteinander mit Fremden...sie wird mir fehlen.

Keep smiling, even in awkward moments...

18.5.2013

Ich bin dann mal weg…

Aus dem Filmlexikon des 21.Jahrhunderts:

Goodwill Dumping

Kinofilm von 2013

Goodwill


Regie:

Barbara Ikier und Ben Affleck

Hauptrollen:

Robin Williams als Tuckle, ehemaliger Obdachloser

Matt Damon als Joe, Filialleiter bei Goodwill

Minnie Driver als Huanita, Kassiererin bei Goodwill

Barbara Ikier als Hausfrau

Affleck und Ikier erzählen in ihrer Geschichte, die 2013 irgendwo in Kalifornien spielt, die Höhen und Tiefen einer deutschen Hausfrau, die versucht im Alleingang Dinge loszuwerden, die entweder zu groß oder zu schade für den gewöhnlichen Hausmüll sind, oder schlichtweg in ihm verboten.

Situationskomik, der absolute Bezug zur Realität und nicht zuletzt die großartige und überzeugende Leistung der Schauspieler lassen diesen Film auch ohne spannende Geschichte zu einem Blockbuster werden.

Bei Goodwill -the warehouse-, eine Organisation die arbeitslosen und nicht vermittelbaren Menschen die Chance gibt Montage zu hassen, findet Barbara Hilfe in ihrer verzweifelten Fahrt mit Workout Bank, aussortierter Kleidung, einem roten Miele-Staubsauger und Langlaufskiern. Tuckle (Robin Williams), ehemaliger Obdachloser, lässt die einsame Hausfrau freundlich auflaufen. Er weigert sich Workout Bank und Staubsauger anzunehmen, da sein Laster schon voll sei. Er schickt sie jedoch zum -warehouse- quer durch die Stadt und macht ihr große Hoffnung, dass ihr dort geholfen wird. In Joe (Matt Damon), der von Huanita (Minnie Driver), der Kassiererin, gerufene Filialleiter findet Barbara endlich jemanden, dem sie ihren Kram anvertrauen kann.

Anmerkung der Kolumnistin: Wir bedauern sehr, dass wir weder den Film noch den Trailer hier auf dieser Webpräsenz zeigen können. Die Urheberrechte müssen gewahrt werden.

19.5.2013

Ich bin dann mal weg…

Fallen Off A Truck

Anmerkung der Kolumnistin:

Vom Laster gefallen. Diese Kolumne wartet schon lange darauf geschrieben zu werden. Es scheiterte bisher an vernünftigem Bildmaterial, obwohl man täglich Beispiele sieht. Ich habe nur nie die Kamera parat oder fahre gerade selber. Wie so oft! Auch jetzt kann ich Euch keine typischen Bilder liefern, ich schreibe aber aus aktuellem Anlass und versuche nun, euch das ganze einfach zu beschreiben.

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Nicht ganz typisch, da durch die hohe Reling das Sofa relativ sicher ist.

Vom Laster gefallen!

Was in Deutschland ein feststehender Ausdruck für, naja, Hehler Ware ist, ist in Amerika ein alltägliches Problem auf den Straßen, im Besonderen auf den Autobahnen.

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Das fand ich einfach nur niedlich. Hochgetürmte ungesicherte Ladung, konnte ich noch nicht ablichten.

Sie lieben ihre Trucks, Pick Ups, hinten offen, eine Ladefläche die zu allem zu gebrauchen ist. Am unheimlichsten sind mir die Trucks der Gärtner und Bauarbeiter. Sie transportieren Rasenmäher, Leitern, Rechen, Besen, Schaufeln und so weiter, die Gegenstände befestigt, als würde es sich um einen gewöhnliche Schuppen handeln, der allerdings ohne Dach und vernünftige Reling mit 65 Meilen auf schlechten Highways und durch alle Schlaglöcher fährt. Der Gartenschlauch ist meistens aufgerollt und hängt an irgendetwas baumelnd in einer der hinteren Ecken. Nicht selten sieht man Utensilien auf der Fahrbahn liegen und wann immer ich zufällig hinter so einem Truck fahre, ertappe ich mich dabei, zu überholen, auch wenn ich mal schneller als erlaubt fahren muss, nur um nicht hinter diesen tickenden Zeitbomben zu fahren.

Ich erinnere mich an eine verlorene Harke die quer in einer Autobahnausfahrt lag. Wenn man dann irgendwann mal irgendwohin zu spät kommt, weil man im Stau stand wegen der verlorenen Ladung eines Bauarbeiters, der Säcke mit Zement oder Putz verlor und alles gepudert war auf der Autobahn, dann bekommt man von allen anwesenden Stories erzählt, die das soeben Erlebte völlig harmlos erscheinen lassen. Abgestürzte Marmorkamine, Sofas, Bretter, was auch immer. Man kann von Glück reden, wenn keiner dabei zu schaden kam.

Nobbi fuhr mal durch eine verlorene Ladung von Silikon Kartuschen. Noch als wir den Mini verkauften, konnte man weißes Silikon von Karosserie und Reifen pulen.

Auf der Golden Gate Bridge segelte uns ein 2x2 Meter Brett entgegen, es landete eine Spur neben uns, die zum Glück gesperrt war. Ein unfassbar gruseliger Moment, aber alles ging gut.

Letzte Woche dann musste ich Surfbrettern ausweichen, mehreren, die auf einer vollen Autobahn sich über zwei Spuren verteilten, doch noch gefährlicher war, dass der Besitzer sie trotz dichtem Verkehr einsammeln wollte und mitten auf der Fahrbahn stand. Hätte ich keinen geistesgegenwärtigen Beifahrer gehabt, weiß ich nicht, ob ich den multiplen Hindernissen hätte ausweichen können. Es war ein bisschen wie bei einem Computer Autorennen für Fortgeschrittene.

Am Montag sah ich erst einen verlorenen Kubikmeter Altpapier, so ein gepresster Würfel, der allerdings arg zerfleddert war und dann teilte sich plötzlich der Nachmittags-Berufsverkehr, wie das rote Meer, als Moses es durchqueren wollte. Es lag eine ziemlich zerdengelte Leiter auf der Straße.

Mich macht so etwas wütend. Es ist absolut vermeidbar. Am meisten ärgert mich, dass all diese schlecht gesicherte Ladung nur die anderen gefährdet.

Den letzten Kontakt in dieser Woche mit verlorener Ladung, machte ich gestern auf der Goodwill Dumping Tour. Es waren verlorene Schrauben. Ein ganz übliches Szenario. Platte Reifen oder seltsame Klackergeräusche beim Fahren haben meisten verlorene Schrauben und Nägel als Ursache. Bei uns ist es nicht das erste Mal und ich weiß, dass eigentlich jeder hier das Problem schon mindestens einmal hatte. Es ist nur eine Frage der Zeit, dann erwischt es jeden.

Als ich von Goodwill nach Hause fuhr ,hörte ich die ganze Zeit „klack klack klack klack klack“. Wenn ich langsam fuhr langsam, wenn ich schneller fuhr schneller. Eigentlich brauchte ich gar nicht zu gucken, ich wusste was los ist...

Ich hatte mir eine Schraube in den Reifen gefahren.

Schraube

Es ist nicht schlimm, nur lästig. In der Werkstatt werden sie mit einem „Schrauben in den Reifen gefahren Kit“ die Stelle mit einer Art Pfeifenreiniger stopfen und anschließend galvanisieren und der Reifen ist quasi wie neu. Leider hat die Werkstatt meines Vertrauens sonntags zu und ich muss bis morgen warten. Ganz langsam verliert mein Reifen Luft. Die Wartezeit versüße ich mir, indem ich im Filmlexikon des 21.Jahrhunderts blättere und schaue, ob ich etwas passendes finden kann.

Aus dem Filmlexikon des 21.Jahrhunderts

Die Reifenprüfung

Amerika 2013

DieReifenprüfung


Idee und Regie:

Al Gore

Hauptrollen:

Anne Bancroft als Mrs Robinson, alternde Vanfahrerin

Dustin Hoffman als Benjamin, Werkstattinhaber und Reifenprüfer

Katharine Ross als Elaine, Mrs Robinsons Tochter, sie hat ne Schraube locker und fährt nur Cabrio

Sozialkritisches US-Drama über den desolaten Zustand auf amerikanischen Autobahnen.

Gore nimmt kein Blatt vor den Mund. Er klagt mit seinem Drama die USA an, wo sie am verletzlichsten ist, im Straßenverkehr. „Ein Land das intern so viele Probleme hat, kann eigentlich als Weltmacht einpacken.“ So Gore in einem Interview mit der New York Times.

Elaine, hübsche Tochter einer attraktiven Dame, lebt ein freies Leben im angeschlagenen Amerika kurz nach 9/11. Sie fährt ein schickes Hybrid-Cabrio, ernährt sich nur von Bioprodukten, nimmt Yoga-Stunden und raucht Marihuana. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich als freie Autorin einer online-Lebensberatung. Sie selber hat eine Schraube locker.

Ihre Mutter, eine ausgefallene Persönlichkeit, jedoch mit großen Selbstzweifeln, steht kurz vor ihrem 50. Geburtstag. Um sich das Gefühl zu geben, nicht alt und verbraucht zu sein, folgt sie heimlich ihrer Tochter im Auto, um für sich das Geheimnis der unbeschwerten Lebensart zu lüften.

In der Schlüsselszene verliert Elaine ihre lockere Schraube mitten auf einem vierspurigen Highway. Durch großartige Kameraführung sieht man in Zeitlupe die Schraube durch die Luft fliegen. Sie bleibt auf dem Asphalt liegen, schwankt noch ein wenig, bis Elaines Mutter darüber fährt. Elaine, die von dem ganzen nichts mitbekommt, fährt weiter, ist jedoch danach nie wieder die Selbe.

Mrs Robinson kann ihrer Tochter nicht weiter folgen, da ihr Van einen Platten hat und wird abgeschleppt. In der Werkstatt lernt sie den jungen Benjamin kennen. Er prüft und repariert ihren Reifen, verliebt sich in sie, trotz des großen Sozialen- und des erheblichen Altersunterschiedes.

Gores Meisterwerk hat in den USA für viele Diskussionen gesorgt. Er trifft die Amerikaner da, wo es ihnen am meisten weh tut.



27.5.2013

Anmerkung der Kolumnistin: Die Umzugsvorbereitungen nehmen Formen an. Eigentlich wollte Nobbi diese Woche in Japan sein, der Termin hat sich jedoch auf nächste Woche verschoben, so dass ich ihn am Samstag vom Flughafen abholen konnte (er war in Malaysia und Deutschland). Wir sind von dort quasi direkt in die Garage zum Aufräumen gefahren. Die Zeit drängt. Die Garage ist unser größtes Umzugsproblem, da hier nicht nur sauber gemacht und aufgeräumt werden muss, sondern auch smart getrennt. Welches Werkzeug behält Nobbi hier, welches nehme ich mit und so weiter. Das sind Dinge die ich nicht alleine entscheiden kann und will.

Mopeds


Wir verbrachten gestern den ganzen Tag in und vor der Garage, haben ordentlich was geschafft und luden zwei Motorräder eines Freundes in unser famoses Auto. Wir brachten sie ihm, denn wir waren dort abends zum Essen eingeladen. Es war sehr lecker! Danke noch mal nach San Mateo!

Auf dem Hinweg gelang es mir endlich ein Bild eines typischen voll beladen Pick Up Trucks zu machen. Das ist hier nichts Besonderes sondern ein absolut normales Bild:

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Pickup2

Kolumnen schreibe ich wieder, wenn mir der Sinn danach steht, im Moment lasse ich es nicht zu, dass die Muse mich küsst, obwohl ich einigen Unsinn im Kopf habe, um mich vom eigentlichen Geschehen abzulenken.

Nur so viel…ich freu mich unendlich darauf nach Hause zu kommen, ich bin unendlich traurig zu gehen…


28.5.2013

Aus dem Filmlexikon des 21.Jahrhunderts

Norbert mit den Schrauberhänden

Norbert mit den Schrauberhänden


Regie und Produktion:

Tim Burton


Hauptrollen:

Jonny Depp als Norbert mit den Schrauberhänden

Winona Ryder als Kim

Dianne Wiest als Peg, Kims Mutter


Skurrile Fantasy-Dramödie um die Jahrtausendwende.


Burton schrieb seinem Lieblingsdarsteller Depp die Rolle des Norbert auf den Leib. Jonny Depp überzeugt, lässt jedoch alle anderen wie Komödianten wirken.

Norbert, ein ungewöhnlicher Mann mit Werkzeugen statt Fingern und der begnadeten Gabe alles reparieren zu können, wird von Peg, einer Avon Beraterin aus seiner bisherigen Umgebung geholt und von ihr in ihre typisch spießbürgerliche Nachbarschaft eingeführt.

Er erobert schnell die Herzen der Hausfrauen mit kleineren Reparaturen von Toastern, Radiogeräten oder Fernsehern. Die Ehemänner, zunächst skeptisch aufgrund seiner eigenartigen Erscheinung, schließen bald Freundschaft mit ihm und liegen gemeinsam mit ihm unter Autos und Motorrädern.

Während die Nachbarschaft ihn nur ausnutzt, verliebt Norbert sich in Pegs Tochter Kim, sie ist anders als alle anderen Menschen die er bisher kennen gelernt hat. Vorsichtig führt er sie in die Geheimnisse der Werkzeuge ein.

Dramatischer Höhepunkt des Films ist die Szene, in der Kim mit einem gewöhnlichen Schraubendreher fast ein Kreuzschlitzgewinde runddreht und Norbert ihr behutsam zeigt, wie man einen Schlagschrauber anwendet ohne die festsitzende, angerostete Schraube dabei zu verletzen.

Jonny Depp erhielt für die Rolle des Norbert den Goldenen Schraubenschlüssel von Detroit.


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