Barbaras Auswärtsspiel

It’s Over


Wieder Daheim

10.7.2013

Anmerkung der Kolumnistin: Um die letzten paar Tage aufzuarbeiten bräuchte ich Wochen.

Mut zur Lücke!!!

Mir bleibt nichts anderes übrig, denn im Moment habe ich weder Zeit noch Ruhe zum Schreiben. Das wird wieder kommen, spätestens wenn ich Dauerstrohwitwe bin. Jetzt schreibe ich auch nur, weil das Jetlag mich aus dem Bett geworfen hat, schon so gegen 4, und ich mich jetzt wachhalten muss, bis das Gemeindeamt aufmacht, damit ich nicht aus Versehen so lange schlafe, dass es schon wieder zu hat.

Carpe Diem...


Back Home!

Kulturschock

Die letzten Tage in Kalifornien waren toll. Ich möchte es nicht in die Breite wälzen. Jörg, Julia, ihr habt meine letzten Tage zu etwas ganz Besonderem gemacht, danke! Schaut Euch einfach den Film an, wir hatten unseren Spaß! Mehr möchte ich dazu jetzt nicht sagen.



Wir konnten ohne Schwierigkeiten und Verspätung abreisen, obwohl der Flughafen in San Francisco durch die tragische Bruchlandung am Samstag noch große Probleme hatte und nur drei der vier Landebahnen geöffnet waren. San Francisco–Frankfurt flog planmäßig. Es war gruselig parallel zum Flugzeugwrack zu starten, erst das abgebrochene Heck, dann überall Flugzeugteile und kurz bevor wir abhoben das ausgebrannte Wrack. Ein Wunder fast, dass so „wenig“ passiert ist.

Wrack


Ich kann es nicht lassen, das muss ich noch loswerden. So oft habe ich das Gefühl, dass Flugbegleiter nicht wirklich ernst in ihrem Beruf genommen werden, ganz besonders von Vielfliegern. Man macht sich über das Dauerlächeln lustig, lästert über die Alternden oder diejenigen unter ihnen, die längst nicht mehr als Model arbeiten können und bezeichnet sie bösartig als Saftschubsen oder Kellner der Lüfte. Sie sind es aber, die in so einem Fall wie der Bruchlandung von Asiana Flug 214 die Passagiere in kürzester Zeit aus dem Flieger kriegen, sie sind es, die Leben retten, wenn das Unvorstellbare dann doch passiert.

Ich ziehe meinen Hut vor ihnen! Danke!

- - - -

Back Home!

Ich bin überwältigt von all den Eindrücken des Heimkehrens, es ist nicht vergleichbar mit den Besuchen, die wir bisher in Deutschland machten. Erstens haben wir einiges zu erledigen, und zweitens ist die Einstellung eine andere.

Alles was man erlebt, wertet man zunächst, positiv oder negativ. Man vergleicht, es fallen Sätze wie: „Schön wieder zu Haus zu sein!“, „Das wäre in Amerika undenkbar!“, „Ahhhh, das habe ich vermisst!“, oder einfach: „Auweia...das hatte ich ganz vergessen!“

Das ist alles nur ein erster Eindruck, es legt sich ganz schnell, das weiß ich, aber diese ersten Tage möchte ich dennoch nicht missen.

Ich versuche diese Reizüberflutung in Stichpunkten zusammen zu fassen und statt positiv oder negativ zu werten, möchte ich Fähnchen verteilen.

-das Raststätten Klo kostet 0.70€, es ist so ein sanifair Klo, und man bekommt einen 50 Cent Gutschein zurück...dennoch braucht man Bargeld. Ich zahle gerne für ein sauberes Klo, komme aber aus einem Land, wo saubere Klos umsonst sind...-Stars and Stripes

-das Klo selbst hat wieder eine angenehme Höhe und eine zuverlässige Spülung...-Schwarz Rot Gold

-die Autobahn ist eng, die Baustellenspuren so schmal, dass man sich kaum vorstellen kann, dass man da durch passt, der Verkehr ist hektisch...Stars and Stripes

-Nobbi kann die Fahrzeit verkürzen. Tagesmaximum 190km/h, er wollte die 200 knacken, aber da kam dann schon die nächste Baustelle...Schwarz Rot Gold

der allererste Einkauf im Stammsupermarkt:

-man braucht einen Euro für den Einkaufswagen...Stars and Stripes

Es gibt Dinge die man wirklich vergessen hat!

-es steht noch alles da, wo es das letzte mal war, die Gesichter sind die Gleichen, man trifft sofort Menschen die man kennt, auch wenn man sich nicht sofort an den Namen erinnert, man weiß, man ist zu Hause...Schwarz Rot Gold

-Zwiebelmettwurst, Fleischsalat, türkische Pasten, Wiener die auch so schmecken etc.... Schwarz Rot Gold

-das Pfund wiegt wieder 500g, die Milch gibt es im Liter, man rechnet in Einheiten die man versteht...Schwarz Rot Gold

-während noch die Waren über den Scanner gezogen werden, packe ich schon weg, alte Routine aber irgendwie hektisch...ich bin mir nicht sicher...ich hänge beide Fahnen auf

-ich zahle bar, 10 Euro sind rot, 5 grau, mein Geld ist ganz bunt und verschieden groß, herrlich...Schwarz Rot Gold

-wir fahren an die kleine Grenze zu den Niederlanden, vor unserer Haustür stehen Sonnenblumen und es hängt ein Willkommensschild an der Tür. Gute Freunde haben da mal was vorbereitet...Schwarz Rot Gold, aber die Farben verschwimmen, weil die Freudentränen in den Augen die Sicht trüben. Nicole, Thomas, ich war sprachlos und gerührt, danke!

GOPR2105


Home Sweet Home

GOPR2106


-das Haus erscheint mir winzig, es macht einen etwas schrabbeligen Eindruck, wir müssen hier noch einiges tun, aber es ist unseres und wir werden es uns wieder ganz gemütlich machen...so wie uns das gefällt...Schwarz Rot Gold, Stars and Stripes und Rot Weiß Blau

-Kaum drinnen, steht ne gute Freundin vor der Tür, sie kam zufällig vorbei und spürte Leben...Petra, Schwarz Rot Gold oder lieber Rot Weiß Blau, du darfst dir die Fahne aussuchen...ach quatsch, lass uns beide hissen...

-das selbe gilt für euch, Steffi und Rainer, bei uns Grenzgängern weiß man ja nicht so genau...Schwarz Rot Gold, Rot Weiß Blau jedenfalls, stand das Küchenfenster auf und ihr habt uns gehört und wir euch...Das ist so toll und ich weiß jetzt welche Fahne ich hisse: die Europafahne, Blau mit goldenen Sternen im Kreis

der erste Aldi Großeinkauf

-wieder braucht man einen Euro für den Einkaufswagen, wann wird das wohl wieder Routine? ... Stars and Stripes

-Alles steht noch etwa da, wo man es vermutet, dafür sehen alle Schachteln anders aus...trotzdem Schwarz Rot Gold, denn man fährt immer noch die gleiche Aldiroute und kann einpacken ohne zu denken.

-„Sehr geehrte Kunden, wir öffnen Kasse Eins für Sie!“ über Lautsprecher und das Gleiche nochmal auf niederländisch...Blau mit Kreis aus goldenen Sternen

-Die Kunden liefern sich ein Wettrennen zu Kasse Eins, eine Frau und ein Mann stoßen zusammen, der Mann drängelt, die Frau wird pampig, ich grinse und murmle vor mich hin: „Welcome back in Germany!“ Die beiden fangen eine Grundsatzdiskussion in einem Tonfall an, der einem glatt die Laune verderben könnte...definitiv Stars and Stipes

-mit den Aldi Kassierern konnte ich beim Beladen des Wagens noch nie mithalten...Stars and Stripes

-und da das Auto mit Nobbi am Getränkemarkt steht und ich den Einkaufswagen wieder zurück bringen muss, wegen des Euros…Stars and Stripes

-auf dem Weg dorthin werde ich fast von einem ausparkenden Auto überfahren, es hat mich gesehen, aber hielt es nicht für nötig anzuhalten...Stars and Stripes

-Samuel und Moritz kommen spontan vorbei, die Familie war kurz fast komplett, Jonathan ist noch in Berlin, wir haben zusammen Brathuhn gegessen...Schwarz Rot Gold

-Hundespaziergang spontan mit Freunden...Schwarz Rot Gold

-grüne saftige Wiesen, lecker duftender Wald und ein toller Blick über Vaals, oh wie hab ich das vermisst...Schwarz Rot Gold, Rot Weiß Blau

-Baumarkt, Möbelhaus, Nobbi braucht einen Anzug, ich setzte ihn in der Stadt ab, er kann mit dem Bus nach Hause fahren...Schwarz Rot Gold

-es wimmelt auf den Straßen von Fußgängern und Fahrradfahrern, man muss sich konzentrieren, die Stadt lebt...Schwarz Rot Gold

-aber Achtung: Nicht an roten Ampeln rechts abbiegen, streng verboten...und die Ampeln kann man kaum sehen, wenn man ganz vorne steht, man bekommt eine Genickstarre...Stars and Stripes

-so viele Gesichter kennt man, alles ist so vertraut...Schwarz Rot Gold

-mir fällt der Schmutz auf, Müll und Hundehaufen überall...Deutschland, warst du nicht mal eines der saubersten Länder in Europa? Was ist passiert? ...Stars and Stripes

-die Stadt im Wandel, überall Baustellen, gewohnte Wege sind gesperrt...das gilt für Aachen, für Vaals und nachts auch in Amerika. Das scheint ein Weltproblem zu sein, ich hänge alle drei Fahnen auf Halbmast und hisse sie erst, wenn die Straßen fertig sind.

-die Anmeldung in Vaals auf dem Gemeindeamt ist die reine Freude, mir fehlt der Kaufvertrag des Hauses: Kein Problem, ich hab ja schon mal da gewohnt, ich kann nicht alle Fragen im Fragebogen beantworten: Kein Problem, die sind doch gar nicht wichtig, ER entschuldigt sich, dass Jonathan selber kommen muss, das ist so, wenn man aus dem Ausland kommt, aber es hat Zeit, wir sollen irgendwann mal kommen, in den nächsten Wochen...Rot Weiß Blau, sie sind so herrlich unkompliziert, sogar auf dem Amt!

-Hunde und Müll kann ich aber erst anmelden, wenn ich aufgenommen bin, das dauert etwa zwei Wochen, ich bekomme dann Post...Halbmast, denn ich weiß nicht wohin mit dem Müll in der Zeit

-wieder mit den Hunden unterwegs, man trifft lauter alte Bekannte, Schwarz Rot Gold, Rot Weiß Blau

-und Menschen die man nicht kennt, ihre Hunde nicht kontrollieren und auf höfliche Bitte sie zurückzupfeifen typisch reagieren. Die Hunde regeln das doch unter sich. Ich antworte, wenn mein Hund das unter sich regelt, ist das für deinen Hund extrem schmerzhaft...immer das selbe, da hat sich leider nichts geändert...Stars and Stripes

Schwarz Rot Gold und Rot Weiß Blau für alle Gesichter die einen mit einem strahlenden lächeln begrüßen und der Frage:

Seid ihr wieder da?

Ja, das sind wir, jedenfalls fast. Nobbi kommt nach!

Ich hatte vergessen wie viele Menschen man kennt, sie rufen einem vom Fahrrad aus Grüße zu, sie machen Vollbremsungen, sie scannen unsere Anträge für die Krankenkasse, leihen uns Matratzen und Werkzeug, bieten Hilfe an und heißen uns herzlich Willkommen.

Ich bin überwältigt!

Ich hisse alle mir zur Verfügung stehenden Fahnen, es sieht aus wie vor dem Hauptquartier der Vereinten Nationen.

I’m absolutely happy to be back!

22.7.2013

Back Home!

Irgendwo zwischen Ausnahmezustand und Normalität

Wir sind jetzt genau seit zwei Wochen wieder zu Hause. Es fühlt sich an, als wären es erst zwei Tage oder aber als wären wir gar nicht weg gewesen. Je nachdem...

Das Leben in Los Gatos auf dem Hügel ist schon ganz weit weg und ich bin wieder mitten drin im Leben auf der Grenze zwischen Vaals und Aachen. Erstaunlich wie schnell das geht.

Wir waren in Berlin, haben Jonathan und das alte rote Auto abgeholt, Olis Geburtstag gefeiert mit Basti und Julia und die Zeit mit den Berlinern genossen. Oli, Moni, gut, dass es euch gibt. Die Zeit mit Euch ist immer Urlaub!

Außerdem haben wir in Berlin das erste kleine Expat-Klassentreffen gehabt. Brigitte und Christian sind gerade aus Cupertino nach Berlin gezogen. Wir haben einen netten Ausflug zum See gemacht.

Nobbi ist noch in Deutschland, da er auf sein Visum wartet. Er fliegt wohl erst in einer Woche.

Herrlich! Soviel Zeit am Stück haben wir, glaub ich, in Amerika nie gemeinsam verbracht.

Es fühlt sich alles so normal an. Dass diese Normalität eigentlich ein Ausnahmezustand ist, will ich gar nicht realisieren. Muss ich ja auch nicht, der getrennte Alltag kommt irgendwann von ganz allein.

Inzwischen habe ich es geschafft mich anzumelden, uns kranken zu versichern, habe das Auto umgemeldet und muss nun nur noch mit Jonathan aufs Amt. Es fehlen noch ein paar Kleinigkeiten, die sind aber nicht wirklich dringend. Wann die Möbel kommen weiß ich auch noch nicht und die Depot-Sachen hat die Umzugsfirma offenbar noch nicht gefunden, jedenfalls warte ich schon seit Tagen auf die erlösende mail, dass sie wissen wo das Zeug ist. Letzter Stand war, dass der Chef sich auf die Suche macht. Noch nehme ich es mit Humor, ich habe den Kram drei Jahre nicht gebraucht, dann kann ich auch noch ein paar Tage ohne ihn zurecht kommen.

Der Ausnahmezustand ohne Bett und Sofa scheint das wenigste zu sein. Eigentlich graut mir vor der Masse an Eigentum, die noch auf irgendwelchen Weltmeeren rumschippert bzw. in irgendeinem niederländischen Lager von der Umzugsfirma verlegt worden ist. Ich genieße die Leere des Hauses, es putzt sich auch viel besser.

Ausnahmezustand ganz normal!

Mit dem Wiedererhalt unseres alten roten Autos haben wir einen ganz entscheidenden Schritt in die Wiedereingliederung in unser altes Leben gemacht. Erstens riecht es noch genauso nach getrocknetem nassen Hund wie vor drei Jahren (was sich erst ändert, wenn es wieder nach nassem nassen Hund riecht, spätestens nach dem nächsten Regen) und Gerüche sind maßgebend! Zweitens haben wir so wahnsinnig viel mit diesem Auto erlebt und es macht Spaß darin zu fahren. Drittens habe ich zwar immer gerne über unseren amerikanischen Autowahn berichtet, aber irgendwie war es mir auch peinlich und ich bin froh, nun ein 15 einhalb Jahre altes Autos mit Beulen, Schrammen, Macken und seltsamen Geräuschen zu fahren. Es ist definitiv kein Prestigeobjekt, es muss mir also nicht peinlich sein, es zu fahren. Ich habe nur ein Problem, ich bekomme die Tür hinter dem Beifahrer nicht auf.

Der Rote

Nobbi, hast du deinen roten Blaumann dabei?

Das Leben auf unserem Hügel war drei Jahre ganz normaler Ausnahmezustand. Oft hatte ich das Gefühl, wir Leben ein Leben, das ein paar Schuhnummern zu groß ist und manchmal hatte ich Bedenken, ob der Wiedereinzug in unser altes, etwas klapprige Haus und das Fahren des alten, etwas klapprigen Autos das positive Gefühl der Rückkehr irgendwie negativ beeinflussen könnte.

Ich bin froh festzustellen, dass ich absolut keine Schwierigkeiten damit habe. Im Gegenteil, ich bin endlich wieder genau da wo ich hingehöre.

Ich bin wieder zu Hause! Der Schuh passt wie angegossen.

Im Filmarchiev des Kolumnenkinos schlummerte noch folgender Film. Wie war das mit dem Leben ein paar Schuhnummern zu groß? Es handelt sich lediglich um einen kleinen Ausflug, um ein Ersatzteil für ein Motorrad zu kaufen. Ein Samstag Nachmittag im Juni 2013. Es kommt mir vor, als wäre es schon Jahre her.

International Geograffities
Little Detour



Still happy to be back!

23.7.2013

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Under Investigation

Es hört sich an, wie eine neue Krimi-Soap auf einem privaten Fernsehsender. Gut aussehende FBI-Beamten auf der Suche nach Gerechtigkeit.

Weit gefehlt.

Es geht lediglich um unseren Krempel im Depot. Werkzeug, der alte Familientisch, der ausgezogen 4 Meter 80 lang ist, die Werkbank, meine Vorhänge, das ein oder andere Elektrogerät und viele kleine Überraschungen, die wir inzwischen vergessen haben. Sie sind vorrübergehend verschwunden.

Depot
459, unsere Depotkiste und Lord Helmchen, Nobbis Lieblingsmotorrad,
Bild: Juli 2010


Ich ging naiv davon aus, dass kaum etwas schiefgehen kann, bei einem professionellen Überseeumzug. In meinen wilden Fantasien kommt das Schiff in einen Tropensturm und versinkt oder das Depot in Eindhoven brennt ab, weil ein Lagerarbeiter bei der Arbeit mit Zigarette im Mund eingeschlafen ist und der Flachmann in der Brusttasche Feuer fängt. In meinen wilden Fantasien, wie gesagt. In Wirklichkeit kann doch nichts schiefgehen, weil das Rauchen bei der Arbeit schon lange verboten ist.

Des weiteren ging ich naiv davon aus, dass wenn ich unsere Umzugskoordinatorin Petra D. davon in Kenntnis setze, dass ich nun im Haus bin, der Rest von alleine passiert, wie bisher auch. Die Umzugskoordinatoren meldeten sich bisher immer bei mir, um Abhol- und Liefertermine zu besprechen und ich musste lediglich Wünsche äußern, der Rest lief wie von selbst.

Diesmal war das anders!

Ich schrieb Petra letzte Woche Montag eine Mail, dass ich nun im Haus sei und bereit wäre alles zu empfangen, was uns gehört. Sowohl die Schifffracht wie auch die Sachen im Depot. Petra schrieb mir freundlich zurück, dass das Schiff am 6.8. in Rotterdam erwartet wird und dann noch 2 bis 4 Wochen braucht, um vom Zoll abgefertigt zu werden. Die Depot Sachen ignorierte sie völlig. Kein Wort. Die Konversation läuft auf Englisch und ich zweifelte an mir, ob ich vielleicht eine falsche Vokabel benutzt hätte, denn ich benutze das Wort „depot“ und nicht das sonst gebräuchliche Wort „storage“. Unsinn, „depot“ versteht man auch, auch in den Niederlanden.

Weil Petra mich ignorierte, wendete ich mich an den Chef, Richard. Richard mailte mir freundlich zurück, dass Petra sich darum kümmern würde. Mittwoch dann erhielt ich eine weitere Mail von Richard, Petra schwieg immer noch.

„To our knowledge this concerns a motorcycle only, is this correct? We will advise asap when we can deliver this in Vaals.“

Nur das Motorrad? Ich lachte laut und ging von einem Missverständnis aus, denn als wir noch in Kalifornien mit der Umzugsfirma sprachen, hatte Nobbi die Idee, dass ich die Depot Sachen gar nicht brauche, ich intervenierte lautstark am Telefon und machte den Vorschlag, ich nehme alles, nur nicht das Motorrad. Wir einigten uns darauf, dass wir sowohl die Depotkiste wie auch das Motorrad sofort nehmen, um Verwirrung zu vermeiden.

Ich dachte also, dass das jetzt erst recht Verwirrung gestiftet hat und Crown Netherlands nun denkt, ich will nur das Motorrad. Ich erklärte Richard, dass ich dringender als das Motorrad meine Depotsachen brauche.

Er antwortete: „
OK, I will investigate and get back to you asap.“

Nun scheint es Chefsache zu sein, von Petra keine Rede mehr und auch keine Mail und er, Richard der Chef, wird Nachforschungen betreiben. Grund nervös zu werden? Ich nahm es mit Humor, da ich das Wort „investigate“ aus meinen ABC7-Lieblingsnachrichten grundsätzlich in Verbindung mit polizeilichen Ermittlungen kenne und das Ganze mir das Gefühl eines Kriminalfalls vermittelt.

Nobbi erzählte mir dann, dass er 2011 von Crown gefragt worden sei, ob im Depot irgendwelche Wertsachen seien. Er verneinte und dachte sich nichts weiter dabei. Mein Hirn arbeitete. Vielleicht doch abgebrannt. Oder geklaut? Ach was, Papiere verloren, oder alles auf einem der berühmten niederländischen Flohmärkte verkauft. Es gäbe so viele Erklärungen.

Seit Donnerstag habe ich nun nichts mehr von Richard gehört. Asap, as soon as possible...so früh wie möglich...scheint aber schwieriger als erwartet.

Also schrieb ich heute morgen die nächste Mail an Richard:

„Dear Richard,

you have to investigate? I hope you know where our storage stuff is. I think somewhere in Eindhoven. Eindhoven is not that big, you should have to find it ;-).
The wooden box has the number 459. Attached you find a picture I shot three years ago. Unfortunately I can't find any paperwork, maybe it's in our container.

Thanks for your investigation,
eagerly waiting for answer

Barbara“

Vielleicht haben sie einfach die Kiste verlegt. Ich war gespannt auf die nächste Antwort und siehe da, keine 30 Minuten später:

„Dear Barbara,

Let me explain. The company which packed and collected your goods for US and for storage was UTS Antoon van Daal in Eindhoven, they stored the goods in Eindhoven, but without our permission delivered all storage to another warehouse.

As we were not pleased with this service we stopped using this company as our agent and decided to collect the goods and bring this to our own warehouse near Rotterdam.

We collected the goods but we only received the motorcycle, so now we are checking with them where the household goods are and they are not very willing to cooperate, but don't worry we'll have this sorted out asap.

Thanks and kind regards,

Richard“

Ich bin fest davon überzeugt, dass die Anfrage mit den Wertsachen etwas mit dieser eigenartigen Lagerumverteilung und dem Firmenstreit von Crown und Antoon van Daal zu tun hatte. Nutzt ja nichts. Richard streitet also gerade mit Antoon van Daal wo unsere Sachen sind und wie er sie zurück bekommt. Dass Petra sich aus allem rausgehalten hat, kann ich verstehen, dass man uns nicht informiert hat, kann ich im Ansatz auch verstehen. Vielleicht klärt sich ja alles ganz von selbst, eh die Besitzer ihren Eigentum wieder haben wollen.

Ich werde nur das Gefühl nicht los, dass Crown jetzt erst damit anfängt. Sie hatten zwei Jahre Zeit.

Anyway, I still believe in Happy Ends. Some day they will deliver our goods. Fingers crossed that this will happen „asap“

24.7.2013

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Aus dem Filmlexikon des 21.Jahrhunderts

Richard The Dragonslayer

Eine Walt Disney Produktion von 2013.

Richard the Dragonslayer


Disney wendet sich mit diesem Film nicht an sein gewöhnliches Publikum der unter 13 Jährigen, sondern spricht gezielt ein adultes Publikum an. Sowohl die schonungslose Brutalität in den Kampfszenen wie auch die erwachsene Sprache in den Beschimpfungsszenen ließ das amerikanische MPAA Rating System den Film mit R bewerten, was heißt, dass Zuschauer unter 17 ihn nur begleitet schauen dürfen.

Die Besetzungsliste ist nichts sagend; Peter Mc Nicol, Caitlin Clark und Ralph Richardson. Weder Storyboard noch Umsetzung überzeugten irgendwelche Award-Jurys der Vergangenheit und doch kann unsere Redaktion den Film empfehlen. Das Gute siegt.

Geschichte:

Die Geschichte spielt im dunklen Zeitalter, wo Drachen Schätze stehlen und hüten, Abenteurer in die Welt hinaus ziehen und Ritter Drachen bezwingen, um das Gute zu retten.

Der kaiserliche Abenteurer Norbert hört von einer Neuen Welt, die es zu entdecken gibt und zieht mit seiner gesamten Familie hinaus, sein Glück zu suchen. Er gibt einen Schatz, zu dem er in einem anderen Abenteuer kam, in die Obhut der niederländischen Krone. Sie soll ihn hüten, bis das Norbert oder einer seiner Angehörigen aus der Neuen Welt zurück kehrt. Eine Gesandtschaft holt den Schatz nahe der alten Kaiserstadt Aachen ab und bringt ihn in eine Höhle in der Nähe von Eindhoven, wo er von Anton dem Drachen bewacht wird. Die niederländische Krone vertraut Anton, der schon viele Schätze bewachte, doch all das Gold und die Juwelen brachten das riesige Schuppentier um den Verstand.

Er stahl den Schatz und nicht nur diesen und brachte ihn an einen geheimen Ort, den nur er kannte. Jedweder Eindringling wurde mit Feuer bespuckt oder gefressen.

Tapfer schaffen die Ritter der Krone ein Prachtstück des Schatzes, ein eisernes Pferd, zu retten und bringen es an die See nach Rotterdam, denn Anton der Drache fürchtet sich vor Salzwasser. Juwelen und Gold scheinen jedoch verloren. Als Norberts Familie in die alte Heimat zurück kehrt und bei der Niederländischen Krone den Schatz zurück fordert, tritt Richard der Mutige gegen Anton den Drachen an, um die Ehre der Niederländischen Krone zu retten. Mit Hilfe von Norberts listigem Weib Barbara, die ihm ein Bild gibt, das wie der echte Schatz aussieht, lockt er Anton in eine Falle und kann den Schatz an sich nehmen und den Drachen bezwingen.

Richard wird zum Ritter geschlagen, Barbara erhält den Schatz und Anton bleibt nur eine leere Truhe.

3.8.2013

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Heimspiel?

Schon vor Monaten bin ich gefragt worden, ob und wie es weiter geht, wenn ich wieder zurück bin.

Natürlich geht es weiter, das habe ich immer gesagt, nur wie, das ist die Frage. Einige Leser fragten von sich aus: „Wird es denn ein Heimspiel geben?“ Und irgendwie liegt es ja auch auf der Hand. Was vorher Auswärtsspiel war, wird zu Hause zum Heimspiel. Es mag fantasielos sein, aber definitiv logisch.

Irgendwann werde ich ein Lay-out für das Heimspiel entwerfen, irgendwann werde ich die Festplatte meines Computers aufgeräumt haben, um endlich wieder Filme zu machen, im Moment habe ich mal wieder ein Kapazitäten Problem, irgendwann wird das Heimspiel sich irgendwie als solches entwickeln, denn irgendwann werden die Themen mit dem Auswärtsspiel nichts mehr zu tun haben und ich vermute, dass das schneller geht, als mir lieb ist, ob es Euch Leser dann noch interessiert, sehen wir dann.

Im Moment befinde ich mich in einem Zwischenstadium zwischen „ich habe noch vor kurzem in Kalifornien gelebt“, „mein Mann lebt in Kalifornien und ich lebe hier“, „ich bin angekommen“.

Das Gefühl wieder zu Hause zu sein, war sofort da, auch wenn einiges zunächst ungewohnt war und man lieber amerikanische Fähnchen verteilte als deutsche. Nun, nach mehr als drei Wochen habe ich aufgehört ständig zu vergleichen.

Die unendlich vielen positiven Begegnungen, die ich inzwischen hatte und das absolute Glück meines Vaters, dass ich wieder da bin, bestätigen meine Entscheidung, mich dafür entschieden zu haben, mit Jonathan zurück zu kehren. Natürlich hatte ich Zweifel, ob ich, ob wir, dem allen gewachsen sind. Seit Montag nun ist Nobbi wieder in Amerika und es brachte mir den ersten Blues, es wäre schlimm, wenn das nicht so wäre, aber ich habe Ablenkung, mehr als genug.

Wenn ich mit den Hunden unterwegs bin, schweift mein Blick über die saftig grüne Landschaft.

VaalsPanorama

Heimspiel

Wenn ich im Hundeverein mit Ceallagh für die Begleithunde Prüfung trainiere oder im Welpen-Gehege stehe und Fragen beantworte, was man tun kann, wenn der 9 Wochen alte Hund vom Spielen draußen rein kommt und erst mal Pipi auf den Teppich macht, wenn Nicole und Thomas kurz einfach anfragen: „Kommste mit?“ Oder Petra durchklingelt: „Bring was zu trinken mit, wir machen heute Draußen-Kino!“, schießt es mir durch den Kopf:

Heimspiel

Mir wird noch mal klar, warum ich es in Kalifornien nie ganz geschafft habe zu Hause zu sein. Es war immer nur ein Auswärtsspiel.

Es mag pathetisch klingen, aber ich habe in den vergangenen drei Jahren gelernt, was Heimat bedeutet und ich bin froh darum.

Den Kontakt zum Hügel habe ich noch. John, mein guter Freund und alter Nachbar, erzählt mir fast täglich von ihm. Seinen Aufschrei, als drei uralte Eichen, die an unserer ehemals gemeinsamen Straße standen, gefällt wurden, konnte ich bis hier hören. Auch wenn der Gedanke daran, ihn nicht mehr täglich auf seinem kleinen Traktor zu treffen und mit ihm zu schwätzen schmerzt, kann ich zufrieden feststellen, dass unsere Freundschaft ein neues Level erreicht hat.

Erst wenn es weh tut, hat sich der Ausflug gelohnt, war es nicht so?

Wir schreiben uns nun. SMS nennen wir einfach LMS. Long Message Service. Dank unserer schlauen kleinen Telefone die das gleiche Früchtchen als Symbol haben, können wir das sogar völlig kostenfrei tun.

Ich bin wieder zu Hause. Ab jetzt ist es ein Heimspiel, auch wenn meine Gedanken manchmal in die Ferne schweifen und zu Hause erst wieder ganz zu Hause ist, wenn Nobbi auch wieder ganz hier ist.

Und weil ich mein zu Hause gerade in vollen Zügen genieße und mich gerne an die Reise im September erinnere, auf der ich die Entscheidung gefällt habe zurück zu gehen, möchte ich euch noch mal den Film zeigen, den ich damals gemacht habe. Die Wiesen sind jetzt genauso grün, das Maisfeld trägt neue Früchte, wieder Mais, nur die Kühe stehen woanders.



Nothing special, nothing happens. Just home, sweet home!

13.8.2013

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Pause

Ich brauch mal ne Pause...

...aber sie ist nicht lang genug um zu schreiben oder ein Video zu schneiden...

Kisten auspacken und den Inhalt gleichmäßig auf drei Etagen verteilen, ist tatsächlich körperliche Arbeit. Vor allem die Bücherkisten bringen mich ans schwitzen.

Ich stelle mir vor ich hätte schon vor zig Jahren auf elektronische Bücher umgestellt. (jaja, solange gibt es die noch nicht, aber vorstellen kann man sich das doch mal) Dann wäre ich wahrscheinlich schon längst fertig, mit Auspacken und wegräumen.

Ein paar Impressionen:

Esszimmer
Esszimmer, fast Sollzustand

Nobbi, fällt dir irgendetwas auf? Wenn ja bitte im Graugrünen Kasten kommentieren, wem sonst was auffällt, darf natürlich auch. Ist aber für Spezialisten!!!


kistenoben
Kein Mensch braucht soviel Krempel


leerekisten
Leere Kisten stapeln, mein neues Hobby

Pause zu Ende

23.8.2013

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Het Is De Wet

kommt dabei heraus, wenn man „it’s the law“ vom google-translator ins Niederländische übersetzen lässt.

Ich habe mich in den USA nie wirklich frei gefühlt. Die Allgegenwart des Gesetzes, die stete Erinnerung was Gesetz ist und wie es bestraft wird, gab vielen FREIzeitbeschäftigungen oft einen bitteren Beigeschmack. Ob es nun ein generelles Hundeverbot, der Leinenzwang, aber nicht länger als zwei Meter, die Helmpflicht für Fahrradfahrer oder das Betreten bestimmter Gebiete nicht nach Sonnenuntergang war.

Im Grunde machen all diese Regeln Sinn, bzw. werden erforderlich, weil es einfach zu viele verantwortungslose Menschen gibt. Die Art und Weise wie die Amerikaner auf Regeln aufmerksam machen ist speziell, Gewöhnungsbedürftig und eben wert darüber zu berichten, eventuell auch mit einem gewissen Sarkasmus.

Ortswechsel

...andere Länder andere Sitten?

2010 führte die Gemeinde Vaals neue Regeln für Hundehalter ein. Im Prinzip gibt es keinen Unterschied zu den Regeln in Kalifornien. Es herrscht Leinenzwang außer in ausgezeichneten Freilaufgebieten, die Verpflichtung poep-zakjes (klingt niedlicher als Kacktüten) mit sich zu führen und hinter seinem Hund sauber zu machen und der Hundebesitzer muss eine Steuermarke mit sich führen.

Ich möchte diese Regeln nicht verteufeln, auch wenn ich persönlich bedaure, dass ich meine Hunde nicht mehr frei laufen lassen darf. Ich sehe tatsächlich eine gewisse Notwendigkeit, da zu viele Hundehalter weder die Hinterlassenschaften ihrer Hunde von selber wegmachen, noch verantwortungsvoll mit dem Freilauf ihrer Begleiter umgehen.

Es ist schade, dass Regeln notwendig sind, aber definitiv nachvollziehbar.

Nun wunderte ich mich allerdings, dass viele Bekannte, die ich auf meinen Spaziergängen traf, die von der Gemeinde zur Verfügung gestellten poep-zakjes als orangenes Schleifchen an der Leine trugen. Ich führe immer eine ganze Rolle dieser Tüten mit mir, aber in einer Tasche, es muss ja nicht jeder sehen. Wenn man die Dinger an die Leine knotet, vergisst man sie zwar nicht, aber dennoch fühle ich mich wohler, wenn ich sie in der Tasche habe. Und dann wurde ich aufgeklärt: Angeblich muss man sie offen tragen, damit das Ordnungspersonal schon von weitem sieht, dass man Regelkonform seinen Hund ausführt.

Ich regte mich wahnsinnig auf, knotete aber ebenso Tütchen an meine Leinen, da die Strafe bei 75€ liegen soll.

Natürlich ist das ein Grund, sich mal wieder an den Rechner zu setzen und zu schreiben. Als vernünftiger Hobbyjournalist muss man jedoch erst einmal halbherzig recherchieren, bevor man geballten Unsinn von sich gibt und siehe da...es stimmt gar nicht.

Ich fragte bei der Gemeinde nach, weil ich sowieso noch einmal hin musste und im Netz fand ich den Flyer, der damals, vor mehr als drei Jahren, in unserem Briefkasten war, um uns über die neuen Regeln zu informieren.


Screen Shot 2013-08-23 at 11.16.10 AM
Sie tun was für unsere Hundesteuer. Mülleimer für poep-zakjes und man kann sich jeder Zeit auf der Gemeinde eine neue Rolle poep-zakjes geben lassen, wenn man eine neue braucht.

Screen Shot 2013-08-23 at 11.17.23 AM
Beide Bilder: Google sei Dank

Da stehen sie die Regeln, bzw. für was man zur Verantwortung gezogen werden kann. Man muss Beutel mit sich führen und vorzeigen können! Ebenso die Steuermarke!

Het is de wet!

Die Gerüchte um die offen zu tragenden Tüten entstanden wohl aus wilden Erzählungen. Ich jedenfalls bin froh, dass ich alle Tütchen wieder von den Leinen ab knoten konnte und freue mich jetzt schon darauf irgend wann einmal erwischt zu werden, wenn ich zwei volle Tütchen in einem dritten geruchsdichten Tütchen in meiner ollen grünen poep-zakjes Tasche verdeckt mit mir trage und dem Ordnungspersonal direkt in die Hand drücken kann, wenn es mich danach fragt.

Het is de wet, genauso gegenwärtig wie it’s the law, nur dass die deutlichen Hinweisschilder fehlen. Es kommt zu Verwirrungen und Gerüchten, was noch wirkungsvoller als Hinweisschilder sein kann.

Das Strafmaß ist ähnlich hoch wie in den USA, die Regeln annähernd die selben und die Straßen sauber. Die niederländische Seite war vor Jahren regelrecht zugeschi..en. Ich bin dort gestern spazieren gewesen. Es ist ein Genuss die sauberen Bürgersteige zu betreten, die vor Jahren noch eine wirkliche Herausforderung waren, da sie gepflastert mit Tretminen waren.

Die deutsche Seite ist nun die Schlimme und tatsächlich noch schlimmer, als ich sie in Erinnerung hatte. Auch Aachen hat inzwischen das Mitführen von Tütchen zum Gesetz gemacht, allerdings fehlt es wohl noch an Ahndung und wahrscheinlich ist auch die Strafe nicht hoch genug, um auf Dauer ein Umdenken zu provozieren.

Eigenartig, wie ein Auslandsaufenthalt einen verändert. Ich bin immer noch kein Freund von law, wet und Gesetz, aber ich bringe ihm inzwischen jede Menge Verständnis entgegen.

31.8.2013

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Deutsch

...geschrieben in gedrucktem Sütterlin (bietet mir mein Amerikanischer und stets politisch korrekter Computer erst gar nicht an), knackig ausgesprochen mit dieser Stimme die durch Mark und Bein geht und durchaus sehr negativ besetz.

Es gibt sie noch, die Engstirnigkeit, die Blockwartmentalität und das Bestreben die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Zu diesem im gedrucktem Sütterlin geschriebenen „deutsch“ gehört die Angst vor Fremden, nicht nur vor Personen anderer Länder, auch vor Personen anderen Verhaltens, Meinungen und Aussehens. Dazu gehört andere hinter der Gardine zu beobachten UND zu richten. Was der andere tut ist schlecht und es wird sich aufgeregt. Neugier, aber nicht aus positivem Interesse, sondern mehr mit dem Wunsch etwas zu finden, worüber man sich aufregen kann.

Deutsch

Ich gehe soweit zu behaupten, dass jeder von uns ein wenig von diesem „in gedrucktem Sütterlin geschriebenen deutsch sein“ in sich trägt.

Ein wenig, das kann man kaschieren!!!

Wir mögen doch Fremde, wir haben doch nichts gegen Homosexuelle, schwarz? – kein Problem, Ausländer in der Stadt macht eine Multi-Kulti Gemeinschaft, das ist doch toll! Barbara...wie kommst du da drauf, dass WIR das „schlechte deutsch“ in uns tragen?

Du gehst zu weit!

Ich versuche nur ehrlich zu reflektieren.

Seit ich zurück bin, hatte ich einige Begegnungen, nach denen ich mich umdrehte und eben dieses Sütterlin-Deutsch in meinem Kopf wie ein Schrei auftauchte, der Mund aus dem der Schrei kam, trug ein Oberlippenbärtchen.

Dieser Schrei in meinem Kopf ertönt nicht nur bei Begegnungen mit Fremden. Ich möchte hier niemandem zu nahe treten, verurteilen oder anprangern. Ich erzähle nur, dass es diesen Schrei in meinem Kopf gibt.

Ausschlag zu dieser Kolumne gab jedoch ein Zettel, den ich diese Woche an der Windschutzscheibe hatte.


ZettelAuto
Wer in Vaals lebt, sollte konsequenter Weise auch in Vaal(s) parken
Alles andere ist doch spießig :-)


Ich bin Grenzgänger. Mein Haus steht in Vaals, Niederlande, mein Leben findet in Aachen, Deutschland, statt und dort steht auch das Auto. Es ist rot und klapprig und uralt. Auf dem freien Markt würde man keine 1000€ mehr dafür bekommen. Deshalb gehört es uns auch nicht mehr.

Wir haben gar kein Auto.

Wäre es unseres müssten wir es in die Niederlande einführen und weit mehr als 1000€ Einfuhrsteuern zahlen.

Es gehört nun unserem Sohn, der in Aachen wohnt und er ist so großzügig und leiht es mir, wann immer ich es brauche. Danke!

Deutschen, die in den Niederlanden wohnen, ist es nicht gestattet, mit deutschem Kennzeichen in den Niederlanden Auto zu fahren. Was nicht wirklich tragisch ist. Wenn ich das Auto von meinem Sohn fahre, muss ich es also zwingender Weise in Deutschland parken, was ich ehrlicher Weise auch tun würde, wenn ich ein eigenes Auto mit niederländischem Kennzeichen hätte, da es sowohl praktischer wie auch umweltschonender ist, da man nicht immer die Rieseneinbahnstraßenschleife in Vaals fahren muss, um wieder nach Aachen zu kommen.

Also, das Auto parkt in einer ganz normalen öffentlichen deutschen Straße, auf Parkplätzen die jedem zugänglich sind und jedes Kennzeichen willkommen sein sollte. Es gibt keinen Anwohnerbereich und auch die Knappheit der Parkplätze hält sich für deutsche Verhältnisse in Grenzen. Selten kommt es vor, dass man noch einmal um den Block fahren muss.

Und dennoch dringen offenbar Fremdparker störend in die deutsche Nachbarschaft ein. Natürlich sind das die Deutschen die trotzig weiter in Deutschland parken, obwohl sie aus vermeintlich abtrünnigen Gründen einfach in die Niederlande gezogen sind. Verräter des Vaterlandes nehmen den treu gebliebenen nun auch noch die Parkplätze weg.

Deutsch

Was mich an diesem Zettel stört, ist nicht der Ärger den diese Person den Autos gegenüber hat, die vor ihrer Haustür stehen und das eigene Auto ein paar Schritte weiter abzustellen ist, es ist mehr die Tatsache, wie kommt sie nur darauf?

Das Auto meines Sohnes hat ein Aachener Kennzeichen, der Fahrer des alten roten Autos könnte überall in der Nachbarschaft wohnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das in Aachen ist, ist viel größer als das es in den Niederlanden ist. Das bedeutet also, dass die Person mich kennt!!! Sie weiß, dass ich in den Niederlanden wohne, spricht mich aber nicht persönlich an, sondern hängt einen Zettel an die Windschutzscheibe. Das impliziert mir eine gewisse Feigheit, das ist anprangern ohne selber in Erscheinung zu treten. In meinem Kopf steht da eine Person hinter der Gardine, regt sich über mich auf und wenn ich ihr den Rücken zukehre, schleicht sie zum Auto und hängt den Zettel dran.

Ich rege mich nebenbei um die falsche Interpretation des Wortes „spießig“ auf, denn nach meinem Verständnis ist spießig sein genau das, was diese Person tut und nicht das freie Parken in einem freien Land. Im Umgangssprachgebrauch bedeutet es heute Engstirnigkeit, entwickelt hat sich das aus den sogenannten Spießbürgern die im Mittelalter ihre Stadt mit Lanzen und Spießen gegen Eindringlinge verteidigt haben, im Gegensatz zu den Pfahlbürgern, die einen Holz Wall aus Pfählen zur Verteidigung aufstellten. Aha!!! (Klugscheißerwissen, ich entschuldige mich hierfür) Aber das nur nebenbei...

Ich kann also im Ansatz den Ärger der Person verstehen, halte aber die Reaktion und Aktion für deutsch...und zwar zackig ausgesprochen und in gedrucktem Sütterlin geschrieben. Mir wäre es lieber gewesen, die Person hätte so lange hinter ihrer Gardine gestanden, bis sie mich sieht und mich persönlich und freundlich darauf anspricht. Oder aber, sie soll bei mir klingeln, wenn sie sonntags nach Vaals zum einkaufen kommt, weil hier die Geschäfte aufhaben und die in Deutschland wohnenden, liebend gerne von den flexiblen Öffnungszeiten der Niederländer profitieren.

Versteht mich bitte nicht falsch. Ich bin nicht nur froh wieder zurück zu sein, ich habe für mich in Amerika tatsächlich auch so etwas entdeckt wie den Stolz deutsch zu sein. Ich habe zum ersten mal im Leben erkannt, dass ich so etwas wie Heimatliebe habe und erkannt, dass wir Deutschen viele wunderbare Eigenschaften haben.

Pünktlichkeit, Qualität, Flexibilität, Fähigkeit zur Problemlösung, Geschwindigkeit, Ordnung im gewissen Rahmen, Verlässlichkeit und so weiter.

Vielleicht ist genau das der Grund warum mir die negativen Eigenschaften nun besonders auffallen und ich immer wieder diese Stimme in meinem Kopf höre, zackig und in gedrucktem Sütterlin geschrieben aus einem Mund der ein Oberlippenbärtchen trägt.

Ich lächle drüber, denn Gefahr sehe ich da keine...

Anmerkung der Kolumnistin: Niemandem möchte ich hier auf den Schlips tretet, nicht einmal der Person, die diesen Zettel geschrieben hat. Deutsch sind wir alle! Positiv wie negativ, der eine mehr der andere weniger. Irgendwann stehen wir doch alle mal hinter der Gardine und genauso oft sehen wir sie wackeln, wenn wir uns auf der Straße umdrehen.

12.9.2013

Back Home!

Keine Zeit

Berufstätige, Rentner und junge Mütter wissen was ich meine.

Zeit ist absoluter Luxus.

Workoholiker verzichten völlig auf sie, haben aber durch ihre Eigenschaft als Workoholiker ein ganz besonderes Zeitmanagement, das es erlaubt, auch ohne Zeit zu haben, sowohl produktiv zu sein, wie auch für einen interessanten Freizeitausgleich zu sorgen. Sie schaffen in weniger Zeit mehr, die Frage ist nur, wie lange das gut geht.

Auf unserem Hügel in Kalifornien hatte ich viel Zeit, zu viel. Nicht, dass ich nichts zu tun gehabt hätte, so meine ich das nicht, aber alles was ich getan habe, konnte ich mir im Großen und Ganzen frei einteilen. Für Berufstätige, Menschen die zusehen müssen mit harter Arbeit irgendwie über die Runden zu kommen, ein Traum.

Der Luxus nicht arbeiten zu müssen und das auch noch in einer attraktiven Gegend mit hohem Freizeitwert ist nicht selbstverständlich. Ich bin dankbar und froh für diese Phase.

Der Satz den Ex-Expatweibchen Britta auf ausgedehnten Half Moon Bay Spaziergängen prägte, der zu ihrem Abschied vor einem Jahr als Film erschien, versucht das zu beschreiben:

„Ach, was geht’s uns gut!“

Geseufzt im Sonnenschein bei einer kühlen Brise aus Westen oder sitzend bei Latte Macchiato und Puddingteilchen...

Wunderbar!

Und dennoch habe ich mich nie ganz wohl gefühlt dabei. Das süße Leben auf dem Hügel war mal ganz nett, aber nicht vollkommen. Und auch wenn ich immer wieder Versuche gestartet habe, mir Aufgaben zu suchen, hat immer irgendwas gefehlt.

Ich wurde oft gefragt: „Was wirst du vermissen, wenn du zurück bist? Die Sonne? Den Strand, die Menschen, die Natur?“ Ich war der Überzeugung, dass es nur mein eigener Mann und vielleicht die Freundlichkeit der Einheimischen sein wird.

Skepsis war die Reaktion und es fielen Sätze wie: “Warts ab, wenn das Wetter schlecht wird, dann wirst du dich nach Kalifornien sehnen!“

Seit ein paar Tagen ist hier nun Herbst, die Heizung ist von alleine angesprungen und rauscht, macht aber tatsächlich warm, es regnet immer wieder und ich bin schon ein paar mal so richtig durchnässt nach Hause gekommen und habe es genossen. Man spürt, dass man lebt, wenn die Oberschenkel vor Kälte brennen, man aber erst einmal die Hunde duschen muss, bevor sie ins Haus dürfen. Ich gebe wieder Kurse auf dem Hundeplatz, trainiere selber mit Ceallagh für einen Auftritt, wir haben am Samstag erfolgreich die Begleithundeprüfung bestanden, ich fahre regelmäßig zu meinem Vater und kümmere mich dort und hier um Dinge, die mir eigentlich über den Kopf wachsen, ich aber hier nicht breit wälzen will.

Ich fühle mich gefordert, herausgefordert, teilweise überfordert und tatsächlich musste ich schon diverse Einladungen absagen mit den Worten: „Tut mir leid, ich habe keine Zeit!“

Und wieder kommt die Frage: „Vermisst du das süße Leben auf dem Hügel?“

Die Antwort ist: „Nein!“ Ich vermisse weder die Sonne, denn ich bin in der Lage im Regen zu tanzen, noch die Gegend, noch die Menschen, bis auf einen und den habe ich auch oft genug auf dem Hügel vermisst.

Im Vergleich zu Vollzeit-Berufstätigen und Workoholikern habe ich zwar immer noch viel Zeit, aber im Vergleich zum süßen Leben auf dem Hügel, muss ich sie mir nun gut einteilen und ohne Terminkalender wäre ich verloren. Es füllt aus. Die Herausforderung und der Mangel an Zeit machen mich wesentlich zufriedener.

Auch wenn also schon mal die ein oder andere schlaflose Nacht dabei ist, in der ich mich selbst frage, wie ich das alles bewältigen soll oder der Lage Herr werden kann, bleibt unterm Strich ein Grinsen übrig:

Ich weiß was ich die letzten drei Jahre vermisst habe und kann es laut bestätigen: ICH VERMISSE NICHTS bis auf meinen eigenen Mann. Die Entscheidung zurückzukehren war richtig.

Ich habe die Regenprobe bestanden.

3.10.2013

Back Home!

Shut Down

Weil Regierung und Opposition der USA sich nicht auf einen Haushalt einigen können, muss ein Großteil der öffentlich Beschäftigten in den Zwangsurlaub. Als ich letzte Woche davon das aller erste Mal hörte, beschäftigte es mich kurz so, wie mich früher Nachrichten aus den USA beschäftigten. Man nimmt es wahr, man schüttelt kurz den Kopf, man hat kurz Mitleid mit dem Land und geht dann zur Tagesordnung über, als wäre in China ein Sack Reis umgefallen.

Den USA drohte der Shut Down...

Na gut, ich las ein bisschen mehr, wie Ende letzten Jahres als die Fiscal Cliff Krise war. Man will ja informiert sein.

...und plötzlich merkt man, es könnte einen sogar selbst betreffen.

Nobbi ist gerade in Deutschland. Ich will nicht weiter darauf eingehen, aber mein erster Gedanke war: „Wie lange dauert wohl so ein Shut Down?“ Wenn öffentlich Beschäftigte zu Hause bleiben müssen, dann gilt das doch auch für Menschen, die für die Einreisebehörde an den Flughäfen arbeiten. Dauert die Einreise in die USA nun länger, könnte die Einreise-Prozedur zur Geduldsprobe werden? Nobbi fliegt am Dienstag zurück. Er wird es uns erzählen.

Nach vielen wirren Überlegungen war mein zweiter formulierter Gedanke: „Ja, wie lange eigentlich?“ Jonathan und ich fliegen am 19.10. nach Kalifornien. Auch wir werden Einreisen müssen, da muss man halt durch...was mich mehr beschäftigt ist, dass Nobbi und ich eine Woche gemeinsam Urlaub machen wollen. Und da wir zum ersten Mal OHNE Hunde in Kalifornien unterwegs sind, wollen wir endlich mal Nationalparks genießen, ohne nur auf befestigten Hauptwegen zu bleiben...und nun? Nun kann man nicht mal auf befestigten Hauptwegen in Nationalparks, sie sind einfach ganz geschlossen.

Na gut, erstens weiß ich nicht, wie lange es dauern wird, ich hoffe dass die Damen und Herren in Washington die Sache so schnell wie möglich klären und zweitens kann ich ja trotzdem schon mal ein wenig planen. Da Nobbi alle Reiseführer in Amerika hat, versuche ich es online.

Denkste!

AUS_218_01
screenshot der National Park Service Seite:
http://www.nps.gov/shutdown/index.html


Nicht nur dass die Nationalparks geschlossen sind, auch deren Webseiten. Die Webseiten der amerikanischen Nationalparks finde ich außerordentlich gut. Sie sind informativ und in der Regel aktuell.

So auch heute.

Webseiten Shut Down! Hochaktuell! Keine Information über den Park dafür ein link zum Innenministerium. Das Innenministerium hat aber keine Tipps, wo man übernachten kann, was man sehen kann und wo man überhaupt hin will, das Innenministerium informiert einen nur über den Shut Down selbst.


AUS_218_01a
screenshots, U.S. Department of Interior:
http://www.doi.gov/index.cfm

AUS_218_02
http://www.doi.gov/shutdown/index.cfm


Ich nehme es hin wie Millionen von Amerikanern. Auf Opposition UND Regierung schimpfend, mit einer Portion Unverständnis, denn die Kosten müssen von dem Staat, der Pleite ist, getragen werden und ich naiv denkender Bürger verstehe die Rechnung einfach nicht.

Kann mir das irgendeiner mal erklären?

Ich kann jedenfalls noch hinzufügen, dass die 800.000 zu Hause bleibenden Staatsangestellten offiziell eingeladen sind, während des Shut Downs einmal freien Eintritt im Monterey Bay Aquarium zu haben.

AUS_218_03
Monterey Bay Aquarium via Facebook


Irgendwo muss man ja hin, wenn man Urlaub hat und die National Parks geschlossen sind.

Bei Wikipedia lese ich gerade, dass der letzte
Shut Down unter Clinton 1995/1996 21 Tage gedauert hat und somit auch der längste war. Für uns persönlich besteht also große Hoffnung, dass wir Ende Oktober unbekümmert Urlaub machen können.

Für die USA bleibt es ein finanzielles Desaster und wirklich leid tun mir die Mitarbeiter, die unbezahlt zu Hause bleiben müssen.

Anmerkung der Kolumnistin:

Zitat aus dem Film Rum Diary

“Der Mensch ist das einzige Wesen auf der Erde, dass einen Gott für sich beansprucht und das einzige Wesen, dass sich so benimmt als gäbe es keinen!”


27.10.2013

Back Home!

Midway

...im Wörterbuch wird das schlicht und einfach mit Mitte übersetzt. Heute ist Sonntag, die Mitte meines Kalifornien Aufenthalts. Ein toller Urlaub mit Nobbi liegt hinter uns, fast eine Woche liegt noch vor uns, in der ich Freunde besuchen werde, während Nobbi wieder arbeiten muss.

Da die Nationalparks rechtzeitig zu unserem Urlaub öffneten, kamen wir doch noch in den Genuss, mal in einem ohne Hunde zu wandern. Davon will ich jetzt aber gar nicht erzählen, es wird irgendwann noch einen Film dazu geben, auch will ich nicht von der überwältigenden Schönheit der Wüste berichten, die mich jedes Mal wieder fasziniert. Nur ein paar Bilder vorab:

Joshua Tree National Park

Joshua Tree

Krähe

sunset

Schreiben will ich über den für mich bedrückenden Besuch der USS Midway, dem Flugzeugträger, der in San Diego zu besichtigen ist.

Midway

Die USS Midway ist ein Flugzeugträger, der 1945, nach Ende des zweiten Weltkrieges seinen Dienst in der Amerikanischen Flotte begann, 1992 beendete und seit 2004 als Museumsschiff im Hafen von San Diego liegt.

Natürlich ist es auch für mich interessant ein solches Riesenschiff zu besichtigen. Es war 10 Jahre lang überhaupt das größte Schiff der Welt und das erste Schiff, das zu groß war, um durch den Panama Kanal zu schippern. Interessant, ja, aber eben auch bedrückend. Es war ein Kriegsschiff! Es hat aktiv am Vietnam und am ersten Golfkrieg teilgenommen und die Faszination von Größe und Gigantismus weicht bei mir sehr schnell der Depression des Gewahr Werdens von Kampf und Tod.

Nobbi, als Pilot, lauschte intensiv den Beschreibungen ehemaliger Besatzungsmitglieder, die über das Starten und Landen auf beengtem Raum erzählten und schaute sich die diversen Maschinen an Deck an. Ich gruselte mich bei der Vorstellung, dass von der kurzen Startbahn, auf der ich spazierte, im 45 Sekunden Takt Jets starteten, bereit für den Kampf. Ich werde dann ganz still und spüre maßlose Traurigkeit. Am Rande höre ich die Scherze des alten Helden, des ehemaligen Kampfpiloten, der den Besuchern davon erzählt, was es heißt Jets mit dem Katapult zu starten oder per Drahtseil bei der Landung zu stoppen.

Abgelenkt wurde ich von der Musik einer Marineblaskapelle, die sich in einer Ecke des Flugzeugträgerdecks warmspielte. Neben einer Ansammlung weißer Klappstühle, jeder Menge Marineoffiziere und einigen Zivilisten, stand eines dieser Pulte an denen offizielle Reden gehalten werden. Man kennt dieses Bild aus unzähligen Filmen. Ich wurde neugierig, verließ die Erzählungen über das „Katapult“ und lauschte, um mich abzulenken, der Musik.

pult1


Es war die Ruhestands Zeremonie eines hohen Offiziers, der ich aus gebührendem Abstand beiwohnen durfte. Die amerikanische Nationalhymne auf diesem Flugzeugträger zu hören, mit einer Flaggenzeremonie und aus einem feierlichen Anlass heraus brachte mich auf andere Gedanken.

Ladies and Gentleman, the National Anthem:



Amerika, sein Patriotismus und seine Helden. Wahrscheinlich war ich in all den Jahren diesem Klischee kein mal so nah wie hier, obwohl man ihm natürlich immer wieder begegnet. Die wohl beeindruckendste Geschichte war die Erzählung eines alten Offiziers in Fliegerjacke, der uns von der Evakuierung Saigons erzählte.

Im April 1975, als Nordvietnam Südvietnam überrannte, begann die Operation Frequent Wind. Hubschrauber begannen Amerikaner und auch Vietnamesen von dem Gelände der US Botschaft in Saigon zu evakuieren. Insgesamt wurden etwas mehr als 3000 Menschen aus Saigon auf den Flugzeugträger gebracht.

Während dieser Aktion floh der Südvietnamesische Major Buang-Ly mit seiner Frau und seinen 5 Kindern in einer zweisitzigen Cessna von einer Insel vor Saigon und flog aufs offenes Meer. Er entdeckte die Midway und versuchte, da es keinen Funkkontakt gab, eine Nachricht an Deck zu schmeißen. Im dritten Versuch klappte es. Er bat den Flugzeugträger darum, all die Hubschrauber aus dem Weg zu räumen und die Landebahn frei zu machen, damit er mit seiner Familie dort landen könne. Er habe noch Kraftstoff um eine Stunde zu fliegen, genug Zeit alles frei zu räumen.

Die Verantwortlichen hätten unter normalen Umständen eine Wasserlandung vorgeschlagen, Schwimmer in Booten ins Wasser gebracht, um die Insassen zu retten, da aber bei einer Cessna damit zu rechnen ist, dass sie sich auf dem Wasser überschlägt und 5 kleine Kinder an Bord waren, entschied der Air Boss das Deck zu räumen. Da wenig Platz war, schubsten sie sogar Hubschrauber ins Meer. Major Buang-Ly landete sein Flugzeug, wo sonst Jets mit Fanghaken landen und rettete so sich, seine Frau und seine fünf Kinder.

http://www.kpbs.org/news/2010/apr/25/uss-midway-air-boss-remembers-heroic-bird-dog-airp/

Ich verließ die USS Midway mit einem Kloß im Hals. Nationalhymne und Geschichten lenkten ein wenig ab, aber es bleibt ein Kriegsschiff, zu diesem Zweck gebaut. Der Besuch im weltberühmten Zoo von San Diego toppte allerdings das beklommene Gefühl.

Es wird keine Bilder geben. Traurig eingesperrte Raubkatzen und Bären in viel zu kleinen Gehegen..., was erlaubt sich der Mensch eigentlich? Ich kann den Hype um diesen Zoo nicht teilen.

Fazit dieses Urlaubstages bei mir: Mutter Erde braucht den Menschen nicht!

Morgens Krieg... nachmittags die Respektlosigkeit des Menschen gegenüber seinen Mitgeschöpfen...