Barbaras Auswärtsspiel


6.7.2014

Back Home!

Danke Nobbi

Ich schlage vor wir nennen ihn Fremont, John Fremont. Odyssey können wir ihn nicht nennen, auch wenn wir so etwas wie eine Odyssee mit ihm vorhaben. Odyssey hieß der hellblaue schon, Gott hab ihn selig, und auch wenn’s wieder einer ist, es kommt mir falsch vor.

Für die, die jetzt noch nicht wissen worum es geht, fasse ich ganz kurz zusammen: Wir brauchten noch ein Auto für unsere Trans America Tour, da man uns ja Anfang des Jahres unseren geliebten Honda Odyssey zu Schrott gefahren hatte und ich nicht 3 Wochen im unbequemen Männerspielzeug leben möchte, das kein Steinchen abfedern kann und auf dirt roads wahrscheinlich schon bei der ersten Bodenwelle liegen bleibt.

Nobbi war fast nie im Lande, um sich zu kümmern, aber nun, zwei Wochen vor Reisebeginn hat er kurzen Prozess gemacht. Samstags morgens in Craig’s List geschaut, mir einen Haufen links mit ur-alten Pick Up Trucks geschickt und dann gegen Mitternacht seiner Zeit eine SMS geschickt, dass er was gekauft hat.

Wieder einen Honda Odyssey, silbermetallic, deutlich älter als der hellblaue, aber er fährt. Wir brauchen ihn ja lediglich für 3000 Meilen, naja, bisschen mehr vielleicht, weil wir etwas zick zack fahren werden. Ist vielleicht nicht so cool wie ein uralter Pick Up Truck, aber braucht weniger Sprit, ist leiser und deutlich bequemer. Oh ich bin froh!


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Nobbi hat ihn in Fremont gekauft, das ist auf der schäl Sick der Bay. Warum sollte man nicht sein Auto nach dem Kauf Ort benennen, ich habe gehört Celebrities tun das mit ihren Kindern (die armen heißen wie Städte in denen sie gezeugt wurden)...


Außerdem war John Fremont amerikanischer Entdecker, er trug den Namen The Pathfinder. Wenn das kein Zeichen ist. Genau so was brauchen wir.

Noch dazu wurde er am 21.1.1813 geboren, am 21.1. hatte meine Mutter Geburtstag, er starb am 13.7.1890 in New York. Am 13.7. fliege ich und nach New York wollen wir doch mit ihm...

Und er heißt John mit Vornamen, wie mein bester Freund in den Staaten.

Auch wenn ich kein Verschwörungstheoretiker bin, das passt doch alles ganz genau zusammen.

So soll es sein. Fremont, John Fremont, den Titel Pathfinder wird er sich im Urlaub verdienen müssen.

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Ja ich freu mich, von ganzem Herzen, es kribbelt im Bauch und flattert in der Brust.

Das Abenteuer kann beginnen. Danke Nobbi!

24.7.2014

Zwangspause in der Wüste

Wir befinden uns mitten im Abenteuer. Bis jetzt übertrifft es alle Erwartungen und ist nicht einmal im Ansatz in Bildern einzufangen.

Wir sitzen im Moment in der Wüste fest, weil John Fremont, der bisher einen famosen Job machte, mal eine Auszeit braucht. Er ist nebenan in der Werkstatt mit gerissenem Keilriemen und kaputtem Klimaanlagen Kompressor.

Es fing mit dem Ausfall der Klimaanlage vor zwei Tagen an, bei 39ºC im Schatten fuhren wir alles mit offenem Fenster unter dem Motto Reisen wie in den 80ern. Kein Internet und keine Klimaanlage!!! Nervös machte uns das ständige Schleifen und Klappern aus dem Motorraum und der Geruch nach Abrieb von, ... ja von was eigentlich. Nach Gummi roch es jedenfalls nicht...!

Kein Grund zur Sorge, er brachte uns gestern noch über eine unglaubliche Dirtroad, highly recommended 4 wheel drive!!! stand auf dem Schild, in den Canyonlands National Park, den Arches National Park und bis Price, etwa 140 Meilen vor Salt Lake City. Der Keilriemen riss erst hier, 100 Meter vor dem Motel an der Tankstelle und die Werkstatt ist neben an. Unfassbar welches Glück wir hatten, dass dies nicht bei 10 Prozent Steigung auf rotem Sand passierte. Oder noch schlimmer, im Yellowstone National Park, unserem nächsten Ziel...


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John und Nobbi, ein tolles Team. John glaubt er sei ein Jeep und Nobbi vertraut ihm restlos.

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...ohne Worte

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Bryce National Park, nicht in 1000 Bildern einzufangen

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Schon tausendmal in Indianerfilmen gesehen, life und in Farbe bleibt einem die Sprache weg.

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Wir kamen durch die Ebene, entlang am Colorado und schlängelten uns bis nach oben,
Island In The Sky. Auf rotem Sand und richtig steil.
Zwischendurch musste ich schon mal schreien, Nobbi und John blieben ruhig.

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John schaut stolz über die Kante

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und wir fassungslos

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Dieser Weg wars. Potash Road, Moab und
Shafer Trail Canyonlands National Park

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:-)

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Mesa Arch, Canyonlands

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Als ich dieses Schild fotografierte war es 1 Uhr Mittags,
Sonne im Zenit, Wasser hatten wir,
aber irgendwann nutzt auch das nichts mehr.
Es war heiß und die Sonne brannte erbarmungslos.

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Hier flogen Thelma und Louise über die Rim. Dead Horse Point!

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Der Colorado River!

Eigentlich wollten wir schon längst im Yellowstone sein. Die unglaublichen Canyons in Utah hielten uns fest. Vielleicht unser Glück. In zwei Stunden soll der Wagen fertig sein, wenn alles gut geht. Wenn nicht, dann lass ich noch mal von mir hören.

Wenn hier nun tagelang nichts Neues steht, dann hat John der Werkstatt Guy, ich nenn ihn mal John Sinclair, denn das steht auf seinem Hemd (Sinclair ist ne Tankstellen Kette), es geschafft, John Fremont zu reparieren.

...to be continued

17.8.2014

International Geograffities
John Fremont
A Journey With An Extraordinary Car




Anmerkung der Kolumnistin: Ihr habt es Euch sicher schon gedacht, es gab keine weiteren Zwangspausen mehr, sonst hätte ich ja noch etwas geschrieben. John Sinclair hat John Fremont repariert und der Rest vom Urlaub verlief ohne weitere Probleme. Ab und zu werde ich mal ein paar Bilder zeigen. Die Geschichte geht weiter, sie ist zu schön um einfach aufzuhören...

Ins Museum geschubst

Zwangspause in der Wüste? Manchmal muss man uns zu unserem Glück zwingen.

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Nobbi und ich sind eher schlampig in unserer Urlaubsvorbereitung. Wir wälzen weder vorher Monatelang Reiseführer noch planen wir unsere Routen im Voraus. Natürlich hatten wir eine grobe Idee, wie wir von Kalifornien nach New York kommen. Richtung Osten nämlich. Wir wussten auch; es sollten ein paar Canyons dabei sein und der Yellowstone National Park. Den Rest entschieden wir eigentlich von Tag zu Tag per Landkarte. Wann immer ein National Park eingezeichnet war, änderten wir leicht die Richtung, um uns im Visitor Center einen Kühlschrankmagneten zu kaufen und mal zu schauen mit welchen Superlativen wir diesmal zum Staunen gebracht werden.

Museen waren nicht eingeplant, uns reichte es völlig durch die immer wirklich gelungenen Ausstellungen in den Visitor Centern zu hasten und sowohl im Internet wie auch auf Schautafeln uns über Geologie, Geografie, Soziologie, Kultur und Geschichte zu informieren.

Dabei gibt es so viele Museen. Fast jede Ansiedlung von Menschen hat eines. Meistens handelt es sich um Eisenbahn- oder Flugzeugmuseen. Es ist ja auch viel einfacher mitten in der Wüste ein Schild aufzustellen auf dem Eisenbahn- oder Flugzeugmuseum steht, als den schweren Schrott, der sich in Jahrzehnten dort angesammelt hat, wegzuschaffen.

Wir planten keinen einzigen Museumsbesuch, wir hatten schon nicht genug Zeit alle National Parks und National Monumente in ausreichender Zeit zu bewandern.

Als John Fremont nun mit gerissenem Keilriemen und kaputtem AC-Kompressor in Price eine Pause einforderte, hatten wir einen Vormittag Zeit. John Sinclair meinte, er würde es bis 12.00 Uhr schaffen, wenn er einen Kompressor bekommt.

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Wir gingen kurz ins Hotel zurück, ich schrieb eilig eine Kolumne, Nobbi arbeitete etwas, wir packten unser Hab und Gut zusammen, checkten aus, verstauten unseren Krempel beim indischen Hotelbesitzer im Büro, John bestätigte, dass er einen Kompressor aufgetrieben hat, es aber eher 13.00 Uhr werde. Genug Zeit, um Price zu erkunden.

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typischer Wüstenort mit untypischem Regenbogen


Price, Utah, ein typischer Wüstenort, der immerhin 8700 Einwohner zählt und außer dem staatlichen College für Prähistorie mit Museum gab es eigentlich nichts.

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Also kauften wir zwei Eintrittskarten und außer einer Vorschulklasse mit reichlich Betreuern waren wir die einzigen Besucher.

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Der Utahraptor steht bereits in der Eingangshalle.

Es gab zwei Ausstellungsräume, links vom Utahraptor einen mit den Skeletten und Knochen der verschiedenen Saurier und rechts einen über das Urvolk der Gegend:

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Die Fremont People

Ich konnte den spitzen Aufschrei nicht unterdrücken, ich wusste, unser Auto wollte, dass wir das sehen. Es hat uns ins Museum geschubst. Es hört sich vielleicht bescheuert an, aber irgendjemand hat diese Geschichte bereits geschrieben.

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gelungene Jagdszene

John Fremonts Klimaanlage hörte auf zu funktionieren, als wir den Fremont River zum ersten Mal überquerten. Es ist ein kurzer Eintrag in meinem Reisetagebuch, ohne dem Ganzen zuviel Aufmerksamkeit zu schenken. Auch wenn wir immer wieder auf unserer Reise auf den Namen Fremont stießen. Er war nunmal der Pathfinder, der Reisewege fand. Viele Bundesstaaten haben ein County oder eine Stadt nach ihm benannt. In Utah fließt sein Fluss.

Das Timing unseres Autos hätte nicht besser sein können. Erstens hätte es ja eigentlich dem Geräusch und dem Geruch nach schon viel früher kaputt gehen können, (Höre im Film meine panikbeladene Stimme: “Das ist kein Staub, das ist Rauch!” Und zwar maximal unerreichbar zu jeglicher Zivilisation), zweitens ging es an einer Tankstelle neben dem Hotel kaputt, mit der vertrauenswürdigen Werkstatt von John’s Tech nebenan. Schaut in Johns Augen am Ende vom Film, ein guter Mensch und drittens ging es da kaputt, wo es eine interessante Ausstellung über ein antikes Volk gleichen Namens gibt. Soviel Zufall gibts doch gar nicht!

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In den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckte Noel Morss Überreste einer alten Kultur am Fremont River und nannte sie die Fremont People.

Sie besiedelten die Gegend von etwa 450 bis 1250 nach Christus, ihre Spur verliert sich um 1300. Eine Ausstellung über Ancient Natives, Eingeborene, ihre Art zu leben, zu jagen, Ackerbau zu betreiben. Das fehlte uns bis jetzt. Wir ruhten kurz in ihrem Tipi und wunderten uns noch ein Weilchen über diesen Zufall.


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Wirklich Zufall, nee, es ist viel schöner daran zu glauben, dass unser Auto, John Fremont, wollte, dass wir das sehen.

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Gegen 13.00 Uhr war John fertig. Wir machten zusammen mit John Sinclair noch eine Testfahrt, die Klimaanlage ging wieder und wir setzten unseren Urlaub fort.

Salt Lake City, Yellowstone NP, Grand Teton NP, Devils Tower NM, Crazy Horse Memorial, Mount Rushmore, Wind Cave NP, Bad Lands NP, Minuteman Missile, Chicago, Detroit, Niagara Falls Canada, Boston, New York, Princeton, New York

22.8.2014

Back Home!

Bat-Spray gegen Haie
...ach nee, Bear Repellent

Hauptzwischenziel unserer West-Ost Durchquerung war der Yellowstone National Park. Ein Nationalpark mit vielen Superlativen. Erstens war er der erste Nationalpark weltweit, also somit ist er der älteste überhaupt, zweitens beheimatet er den größten Supervulkan des amerikanischen Kontinentes, drittens leben nirgendwo so viele freie und wilde Büffel,

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viertens... es gibt Grizzly Bären, fünftens... ganz viele Tiere, sechstens... noch mehr Tiere, siebtens... findet man dort den den größten aktiven Geysir der Welt (Norris Geyser), achtens... Wasserfälle,

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neuntens... Blubberlöcher,

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zehntens... usw.

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Uns sind Superlative wurscht! Hauptsache schön! Und das war definitiv der Fall. Die Großartigkeit übertrifft sich selbst mit ihrer Vielseitigkeit. Wanderungen und Ausflüge werden niemals langweilig, weil die Natur einen immer wieder mit neuem überrascht.

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4 Tage nur waren wir dort. Das reicht gerademal um sich einen groben Überblick zu verschaffen und macht Lust auf mehr.

Nobbi und ich hatten noch einen offenen Punkt in unserer imaginären USA Bucket-Liste. Wir hätten so gerne mal einen Bären gesehen. Obwohl wir öfters in der Sierra Nevada unterwegs waren, haben wir nie einen Bären getroffen. In der Sierra gibt es nur Schwarzbären, sie gelten als nicht so aggressiv wie Grizzlybären aber dennoch bereitet man sich natürlich vor, bevor man in der Sierra wandert.

Man kennt die Regeln: Krach ist das oberste Gebot, denn ein Bär vermeidet eigentlich, dem Menschen zu nah zu kommen, wenn es dann doch zu einem Vis-a-vis kommen sollte, dann soll man beruhigend auf ihn einreden, weder fliehen noch ducken und ihn mit Gegenständen beschmeißen, die aber auf keinen Fall essbar sein dürfen. Würde man mit Lebensmitteln schmeißen, käme der Bär eventuell auf die Idee, dass da noch mehr zu holen ist und vor allem würde er sich für später merken, dass Menschen leckere Sachen haben und wenn sie nicht freiwillig damit schmeißen, dann muss man eben näher ran und sich das Zeug selber holen.

Auf den Warnschildern zu Schwarzbären hört sich alles noch recht entspannt an, aber dennoch wird man gebeten sich streng an die Regeln zu halten, vor allem kein Essen herumliegen zu lassen und auf Wanderungen und beim Zelten Bären sichere Food-Container zu benutzen.

Wir trafen nie einen. Höchst wahrscheinlich lag das daran, dass wir immer ausreichend Krach gemacht haben.

Im Flugzeug sah ich eine Dokumentation über Grizzlybären in Alaska und wir lasen natürlich den ein oder anderen Artikel. Grizzlybären sind aggressiver als Schwarzbären, im Großen und Ganzen gelten aber die gleichen Regeln. Krach ist immer gut, Essen zu haben ist ganz schlecht und niemals darf man dem Bären in die Augen schauen. Schau an ihm vorbei, rede in tiefer beruhigender Stimme mit ihm und versichere ihm, dass alles in Ordnung ist. Sollte er sich entscheiden dich anzugreifen, dann kämpfe ohne Schwäche zu zeigen, wehr dich so gut du kannst bis an den Punkt wo du dich besser tot stellen solltest. Das aber wirklich überzeugend, ohne schreien oder zucken, auch wenn er dich beißen sollte, um zu gucken, ob du wirklich tot bist, denn dann lässt er eventuell von dir ab, wenn er nicht gerade hungrig ist.

Um es nicht so weit kommen zu lassen, wird empfohlen, ein Spray gegen Bären mit sich zu führen. Wir schmunzelten darüber, denn es erinnert mich sehr an den low budget Batman und Robin Film aus den 60ern. Robin steuert einen Hubschrauber über dem Meer, Batman steht auf einer Strickleiter und hat einen Hai am Bein. Er bittet Robin ihm das Bat Spray gegen Haie zu bringen, das im Hubschrauber neben Barracuda, Manta und Whale Sprays steht.

In mehreren Artikel lasen wir jedoch, dass Bear Spray, rechtzeitig eingesetzt, die meisten Bären von einem Angriff zurückziehen lässt.

Da wir erstens zelten wollten und zweitens wandern wollten, beschlossen wir in Bärspray zu investieren. Da wir uns schon mal nicht an Wanderregel Nr.1 halten konnten, nur in größeren Gruppen ab 3 Personen zu wandern. Wir waren halt nur zu zweit.

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Ich kaufte Bärenspray, aber nur eine Flasche, denn es kostet tatsächlich 50$. Unfassbar, wahrscheinlich nutzt es nicht mal was und man will den Wanderern nur Angst machen, damit sie das Geld auch ausgeben. Nobbi und ich beschlossen einfach, uns 4 Tage nur Seite an Seite zu bewegen, damit ein Spray reicht.

Wir fühlten uns vorbereitet. Krach, wenn schwätzen damit gemeint ist, kein Problem. Bärenpsychologie 1-3 durch Filme und Artikel erledigt, ein sündhaft teures Bear Repellent, was kann uns denn noch passieren? Kamera fast immer griffbereit, erstens um Fotos zu machen, zweitens um im Notfall damit zu schmeißen.

Die Statistik war übrigens auch auf unserer Seite. Denn bei durchschnittlich einer tödlichen Bärenattacke im Jahr in gesamt Nordamerika, kann uns dieses Jahr eigentlich nichts mehr passieren, denn es gab dieses Jahr schon eine. (bei etwa 30 Bärenattacken im Jahr, die überlebt werden)

Fehlte nur noch der Bär!

Unsere Zeltnachbarn erzählten, sie seien schon eine Woche da und hätten immer noch keinen Bären gesehen. Nun gut, wenn wir morgens den Campingplatz verließen, waren die beiden Herren noch am Zelt, wenn wir abends zurück kamen, loderte bei ihnen schon lange ein Feuer vor dem Zelt, ich vermute, sie verließen den Campingplatz nur zur Mittagszeit, wenn alle Bären gerade ihr Mittagschläfchen hielten.

Wir waren jedenfalls bereit und schon bei unserer ersten Wanderung kamen uns Zweifel, ob der Wunsch einen Bär zu sehen, wirklich eine so gute Idee ist. Wir bestiegen einen kleinen 2000er, eine Wanderung, die laut Wanderkarte als moderat einzustufen war und dem vollem Parkplatz am Einstieg der Wanderung nach zu urteilen auch schon rege bewandert wurde.

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Am Einstieg nochmals der Hinweis auf die Gefährlichkeit der Bären und die Verhaltensregeln, mit dem Hinweis: Wandere immer nur in Gruppen von 3 und mehr! Na toll, aber wir hatten ja Bärenspray und andere Wanderer vor uns. Wir sind sicher!

Der Weg schlängelte sich durch einen lieblichen Tannenhain, dichter Bewuchs und Bären hätten überall sein können. Also machten wir Krach. Das heißt, ich schwätzte und Nobbi schwieg, das ist unsere Arbeitsteilung. Wenn dann der Bär doch kommt, weil Nobbi zu wenig Krach gemacht hat, muss er eben sprayen und kämpfen. Ich bleib beim reden.

Nach einigen Minuten kam uns eine Gruppe von Jugendlichen mit einem Ranger entgegen, der uns fröhlich darauf aufmerksam machte, dass wir gleich auf jeden Fall auf den frischen Bärenhaufen acht geben sollten, der mitten auf dem Weg lag, der wär noch warm.

Schluck!

Frischer Bärenhaufen, noch warm...das heißt der Bär ist gar nicht weit. Wir überdachten den Wunsch einen Bären zu sehen nochmal und änderten ihn in: “Wir würden gerne einen Bären aus absolut sicherer Entfernung sehen, ohne ihm selber dabei zu nahe zu kommen.” Genauso äußerte ich den Wunsch der nächsten famosen Sternschnuppe gegenüber, noch in derselben Nacht.

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man beachte die winzig erscheinenden Berglupinenblätter links im Bild,
sie sind etwa 3 cm im Durchmesser, der Bärenhaufen etwa 25-30 cm,
ich hatte leider kein Streichholz dabei, als Größenvergleich


Der Haufen war beeindruckend. Beeindruckend groß und tolle Farbe, denn der Bär hatte wohl irgendwelche knallroten Früchte mit gelben Kernen verspeist, vielleicht Hagebutten. Trotzdem unheimlich, nur nicht zu lange rumstehen. Wir wanderten laut und zügig bis über die Baumgrenze, wo wir uns wieder etwas entspannten, da man nun ja gucken kann, ob da ein Bär ist oder nicht. Da war keiner! Nur toller Ausblick nach allen Seiten.

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An wilden Tieren trafen wir auf dieser Wanderung ein Streifenhörnchen,

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einen großen Bodenvogel, den ich nicht kannte

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und einige kleinere Piepmätze, die ich auch nicht kannte, aber die schön blau waren.

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Außerdem Schmetterlinge und Libellen. Wir sahen Bison- und Kojotenlosung, die sich von der kalifornischen Kojotenlosung in ihrer Größe unterscheidet. Vielleicht war es doch Wolf, aber dafür schien sie mir dann doch zu klein.

Wir waren nicht enttäuscht, ehrlich gesagt waren wir erleichtert. Natürlich wollten wir mal einen Bär sehen, aber er muss einem ja nicht gleich bei einer Wanderung begegnen. Der Haufen war Spannung genug.

Auch auf anderen Wanderungen trafen wir keinen. In dichtem Gebüsch wandert der Respekt immer mit, Angst nie, nur Respekt und es kam tatsächlich vor, dass ich des Schwätzens müde wurde und mich zwingen musste was zu sagen, nur um eventuelle Bären zu warnen.

Wir sahen also keinen einzigen Bären auf unsren Wanderungen und trotzdem ging unser Wunsch in Erfüllung.

Immer wieder sieht man am Straßenrand Menschenansammlungen und schon nach dem ersten mal hat man verstanden, dass dies vorkommt, wenn es irgendwo irgendwelche Tiere zu sehen gibt, Gänse, Rehe, Wapitihirsche, Büffel. Es lohnt sich meistens anzuhalten, die Kamera mit dem Tele zu nehmen, sich ins Getümmel zu stürzen und zu gucken. Wenn man nichts sieht, sollte man fragen, was denn der Grund dieser Ansammlung sei, dann erfährt man wenigstens was man verpasst hat.

So fuhren wir in eine Ansammlung von Autos, suchten eine Lücke zum Parken und fragten, was es denn hier zu sehen gäbe, denn man sah nichts. Oh, eben habe ein Bär die Straße überquert und nun marschierte die ganze Menschenhorde hinter ihm her. Man hört auf zu denken. Der Paparazzi tief in einem, sensationslustig ja bildgeil, lädt die Kamera und läuft mit der Masse mit. Gefahr gibt es keine, man ist ja weit genug weg und schon gar nicht alleine. Plötzlich ruft einer eine Richtung, ein anderer beschreibt genauer, z.B. auf dem Baumstamm dort links und 75 Teleobjektive zeigen in die gleiche Richtung und das Klickkonzert beginnt. Mit idyllischer Natur hat das nicht mehr viel zu tun und trotzdem ist es ein wahnsinniges Gefühl. Wenn man durch sein Tele schaut, ist man plötzlich alleine mit dem Bären.

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Es war wohl ein Schwarzbär, der nun auf der anderen Straßenseite einen umgefallenen Baumstamm entlang spazierte und allmählich aus dem Blickfeld bergauf verschwand. Einfach ist es nicht, auf die Entfernung ein scharfes Bild zu bekommen, aber ein tolles Gefühl allemal.

Bear – done!

Und genau wie wir uns das gewünscht haben. Aus sicherer Entfernung, fototauglich, wenn auch nie ganz scharf, weil er einfach nicht stillhalten wollte, aber absolut ungefährlich.

Ein Weilchen später, am gleichen Tag, fuhren wir mit Freude in den nächsten Stau. Wieder griff man das Wort Bär auf, und diesmal war es eine Mutter mit zwei Jungen, wesentlich näher als der erste und die Gute war längst nicht so entspannt wie unser Kumpel vom Baumstamm.

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Ich hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen, als ich mich in das Getümmel stürzte, um ein paar Fotos zu machen. Die Kleinen waren unglaublich, eben süße Bärenkinder, die Mutter schien mir nervös, jedoch darauf bedacht, den Menschen den Rücken zu kehren und zu gehen.

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Gleich vier Bären an einem Tag. Wildlife Drive Through vom Feinsten!


International Geograffities
Buffalos and Bubble Holes